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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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überzeugt sind, daß wir einen künstlichen Hafen bauen, könnten sie einen entscheidenden Schritt weiter gehen und zu dem Schluß kommen, daß wir in der Normandie angreifen wollen, nicht bei Calais.«
    »Ich finde«, schaltete sich Vicary ein, »wir sollten von dieser Annahme ausgehen und entsprechende Maßnahmen ergreifen.«
    »Ich schlage vor«, sagte Boothby, »daß wir Catherine Blake mit Jordans Hilfe in eine Falle locken. Wir verhaften sie, nehmen sie in die Mangel und drehen sie um. Wir benutzen sie, um den Deutschen falsche Informationen zuzuspielen. Wir verwirren sie und versuchen, ihnen weiszumachen, daß  Mulberry alles mögliche ist, nur kein künstlicher Hafen, der für die Normandie bestimmt ist.«
    Vicary räusperte sich leise und sagte: »Mit dem zweiten Teil Ihres Vorschlags bin ich voll und ganz einverstanden, Sir Basil.
    Doch ich fürchte, der erste Teil dürfte nicht ganz so einfach sein, wie es den Anschein hat.«
    »Warum nicht, Alfred?«
    »Nach allem, was wir über diese Frau wissen, ist sie hervorragend geschult und äußerst skrupellos. Ich bezweifle, daß wir sie dazu überreden können, mit uns zusammenzuarbeiten. Sie ist nicht wie die anderen.«
    »Nach meiner Erfahrung kooperiert jeder, wenn man ihm mit dem Galgen droht, Alfred. Aber was würden Sie vorschlagen?«
    »Ich schlage vor, daß Peter Jordan sich weiterhin mit ihr trifft.
    Doch von heute an bestimmen wir, was in der Aktentasche ist und in den Safe gelangt. Wir lassen sie arbeiten und beschatten sie. Wir müssen herauskriegen, auf welchem Weg sie das Material nach Berlin schickt. Wir müssen die anderen Agenten des Netzes enttarnen. Dann erst verhaften wir sie. Wenn wir alle aus dem Verkehr gezogen haben, können wir die höchsten Stellen der Abwehr direkt mit fingiertem Material füttern, bis zum Tag der Invasion.«
    »Basil«, sagte Churchill, »was halten Sie von Alfreds Plan?«
    »Er ist brillant«, antwortete Boothby. »Aber was ist, wenn Alfreds Befürchtungen hinsichtlich Jordan begründet sind? Wenn er tatsächlich ein deutscher Spion ist? Jordan könnte einen nie wieder gutzumachenden Schaden anrichten.«
    »Das wäre auch bei Ihrem Plan der Fall, Sir Basil. Ich fürchte, wir müssen dieses Risiko eingehen. Jordan wird keine Sekunde mit ihr oder irgend jemand anderem allein sein. Ab sofort wird er rund um die Uhr überwacht. Wir folgen ihm auf Schritt und Tritt. Beim leisesten Verdacht greifen wir ein, verhaften Catherine Blake und versuchen es mit Ihrem Plan.«
    Boothby nickte. »Glauben Sie, daß Jordan das schafft? Immerhin hat er uns eben erzählt, daß er diese Frau liebt. Sie hat ihn verraten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er in der Stimmung ist, die Romanze mit dieser Frau fortzusetzen.«
    »Er muß einfach«, sagte Vicary. »Er hat uns in den Schlamassel gebracht. Und er ist der einzige, der uns wieder herausholen kann. Wir können ihn nicht durch einen Profi ersetzen. Sie haben ihn ausgewählt. Kein anderer kann seinen Platz einnehmen. Und sie werden alles für bare Münze nehmen, was sie in Jordans Tasche finden.«
    Churchill sah Eisenhower an: »General?«
    Eisenhower drückte seine Zigarette aus, überlegte einen Moment, dann sagte er: »Als ich instruiert wurde, war von einem solchen Plan nicht die Rede. Aber wenn es wirklich keinen anderen Ausweg gibt, dann stimme ich dem Vorschlag des Professors zu. General Betts und ich werden dafür sorgen, daß Sie vom SHAEF die nötige Unterstützung erhalten.«
    »Also abgemacht«, sagte Churchill. »Und Gott stehe uns bei, wenn es nicht klappt.«
    »Ich heiße übrigens Vicary, Alfred Vicary. Und das ist Harry Dalton, mein Mitarbeiter. Und dieser Gentleman ist Sir Basil Boothby. Er ist unser Vorgesetzter.«
    Es war früh am nächsten Morgen, eine Stunde nach Tagesanbruch. Sie gingen einen schmalen Fußweg unter Bäumen entlang, Harry wie ein Späher ein paar Schritte voraus, dann Vicary und Jordan, Seite an Seite, und schließlich Boothby, dessen große Gestalt hinter ihnen aufragte. In der Nacht hatte es aufgehört zu regnen, aber der Himmel war immer noch wolkenverhangen. Das fahle Winterlicht bleichte die Farben der Bäume und Hügel. Nebelschleier bedeckten den Boden in den Senken, und die Luft roch nach dem Rauch der Holzfeuer, die im Innern des Hauses brannten. Jordans Blick ruhte kurz auf jedem der Männer, während sie ihm vorgestellt wurden, aber er streckte keinem die Hand hin. Er ließ beide Hände in den Taschen der Öljacke, die man

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