Double Cross. Falsches Spiel
Catherine... wachen Sie auf...
Warum nennt er mich Catherine? Ich heiße doch Anna.
Horst Neumann schüttelte sie mit aller Gewalt und schrie:
»Catherine, wachen Sie auf! Wachen Sie auf, verdammt noch mal! Wir sind in Schwierigkeiten!«
59
Lincolnshire, England
Es war drei Uhr morgens, als die Lysander die dichte Wolkendecke durchbrach und hart auf dem kleinen Luftwaffenstützpunkt der Royal Air Force drei Kilometer außerhalb der Stadt Grimsby landete. Alfred Vicary war noch nie geflogen, und es war eine Erfahrung, die er nicht so schnell noch einmal machen wollte. Der Sturm hatte das Flugzeug auf dem ganzen Flug hin und her geworfen, und als es schließlich auf die kleine Militärbaracke am Rand des Flugfelds zurollte, war Vicary unendlich froh.
Der Pilot stellte den Motor ab, und ein Mitglied der Besatzung öffnete die Kabinentür. Vicary, Harry Dalton, Clive Roach und Peter Jordan stiegen rasch aus. Sie wurden von zwei Männern erwartet, einem jüngeren, breitschultrigen RAF-Offizier und einem gutmütigderben, pockennarbigen Mann in einem abgetragenen Regenmantel.
Der Offizier reichte den Gästen die Hand. »Ich bin Major Edmund Hughes. Und das ist Chief Superintendent Roger Lockwood von der Polizei in Lincolnshire. Kommen Sie herein.
Die Baracke ist primitiv, aber trocken, und wir haben Ihnen einen behelfsmäßigen Befehlsstand eingerichtet.«
Sie gingen hinein. »Vermutlich nicht ganz so hübsch wie Ihre Büros in London«, sagte der Major.
»Sie wären überrascht«, sagte Vicary. Der Raum war klein und hatte ein Fenster, das aufs Rollfeld hinausging. An einer Wand hing eine Karte in großem Maßstab von Lincolnshire, an der gegenüberliegenden stand ein Schreibtisch mit zwei abgenutzten Telefonen. »Das wird genügen«, sagte Vicary.
»Wir haben ein Funkgerät und einen Telegrafen«, sagte Hughes. »Und wir können sogar Tee und KäseSandwiches besorgen. Sie sehen aus, als ob Sie einen Happen vertragen könnten.«
»Vielen Dank«, sagte Vicary. »Es war ein langer Tag.«
Hughes ging hinaus, und Chief Superintendent Lockwood erstattete Bericht.
»Wir haben an jeder größeren Straße zwischen hier und dem Wash Männer postiert«, sagte er und deutete mit seinem dicken Finger auf die Karte. »In den kleinsten Dörfern haben wir nur Polizisten mit Fahrrädern. Ich fürchte, sie können nicht viel tun, falls sie die Spione entdecken. Wenn sie sich jedoch der Küste nähern, geraten sie in Schwierigkeiten. Hier, hier, hier und hier haben wir Straßensperren errichtet. Meine besten Leute, mit Streifenwagen, Transportern und Schußwaffen.«
»Sehr gut. Was haben Sie direkt an der Küste?«
»Jeder Hafen, jede Anlegestelle an der Küste von Lincolnshire und in der Humber-Mündung wird von einem meiner Leute überwacht. Wenn die Spione versuchen, ein Boot zu stehlen, erfahre ich es.«
»Was ist mit den Stränden?«
»Da sieht es weniger gut aus. Meine Mittel sind nicht unbegrenzt. Ich habe viele gute Le ute an die Armee verloren, wie jeder andere auch. Aber ich kenne diese Gewässer. In meiner Freizeit fahre ich selber hinaus. Und ich würde heute nacht nicht in einem Boot aufs Meer fahren, das man von einem Strand aus zu Wasser lassen kann.«
»Das Wetter ist vielleicht unser bester Verbündeter.«
»Ja, das ist möglich. Noch eins, Major Vicary. Müssen wir immer noch so tun, als seien wir hinter zwei gewöhnlichen Kriminellen her?«
»Ja, Chief Superintendent. Unbedingt.«
Eine kleine Landstraße kreuzte die A 16 unmittelbar vor der Stadt Louth. Genau dort hatte Neumann geplant, die A 16 zu verlassen, um auf der Landstraße zur Küste und dann auf einer anderen kleinen Straße in nördlicher Richtung nach Cleethorpes zu fahren. Die Sache hatte allerdings einen Haken: Die halbe Polizei von Louth stand an der Kreuzung. Neumann konnte mindestens vier Männer ausmachen. Als er näher kam, leuchteten sie mit Taschenlampen in seine Richtung und winkten ihn auf die Seite.
Catherine war jetzt hellwach. »Was ist los?« fragte sie erschreckt.
»Ende der Fahnenstange, fürchte ich«, sagte Neumann und brachte den Lieferwagen zum Stehen. »Die warten offensichtlich auf uns. Mit Reden kommen wir da nicht mehr heraus.«
Catherine zog ihre Mauser. »Wer hat was von Reden gesagt?«
Einer der Polizisten trat einen Schritt vor und klopfte an Neumanns Fenster. Er trug eine Schrotflinte.
Neumann kurbelte das Fenster herunter und sagte: »Guten Abend. Was gibt es?«
»Würden Sie bitte aus dem Wagen
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