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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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taube Gefühl beschrieb, das er empfand, wenn die Ärzte seine abgestorbenen Gliedmaßen bewegten. Mein Gott, Helen. Wie konntest du nur? Boothby, mein Gott!
    Ekelhafte Bilder ihres Liebesspiels schossen ihm durch den Kopf. Er schloß die Augen und versuchte, sie zu verscheuchen.
    Ausgerechnet Boothby, verdammt noch mal! Unfaßbar, wie ein Teil seines Lebens plötzlich in den anderen eingebrochen war.
    Helen und Boothby - absurd. Zu absurd, um sich damit zu befassen. Aber es stimmte. Er wußte es.
    Wo war er jetzt? Er roch den Fluß und ging dem Geruch nach.
    Das Victoria Embankment. Schlepper zogen Lastkähne ohne Positionslichter den Fluß hinauf. In der Ferne dröhnte ein Nebelhorn. Vicary vernahm das lustvolle Stöhnen eines Mannes und dachte schon, seine Phantasie spiele ihm wieder einen Streich. Er blickte nach links und machte im Dunkeln eine Hure und einen Soldaten aus. Sie hatte ihre Hand in seinem Hosenschlitz. »Ach herrje! Entschuldigen Sie.«
    Er eilte weiter. Am liebsten wäre er jetzt in Boothbys Büro hinaufgegangen und hätte ihm die Faust ins Gesicht geschmettert. Er dachte an Boothbys Körpergröße und die Gerüchte über seine Qualitäten als Kampfsportler und kam zu dem Schluß, daß ein solches Unterfangen einem Selbstmordversuch gleichkäme. Im nächsten Moment hatte er das Bedürfnis, ins Duke's zurückzulaufen, Helen zu holen und sie mit nach Hause zu nehmen. Zum Teufel mit den Folgen.
    Dann mußte er wie immer an seine Arbeit denken. An Vogels leere Akte. An Karl Becker in seiner feuchten Zelle - Ich habe es Boothby gesagt. An Rose Morelys zermalmtes Gesicht. An Grace Clarendons Flucht aus Boothbys Höhle. An den Pelikan.
    An Hawke, Boothbys jugendlichen Spion in Oxford. Er hatte das unangenehme Gefühl, daß er ebenfalls benutzt wurde. Bin ich ein zweiter Hawke? fragte er sich.
    Wo war er jetzt? Auf der Northumberland Avenue. Er ging langsamer und lauschte dem angenehmen Rauschen des Feierabendverkehrs. Plötzlich sah er eine attraktive junge Frau, die ungeduldig die vorbeifahrenden Autos beobachtete. Es war Grace Clarendon - ihr weißblonder Haarschopf und ihre blutroten Lippen waren unverwechselbar. Ein großer blauer Humber hielt am Straßenrand. Boothbys Dienstwagen. Die Tür schwang auf, und Grace stieg ein. Der Wagen fuhr los und fädelte sich wieder in den Verkehr ein. Vicary wandte das Gesicht ab, als er an ihm vorüberglitt.
    Vicary fuhr in die West Halkin Street. Mit Einbruch der Nacht hatte ein heftiger Wolkenbruch eingesetzt, wie im Frühling.
    Vicary rieb ein Guckloch in die beschlagene Scheibe und blickte hinaus. Eine dichte Menge wälzte sich über den Gehweg, als fliehe sie vor einer heranrückenden Armee. Die Menschen duckten sich unter ihre Schirme, von denen der Sturm manche umgestülpt hatte, und der schwache Schein ihrer Taschenlampen durchdrang kaum die Dunkelheit. Welcher seltsamen Fügung verdankte er es, daß er auf dem Rücksitz eines Regierungsfahrzeugs saß und nicht da draußen bei den anderen war? Er mußte wieder an Helen denken, und überlegte, wo sie jetzt wohl war. Hoffentlich an einem sicheren und trockenen Ort. Was zum Teufel hatte Grace Clarendon in Boothbys Auto verloren? Gab es darauf vielleicht eine ga nz banale Antwort?
    Ging sie gleichzeitig mit Boothby und Harry ins Bett? Oder gab es dafür einen ernsteren Grund? Er erinnerte sich, was sie hinter der geschlossenen Tür von Boothbys Büro geschrien hatte: Das lasse ich nicht mit mir machen! Schwein! Mieses Schwein! Sie müssen mir sagen, wozu er Sie gezwungen hat, Grace, dachte Vicary. Ich kann es mir ums Verrecken nicht selbst zusammenreimen.
    Er zwang sich, die Frage zurückzustellen und sich auf die Informationen zu konzentrieren, die ihm der Mann vom MI6
    gegeben hatte - Kim Philby. Es war genau das, worauf er gewartet hatte. Kurt Vogels Adjutant Werner Ulbricht war regelmäßig in Lissabon gewesen und hatte sich mit einem Beamten vom portugiesischen Außenministerium namens Suarez getroffen. Der MI6 ging davon aus, daß Suarez etwas übergab - Informationen, Dokumente, Filme - und Ulbricht es nach Berlin mitnahm. Vicary wußte jetzt, wie Catherine Blake und ›Rudolf‹ mit Berlin in Kontakt standen - über einen portugiesischen Diplomatenkoffer.
    Der Wagen hielt vor dem Haus. Vicary stieg aus, hielt sich schützend die Aktentasche über den Kopf und eilte durch den Regen zur Tür. Im Haus herrschte eine ähnliche Atmosphäre wie in einem Theater im West End vor einer riskanten

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