Double Cross. Falsches Spiel
Clubs. Ich habe zwanzig Zeugen, die Ihnen das bestätigen.«
»Warum bist du der Polizei aus dem Weg gegangen?«
»Ich bin der Polizei nicht aus dem Weg gegangen. Immerhin habt ihr Jungs mich ja gefunden.« Pope spähte zu Vicary hinüber, der auf seine Hände hinabsah. »Redet der nie was?«
»Halt's Maul und sieh mich an, Pope. Du bist der Polizei aus dem Weg gegangen, weil du weißt, wer deinen Bruder umgebracht hat, und weil du seinen Tod selber rächen wolltest.«
»Sie reden Unsinn, Harry.«
»Ich kenne eine sehr nette Lady in Islington, die behauptet, daß du kurz nach Vernons Ermordung in ihre Pension eingedrungen bist und nach einer Frau gesucht hast.«
»Dann irrt sich die nette Lady in Islington eben.«
»Verarsch mich nicht, Pope!«
»Immer mit der Ruhe, Harry.«
»Du hast sie tagelang gesucht, aber nicht gefunden. Hast du dir eigentlich mal überlegt, warum sie dir und deinen Jungs entwischt ist?«
»Nein, weil ich keinen blassen Schimmer habe, wovon Sie reden, Harry.«
»Hast du dir mal überlegt, warum du nicht herausgekriegt hast, wo sie wohnt?«
»Ich habe es nie versucht, denn ich habe die Frau nie gesehen.«
Harry bemerkte, daß Popes Gesicht vor Schweiß glänzte. Er dachte: Jetzt habe ich dich endlich.
Vicary hatte es offensichtlich ebenfalls bemerkt, denn nun ergriff er zum ersten Mal das Wort. »Sie sind nicht ganz ehrlich zu uns, Mr. Pope«, sagte er höflich, immer noch auf seine Hände blickend. »Andererseits waren wir aber auch nicht ganz ehrlich zu ihm, nicht wahr, Harry?«
Perfektes Timing, Alfred, gut gemacht, dachte Harry und sagte: »Nein Alfred, wir waren alles andere als ehr lich zu unserem Mr. Pope.«
»Wovon redet ihr beide eigentlich?« fragte Pope völlig verwirrt.
»Wir sind dem Kriegsministerium angeschlossen. Wir sind vom Sicherheitsdienst.«
Ein Schatten huschte über Popes Gesicht. »Was hat der Mord an meinem Bruder mit dem Krieg zu tun?« Seine Stimme klang nicht mehr so selbstsicher.
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Wir wissen, daß diese Frau eine deutsche Spionin ist. Und wir wissen, daß sie Hilfe von Ihnen wollte. Und wenn Sie jetzt nicht den Mund aufmachen, sehen wir uns gezwungen, zu drastischeren Mitteln zu greifen.«
Pope blickte zu Harry, als sei Harry zu seinem Anwalt bestellt worden. »Ich kann ihm nicht sagen, was er wissen will, weil ich nichts weiß. Ich habe die Frau nie im Leben gesehen.«
Vicary machte ein enttäuschtes Gesicht. »Dann sind Sie hiermit verhaftet.«
»Unter welcher Anklage?«
»Spionage.«
»Spionage? Das können Sie nicht tun. Sie haben keine Beweise.«
»Ich habe genug Beweise, um Sie einzusperren, bis Sie schwarz werden.« Vicarys Stimme hatte einen drohenden Unterton angenommen. »Wenn Sie den Rest Ihres Lebens nicht in einer dreckigen, stinkenden Zelle verbringen wollen, dann rate ich Ihnen, endlich zu reden.«
Pope blinzelte nervös, und sein Blick wanderte von Vicary zu Harry. Er gab sich geschlagen. »Ich habe Vernon angefleht, den Job nicht zu übernehmen, aber er wollte nicht hören«, sagte er.
»Er wollte ihr nur an die Wäsche. Ich wußte von Anfang an, daß mit der etwas nicht stimmt.«
»Was wollte sie von Ihnen?« fragte Vicary.
»Sie wollte, daß wir drei Tage lang einen amerikanischen Offizier beobachten. Sie wollte einen umfassenden Bericht über das, was er in London so treibt. Sie hat zweihundert Mäuse dafür hingelegt. Sie hat sich seitdem oft mit ihm getroffen.«
»Wo?«
»In Lokalen, in seinem Haus.«
»Woher wissen Sie das?«
»Wir sind ihnen gefolgt.«
»Wie heißt sie?«
»Catherine, den Nachnamen weiß ich nicht.«
»Und wie heißt der Offizier?«
»Commander Peter Jordan, US Navy.«
Vicary ließ Robert Pope und Dicky Dobbs sofort in Haft nehmen. Er sah keinen Grund, einem notorischen Dieb und Lügner gegenüber sein Wort zu halten. Außerdem konnte er sie nicht frei herumlaufen lassen. Vicary veranlaßte, daß sie in einem MI5-Gefangnis außerhalb Londons auf Eis gelegt wurden.
Harry Dalton telefonierte mit den Amerikanern am Grosvenor Square und fragte, ob im SHAEF-Hauptquartier ein amerikanischer Marineoffizier namens Peter Jordan bekannt sei.
Fünfzehn Minuten später rief jemand zurück und fragte: »Wer will das wissen?« Harry erkundigte sich nach Jordans Aufgabenbereich, darauf sagte der Amerikaner: »Auf jeden Fall ist er in einer höheren Soldgruppe als Sie - als Sie und ich.«
Harry berichtete Vicary von dem Gespräch. Vicary spürte, wie das Blut aus
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