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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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unsere Fehlschläge beichten, zerreißt er mich in der Luft.«
    »Ich bin überzeugt, daß der Generaldirektor nicht allzu hart mit Ihnen umspringen wird.« Vicary wußte, daß Boothby den Generaldirektor von seiner Unentbehrlichkeit überzeugt hatte.
    »Im übrigen ist es kein Fehlschlag.«
    Boothby hörte auf herumzugehen. »Wie würden Sie es dann nennen?«
    »Einen vorübergehenden Rückschlag.«
    Boothby schnaubte und drückte seine Zigarette aus.
    »Ich werde nicht zulassen, daß Sie dem Ruf des Departments schaden, Alfred. Niemals.«
    »Vielleicht sollten Sie noch an etwas anderes denken als nur an den Ruf dieses Departments, Sir Basil.«
    »Und das wäre?«
    Vicary stemmte sich aus dem niedrigen, weichen Sofa hoch.
    »Wenn die Spione Erfolg haben, haben wir die besten Aussichten, den Krieg zu verlieren.«
    »Na, dann tun Sie etwas, Alfred.«
    »Ich danke Ihnen, Sir Basil. Der Rat klingt vernünftig.«

16
    London

    Sie nahmen ein Taxi vom Hyde Park nach Earl's Court. Sie bezahlten den Fahrer ein paar hundert Meter von ihrer Wohnung entfernt und gingen zu Fuß weiter. Auf dem kurzen Weg machten sie zweimal kehrt, und Catherine ging in eine Telefonzelle und tat so, als tätige sie einen Anruf. Sie wurden nicht beschattet. Mrs. Hodges, ihre Vermieterin, stand im Treppenhaus, als sie ankamen. Catherine hakte sich bei Neumann unter. Mrs. Hodges warf ihr einen mißbilligenden Blick zu, als sie nach oben gingen.
    Catherine nahm ihn nur ungern mit in ihre Wohnung. Sie hatte ihren Aufenthaltsort bislang geheimgehalten und nicht einmal Berlin ihre Adresse mitgeteilt. Das hätte ihr gerade noch gefehlt, daß irgendein Agent, der vor dem MI5 auf der Flucht war, mitten in der Nacht an ihre Tür klopfte. Aber ein Treffen in der Öffentlichkeit kam nicht in Frage. Sie hatten viel zu besprechen, und in einem Café oder auf einem Bahnhof war das zu gefährlich.
    Sie beobachtete Neumann, während er einen Rundgang durch ihre Wohnung machte. Sie merkte an seinem zielstrebigen Gang und seinen sparsamen Gesten, daß er früher Soldat gewesen war.
    Sein Englisch war tadellos. Offensichtlich hatte Vogel ihn sorgfältig ausgewählt und keinen blutigen Anfänger geschickt, um sie zu instruieren. Jetzt trat er an das Fenster im Wohnzimmer, schob den Vorhang auseinander und spähte auf die Straße hinunter.
    »Sie würden sie nicht entdecken, selbst wenn sie da wären«, sagte Catherine, während sie sich setzte.
    »Ich weiß, aber es beruhigt mich.« Er löste sich vom Fenster.
    »Es war ein langer Tag. Eine Tasse Tee würde mir guttun.«

    »In der Küche finden Sie alles, was Sie brauchen. Bedienen Sie sich.«
    Neumann setzte Teewasser auf und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    »Wie heißen Sie?« fragte sie. »Ich meine, richtig.«
    »Horst Neumann.«
    »Sie sind Soldat. Zumindest waren Sie einer. Welchen Rang bekleiden Sie?«
    »Ich bin Leutnant.«
    Sie lächelte. »Dann stehe ich im Rang höher als Sie.«
    »Ich weiß. Sie sind Major.«
    »Wie lautet Ihr Deckname?«
    »James Porter.«
    »Zeigen Sie mir Ihren Paß.«
    Er reichte ihn ihr. Sie prüfte ihn sorgfaltig. Der Paß war eine ausgezeichnete Fälschung. Sie gab ihn zurück. »Er ist gut«, sagte sie. »Aber zeigen Sie ihn nur, wenn es unbedingt nötig ist.
    Und Ihre Legende?«
    »Ich wurde bei Dünkirchen verwundet und wegen Dienstuntauglichkeit aus der Armee entlassen. Jetzt bin ich Arzneimittelvertreter.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »An der Küste von Norfolk, in dem Dorf Hampton Sands.
    Vogel hat dort einen Agenten namens Sean Dogherty. Ein IRA-Sympathisant, der eine kleine Farm betreibt.«
    »Wie sind Sie ins Land gekommen?«
    »Mit dem Fallschirm.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte sie aufrichtig. »Und Dogherty hat Sie aufgenommen? Hat er Sie erwartet?«
    »Ja.«

    »Hat ihn Vogel über Funk verständigt?«
    »Ich vermute, ja.«
    »Das bedeutet, daß der MI5 nach Ihnen fahndet.«
    »Ich glaube, ich habe in der Liverpool Street zwei von ihren Leuten gesehen.«
    »Das könnte durchaus sein. Bestimmt überwachen sie die Bahnhöfe.« Sie zündete sich eine Zigarette an. »Ihr Englisch ist ausgezeichnet. Wo haben Sie es gelernt?«
    Während er ihr seine Lebensgeschichte erzählte, sah sie ihn sich zum ersten Mal genauer an. Er war klein und drahtig, hatte dunkles Haar und leuchtend blaue Augen. Und er war offensichtlich intelligent - keiner von diesen Dummköpfen, die sie an der Spionageschule der Abwehr in Berlin gesehen hatte.
    Sie bezweifelte, daß er als Agent schon hinter den

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