Double Cross. Falsches Spiel
Catherine Blake nicht mitgeteilt.«
»Haben Sie sie getroffen, bevor wir Sie auf dem Grosvenor Square abgefangen haben?«
»Nein. Ich bin von den Baustellen direkt zum SHAEF gefahren.«
Vicary faßte in seine Aktentasche und legte zwei Fotografien auf den Tisch, eine von Robert Pope, die andere von Dicky Dobbs.
»Haben Sie diese beiden Männer schon einmal gesehen?«
»Sie kommen mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann Ihnen nicht sagen, wo ich sie gesehen habe.«
Vicary öffnete Jordans Akte und schlug eine Seite auf.
»Erzählen Sie mir von dem Haus, in dem Sie wohnen.«
»Mein Schwiegervater hat es vor dem Krieg gekauft. Er reiste damals häufig aus geschäftlichen und privaten Gründen nach London und wollte ein komfortables Haus, in dem er wohnen konnte, wenn er in der Stadt weilte.«
»Benutzt sonst noch jemand das Haus?«
»Margaret und ich haben dort gewohnt, wenn wir in Europa Ferien machten.«
»Hat die Bank Ihres Schwiegervaters in Deutschland Investitionen getätigt?«
»Ja, viele. Aber aus den meisten Geschäften hat er sich vor Kriegsausbruch wieder zurückgezogen.«
»Hat Ihr Schwiegervater diese Transaktionen persönlich beaufsichtigt?«
»Den Großteil der Arbeit hat ein Mann namens Walker Hardegen erledigt. Er ist die Nummer zwei in der Bank. Er spricht fließend Deutsch und kennt das Land sehr gut.«
»Ist er vor dem Krieg nach Deutschland gereist?«
»Ja, mehrmals.«
»Haben Sie ihn jemals begleitet?«
»Nein, ich hatte nichts mit den Geschäften meines Schwiegervaters zu tun.«
»Hat Walker Hardegen das Haus in London benutzt?«
»Möglich, ich weiß es nicht.«
»Wie gut kennen Sie Walker Hardegen?«
»Sehr gut.«
»Dann sind Sie also befreundet?«
»Das nicht gerade.«
»Sie kennen ihn gut, sind aber nicht mit ihm befreundet?«
»Richtig.«
»Sie sind miteinander verfeindet?«
»Verfeindet wäre ein zu starkes Wort. Wir verstehen uns nur nicht besonders.«
»Warum nicht?«
»Er ging mit meiner Frau, bevor ich sie kennenlernte. Ich glaube, er war immer noch in sie verliebt. Bei meiner Abschiedsparty war er ziemlich betrunken. Er gab mir die Schuld an ihrem Tod. Sie sei nur deshalb ums Leben gekommen, weil ich ein Geschäft unter Dach und Fach bringen wollte.«
»Ich würde einen Mann, der so etwas zu mir sagt, durchaus als meinen Feind betrachten.«
»Damals hätte ich ihn am liebsten verprügelt.«
»Geben Sie sich selbst die Schuld am Tod Ihrer Frau?«
»Natürlich. Wenn ich sie nicht gebeten hätte, zu diesem lächerlichen Geschäftsessen in die Stadt zu kommen, wäre sie heute noch am Leben.«
»Wieviel weiß Walker Hardegen über Ihre Arbeit?«
»Nichts.«
»Weiß er, daß Sie ein begabter Ingenieur sind?«
»Ja.«
»Weiß er, daß man Sie nach London geschickt hat, um an einem geheimen Projekt zu arbeiten?«
»Das konnte er sich wahrscheinlich zusammenreimen, ja.«
»Haben Sie Operation Mulberry jemals in Ihren Briefen nach Hause erwähnt?«
»Niemals. Sie wurden alle von der Militärzensur freigegeben.«
»Haben Sie jemals mit einem Verwandten über Operation Mulberry gesprochen?«
»Nein.«
»Mit Freunden?«
»Nein.«
»Auch nicht mit Shepherd Ramsey?«
»Nein.«
»Hat er Sie danach gefragt?«
»Ständig.«
»Haben Sie die Absicht, Catherine Blake wiederzusehen?«
»Nein. Ich will sie nie wiedersehen.«
»Tja, das dürfte kaum möglich sein, Commander Jordan.«
»Wovon reden Sie?«
»Alles zu seiner Zeit. Es ist schon spät. Ich glaube, wir könnten alle etwas Schlaf gebrauchen. Wir machen morgen früh weiter.«
Vicary stand auf und ging zu dem Platz, an dem Boothby saß.
Er beugte sich zu ihm hinunter und sagte: »Wir müssen miteinander reden.«
»Ja«, sagte Boothby. »Gehen wir nach nebenan.« Er stemmte sich aus seinem Stuhl und faßte Vicary am Ellbogen. »Das haben Sie hervorragend gemacht«, sagte er. »Mein Gott, Alfred, seit wann sind Sie so ein Mistkerl?«
Boothby öffnete eine Tür und ließ Vicary den Vortritt. Vicary huschte an ihm vorbei und trat in das Zimmer.
Er traute seinen Augen nicht.
»Hallo, Alfred«, sagte Winston Churchill. »Schön, Sie wiederzusehen, auch wenn ich die Umstände bedauere. Ich möchte Sie mit einem Freund bekanntmachen. Professor Alfred Vicary, das ist General Eisenhower.«
Dwight Eisenhower erhob sich aus seinem Sessel und streckte ihm die Hand entgegen.
Der Raum war früher ein Arbeitszimmer gewesen. In die Wände waren Bücherregale eingebaut, und auf der einen Seite stand ein
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