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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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höchsten Ebene und die Leute, die an dem Projekt direkt arbeiten. Selbst ich habe nur das Nötigste gewußt. Bis heute.«
    Boothby faßte in seine Aktentasche, zog eine Karte hervor und breitete sie auf dem Tisch aus. Er setzte seine Lesebrille auf, was er in Vicarys Beisein noch nie getan hatte.
    »Hier sind die Strände in der Normandie«, sagte er und tippte mit seinem goldenen Füller auf die Karte. »Und hier ist die Baie de la Seine. Die Invasionsplaner sind davon überzeugt, daß es nur eine Möglichkeit gibt, Truppen und Kriegsgerät so schnell an Land zu bringen, wie es die Operation erfordert: Wir brauchen einen großen, voll funktionsfähigen Hafen.
    Andernfalls endet die Invasion in einem totalen Fiasko.«
    Vicary, der aufmerksam lauschte, nickte.
    »Die Sache hat nur einen Haken«, fuhr Boothby fort. »Wir haben nicht die Ab sicht, einen Hafen zu erobern. Und hier haben wir die Lösung.« Boothby faßte abermals in die Tasche und zog eine zweite Karte desselben französischen Küstenabschnitts hervor, nur daß auf dieser entlang der Küste eine Reihe von Markierungen eingezeichnet waren. »Der Deckname lautet Operation Mulberry. Wir bauen hier in Großbritannien zwei komplette künstliche Häfen und schleppen sie am Tag der Invasion über den Kanal.«
    »Gütiger Himmel«, murmelte Vicary.
    »Sie werden jetzt in eine sehr exklusive Bruderschaft aufgenommen, Alfred, hören Sie also gut zu.« Boothby tippte wieder mit seinem Füllhalter auf die Karte. »Dies hier sind riesige Schwimmplattformen aus Stahl. Sie werden ein paar Meilen vor der Küste vertäut. Sie sollen die Wellen dämmen, die gegen die Küste branden. Hier werden wir nebeneinander mehrere alte Handelsschiffe versenken, um eine Mole zu errichten. Dieser Teil der Operation trägt den Namen  Gooseberry. Dies hier sind schwimmende Pontonpiers mit Moleköpfen an ihrem Ende. Unsere Schiffe legen an den Moleköpfen an. Ihre Fracht wird direkt auf Lastwagen verladen und an Land gebracht.«
    »Unglaublich«, sagte Vicary.
    »Das Rückgrat des gesamten Projekts sind diese Dinger - hier, hier und hier«, sagte Boothby, wobei er auf drei Punkte tippte.
    »Ihr Deckname ist Phönix. Es handelt sich um riesige Senkkästen aus Stahl und Beton. Sie werden über den Kanal geschleppt und als innere Wellenbrecher in einer Reihe versenkt. Sie bilden die kritischste Komponente der Operation Mulberry.« Boothby zögerte einen Moment. »Commander Peter Jordan ist mit der Durchführung dieser Operation betraut.«
    »Mein Gott«, entfuhr es Vicary.
    »Ich fürchte, es kommt noch schlimmer. Beim Projekt Phönix sind Schwierigkeiten aufgetreten. Laut Plan sollen einhundertfünfzig solcher Senkkästen gebaut werden. Sie sind riesig, bis zu zwanzig Meter hoch. Einige verfügen sogar über Mannschaftsunterkünfte und Flakgeschütze.
    Das erfordert enorme Mengen an Beton und Stahlträgern und sehr viele qualifizierte Facharbeiter. Das Projekt leidet von Anfang an unter Baustoffmangel, und deshalb kam es zu erheblichen Verzögerungen.«
    Boothby faltete die Karten zusammen und verschloß sie in seiner Schreibtischschublade. »Gestern abend erhielt Commander Peter Jordan den Befehl, die Baustellen im Süden zu inspizieren und sich ein Bild davon zu machen, ob die Senkkästen rechtzeitig fertiggestellt werden können. Er hat das Gebäude am Grosvenor Square mit einer Aktentasche verlassen, die an sein Handgelenk gekettet war. In der Aktentasche befanden sich die Phönix -Pläne.«
    »Allmächtiger«, sagte Vicary. »Warum zum Teufel hat er das getan?«
    »Das Haus, in dem er hier in London wohnt, gehört seiner Familie. Es verfügt über einen Safe. Die Jungs von der Personalsicherheit haben ihn sich angesehen und ihr Ja gegeben.«
    Soweit wäre es nie gekommen, wenn Boothby meine Warnung weitergegeben hätte! dachte Vicary und sagte: »Wenn Commander Jordan bestohlen worden ist, könnte also ein großer Teil der Pläne für Operation Mulberry den Deutschen in die Hände gefallen sein.«
    »Ich furchte, ja«, sagte Boothby. »Und damit nicht genug.
    Wer Mulberry kennt, kennt auch das Geheimnis der Invasion.
    Das liegt in der Natur der Sache. Wenn sie entdecken, daß wir einen künstlichen Hafen bauen, dann wissen sie auch, daß wir in der Normandie kommen.«
    »Wer zum Teufel ist dieser Commander Peter Jordan eigentlich?«
    Boothby stöberte wieder in seiner Tasche. Er brachte ein dünnes Dossier zum Vorschein und warf es über den Tisch. »Er war früher Chefingenieur bei

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