Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
Für einen Augenblick herrschte bedrücktes Schweigen, dann sagte Vicary: »Tut mir leid. Ich würde darauf verzichten, wenn es eine andere Möglichkeit gäbe. Aber es gibt keine.
    Zumindest noch nicht.«
    Jordan sagte nichts.
    »Da ist ein Punkt, der mir seit Ihrer Vernehmung keine Ruhe läßt. Warum konnten Sie sich nicht an die Namen der Männer erinnern, die Sie aufgefordert haben, an der Operation Mulberry mitzuwirken?«
    »Ich kam jede Woche mit Dutzenden von Leuten zusammen.
    Ich kann mich an jeden zweiten nicht mehr erinnern.«
    »Sie sagten, einer von ihnen sei Engländer gewesen.«
    »Ja.«.
    »Hieß er zufällig Broome?«
    »Nein, er hieß nicht Broome«, sagte Jordan ohne Zögern.
    »Daran würde ich mich wahrscheinlich erinnern. Jetzt muß ich aber gehen.«
    Jordan wandte sich zur Tür.
    »Ich habe nur noch eine Frage.«
    Jordan drehte sich um und fragte: »Und die wäre?«
    »Sie sind doch Peter Jordan?«
    »Was zum Teufel ist das für eine Frage?«
    »Eine ziemlich einfache. Sind Sie Peter Jordan?«
    »Natürlich bin ich Peter Jordan. Ich finde, Sie sollten sich wirklich mal ausschlafen, Professor.«

47
    London

    Clive Roach saß an einem Fensterplatz in dem Café gegenüber Catherine Blakes Wohnung. Die Kellnerin brachte ihm Tee und ein Stück Kuchen. Er legte sofort ein paar Münzen auf den Tisch, eine Gewohnheit, die er bei seiner Arbeit angenommen hatte. Roach mußte Lokale in der Regel sehr plötzlich und überstürzt verlassen. Und er durfte unter keinen Umständen Aufsehen erregen. Er nippte an seinem Tee und blätterte halbherzig in einer Morgenzeitung. Sie interessierte ihn nicht wirklich. Sein eigentliches Interesse galt dem Hauseingang auf der anderen Straßenseite. Der Regen wurde stärker. Er war nicht darauf erpicht, wieder auf die Straße zu gehen. Daß er sich Wind und Wetter aussetzen mußte, gehörte zu den unangenehmen Seiten seines Jobs. Wie oft hatte er sich dabei schon eine Erkältung oder Bronchitis zugezogen.
    Er hatte als Lehrer an einer drittklassigen Knabenschule unterrichtet, bevor er sich im September 1939 zur Armee gemeldet hatte. Er war alles andere als der geborene Soldat, ziemlich mager und schwächlich, mit durchscheinender Haut, schütterem Haar und dünner Stimme. Nicht gerade das Holz, aus dem Offiziere geschnitzt sind. Bei der Musterung fielen ihm zwei Männer in schicken Anzügen auf, die ihn neugierig beäugten. Außerdem bemerkte er, daß sie sich seine Akte geben ließen und sie mit großem Interesse studierten. Ein paar Minuten später hatten sie ihn aus der Schlange geholt, ihm erklärt, daß sie vom militärischen Nachrichtendienst seien, und ihm einen Job angeboten.
    Roach observierte gern. Er war ausgesprochen talentiert, Leute zu beobachten, und er hatte einen ausgeprägten Sinn für Gesichter und Namen. Gewiß, bei dem Job konnte man nicht durch Heldentaten glänzen oder sich einen Orden verdienen, und man erlebte keine Geschichten, die man nach dem Krie g im Pub erzählen konnte. Aber die Arbeit war wichtig, und Roach machte sie gut. Er aß ein Stück Kuchen und dachte über Catherine Blake nach. Seit 1939 hatte er viele deutsche Spione beschattet, aber sie war die beste. Ein echter Profi. Sie hatte ihn einma l blamiert, aber er hatte sich geschworen, daß ihm das kein zweites Mal passieren würde.
    Er aß zu Ende und trank seinen Tee aus. Als er wieder hinausblickte, sah er sie aus dem Mietshaus treten. Es war wirklich beeindruckend, wie gut sie ihr Handwerk verstand. Sie blieb jedesmal einen Augenblick stehen und tat irgend etwas Belangloses, während sie die Straße nach verdächtigen Personen absuchte. Heute fummelte sie an ihrem Schirm herum, als ob er kaputt sei. Sie sind wirklich gut, Miss Blake, dachte Roach.
    Aber ich bin besser.
    Er wartete, bis sie den Schirm endlich aufgespannt hatte und losging. Dann stand er auf, zog den Mantel an, trat aus der Tür und folgte ihr.
    Das Taxi mit Carlos Hernandez hielt fünfzehn Minuten, nachdem es von der Botschaft weggefahren war, vor einem Hauseingang am Cavendish Square. Harry Dalton parkte auf der anderen Seite des Platzes und beobachtete. Der pummelige Diplomat stieg aus und bezahlte. Einen Augenblick später verschwand er in dem Haus. Harry zündete sich eine Zigarette an und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein.
    Horst Neumann erwachte, als der Zug durch die Vorstädte im Nordosten Londons ratterte. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war halb elf. Planmäßige Ankunftszeit in

Weitere Kostenlose Bücher