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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Brummen eines Motors riß ihn aus seinen Gedanken. Ein Lieferwagen hielt vor dem Lagerhaus. Ein großer, kräftiger Mann kletterte aus der Fahrertür. Harry erkannte ihn im schwachen Dämmerlicht.
    »Kennen Sie ihn?« fragte Clive Roach.
    »Ja«, antwortete Harry. »Das ist Dicky Dobbs.«
    »Macht nicht den Eindruck, als ob er mit sich spaßen läßt.«
    »Er ist Popes Chefgorilla und Geldeintreiber.«
    »Also wenn ich auf der Flucht wäre, hätte ich den gern als Beschützer bei mir.«
    »Richtig«, sagte Harry. »He da hinten, Dornröschen, aufwachen.«
    Dobbs schloß die Seitenpforte auf und verschwand im Lagerhaus. Einen Augenblick später wurde das Haupttor nach oben gezogen. Dobbs trat heraus und kletterte wieder in den Lieferwagen.
    Roach ließ den Motor an, während Meadows sich aufsetzte.
    Dobbs fuhr den Lieferwagen ins Lagerhaus.
    Roach gab Vollgas und bremste dicht hinter dem Lieferwagen, bevor Dobbs das Tor wieder schließen konnte.
    »Was zum Teufel soll das?« brüllte Dobbs.
    »Umdrehen«, rief Meadows. »Pfoten hoch und Schnauze halten!«
    Harry trat vor und öffnete die Heckklappe des Lieferwagens.
    Pope kauerte auf dem Boden. Er schaute auf, lächelte und sagte:
    »Wenn das nicht mein alter Freund Harry Dalton ist.«
    Catherine Blake fuhr mit dem Taxi in ihre Wohnung. Es war noch früh, kurz nach Tagesanbruch, und ein mattes Perlmuttgrau überzog den Himmel. Sie hatte noch sechs Stunden Zeit bis zu dem vereinbarten Treff mit Horst Neumann in Hampstead Heath. Sie zog sich aus, wusch sich Gesicht und Hals und schlüpfte in ein Nachthemd und einen Morgenmantel. Sie brauchte dringend ein paar Stunden Schlaf, aber vorher hatte sie noch etwas zu erledigen.
    Heute nacht war sie zu weit gegangen. Wäre Jordan nur ein paar Sekunden früher heruntergekommen, hätte sie ihn erschießen müssen. Sie hatte ihm gesagt, sie sei wegen des Vorfalls auf der Straße so aufgeregt gewesen, daß sie nicht habe einschlafen können, und sie habe mit einem Brandy ihre Nerven beruhigen wollen. Anscheinend hatte er ihr geglaubt, daß sie deshalb mitten in der Nacht aufgestanden sei, doch sie bezweifelte, daß er ihr eine solche Geschichte ein zweites Mal abkaufen würde.
    Sie ging ins Wohnzimmer und setzte sich an ihren Sekretär.
    Sie zog die Schublade auf und entnahm ihr ein Blatt Papier und einen Stift. Sie schrieb nur vier Worte: Hol mich jetzt raus! Sie legte das Blatt auf den Tisch und richtete den Schein der Lampe darauf. Sie zog die Kamera aus ihrer Handtasche und hielt sie ans Auge. Sie legte ihre linke Hand neben das Papier. Vogel würde sie erkennen. Quer über den Daumen zog sich eine Narbe. Sie rührte von einer Schnittverletzung her, die sie sich bei seinem verfluchten Kurs in lautlosem Töten zugezogen hatte. Sie fotografierte ihre Hand und die Nachricht zweimal, dann verbrannte sie das Blatt Papier im Waschbecken im Badezimmer.

36
    London

    Harry Dalton dachte: Wenn ich mir diesen Mist noch eine Minute länger anhören muß, fessele ich Pope mit Handschellen an den Stuhl und poliere ihm die Fresse. Sie befanden sich in einem kleinen, verglasten Büro im Erdgeschoß des Lagerhauses.
    Pope saß auf einem unbequemen Holzstuhl, Harry lief wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Vicary hatte still in einer dunklen Ecke Platz genommen und schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Harry und Vicary hatten nicht verraten, für welche Behörde sie arbeiteten. Für Pope waren sie ganz normale Beamte von der Londoner Polizei. Seit einer Stunde stritt Pope ab, die Frau zu kennen, mit deren Foto Harry vor seiner Nase wedelte. Seine Miene war gelassen, gelangweilt und unverschämt, die Miene eines Mannes, der ein Leben lang gegen das Gesetz verstoßen und noch nie eine Gefängniszelle vo n innen gesehen hatte. Ich kriege ihn nicht, dachte Harry. Er schafft mich.
    »Na schön«, sagte Harry, »versuchen wir es noch einmal.«
    Pope sah auf seine Uhr und sagte: »Nicht noch einmal. Ich muß mich um mein Geschäft kümmern.«
    Harry spürte, daß er langsam die Beherrschung verlor. »Du hast diese Frau also noch nie gesehen?«
    »Ich habe es Ihnen schon hundert Mal gesagt. Nein!«
    »Ich habe einen Zeugen, der behauptet, daß diese Frau am selben Tag, an dem dein Bruder ermordet wurde, euer Lagerhaus betreten hat.«
    »Dann irrt sich Ihr Zeuge. Lassen Sie mich mit ihm reden. Ich kann ihm bestimmt klarmachen, daß er sich täuscht.«
    »Davon bin ich überzeugt! Wo warst du, als dein Bruder ermordet wurde?«
    »In einem meiner

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