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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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feindlichen Linien operiert hatte, aber er zeigte keine flatternden Nerven.
    Sie hatte noch ein paar Fragen, bevor sie hören wollte, was er ihr zu sagen hatte.
    »Wie sind Sie zu diesem Metier gekommen?«
    Neumann erzählte ihr die Geschichte: daß er Fallschirmjäger gewesen war und daß er auf zahlreichen Kriegsschauplätzen gekämpft hatte. Er erzählte ihr von Paris, von seiner Versetzung zu einer Lauscheinheit der Funkabwehr in Frankreich. Und schließlich von seiner Anwerbung durch Kurt Vogel.
    »Unser Kurt findet immer eine Arbeit für die Nimmermüden«, sagte Catherine, als er fertig war. »Und was hat Vogel mit mir vor?«
    »Sie sollen nur einen Auftrag erfüllen. Dann geht es zurück nach Deutschland.«
    Der Wasserkessel pfiff. Neumann ging in die Küche und brühte den Tee auf. Einen Auftrag. Dann zurück nach Deutschland. Und ein tüchtiger ehemaliger Fallschirmjäger sollte ihr auf der Flucht helfen. Sie war beeindruckt. Sie hatte immer das Schlimmste befürchtet: daß man sie nach dem Ende des Krieges in Großbritannien hängenlassen und zwingen würde, sich selbst durchzuschlagen. Die Briten und Amerikaner würden nach ihrem unvermeidlichen Sieg in den Akten der Abwehr stöbern. Sie würden ihren Namen finden, feststellen, daß sie niemals verhaftet worden war, und nach ihr fahnden.
    Das war der andere Grund, warum sie Vogel so viele Informationen vorenthalten hatte - sie wollte in Berlin keine Fährte legen, die der Feind aufnehmen konnte. Aber Vogel wollte sie offensichtlich nach Deutschland zurückholen und hatte dafür auch die notwendigen Maßnahmen getroffen.
    Neumann kam mit einer Teekanne und zwei Bechern ins Zimmer zurück. Er stellte das Geschirr auf den Tisch und setzte sich wieder.
    »Welchen Auftrag haben Sie, außer mich zu instruieren?«
    fragte Catherine.
    »Sie in jeder Form zu unterstützen. Ich bin Ihr Kurier, Ihr Helfer, Ihr Funker. Vogel will nicht, daß Sie weiter auf Empfang bleiben. Er hält es fü r zu riskant. Sie sollen Ihr Funkgerät nur benutzen, wenn Sie mich brauchen. Sie benachrichtigen Vogel mit einem vorher vereinbarten Code, und er kontaktiert mich.«
    Sie nickte, dann sagte sie: »Und wenn alles vorbei ist? Wie sollen wir aus Großbritannien herauskommen? Und bitte erzählen Sie mir jetzt keine Räuberpistole von wegen, daß wir ein Boot stehlen und nach Frankreich schippern. Denn das ist unmöglich.«
    »Natürlich nicht. Vogel hat für Sie eine Überfahrt erster Klasse auf einem U-Boot reserviert.«
    »Auf welchem U-Boot?«
    »U-509.«
    »Wo?«
    »Nordsee.«

    »Die ist groß. Wo genau?«
    »Spurn Head, an der Küste von Lincolnshire.«
    »Ich lebe seit fünf Jahren hier, Leutnant Neumann. Ich weiß, wo Spurn Head liegt. Wie sollen wir an Bord des U-Boots kommen?«
    »Vogel sorgt dafür, daß an einem Dock am Humber ein Boot auf uns wartet. Zu gegebener Zeit müssen wir den Kapitän verständigen, dann bringt er uns zu dem U-Boot hinaus.«
    So, dachte sie, Vogel hat also einen Fluchtplan in der Schublade, von dem er mir nie erzählt hat.
    Catherine nippte an ihrem Tee und musterte Neumann über den Rand des Bechers hinweg. Es bestand die entfernte Möglichkeit, daß er ein M15-Mann war, der sich für einen deutschen Agenten ausgab. Sie konnte ein paar alberne Spielchen mit ihm treiben - etwa sein Deutsch testen oder ihn nach einem bekannten kleinen Café in Berlin fragen -, aber wenn er wirklich vom MI5 war, würde er nicht in eine so offenkundige Falle tappen. Er kannte den Fachjargon, er wußte eine Menge über Vogel, und seine Geschichte klang glaubwürdig. Sie beschloß, die Sache laufen zu lassen.
    Neumann wollte gerade weitersprechen, da heulten die Sirenen.
    »Müssen wir den Fliegeralarm ernst nehmen?«
    »Haben Sie das Haus hinter diesem hier gesehen?«
    Neumann hatte es gesehen. Es war nur noch ein Schutthaufen.
    »Wo ist der nächste Schutzraum?«
    »Gleich um die Ecke.« Sie lächelte ihn an. »Willkommen in London.«
    Es war am frühen Abend des folgenden Tages, als Neumanns Zug im Bahnhof von Hunstanton einlief. Sean Dogherty stand nervös auf dem Bahnsteig und rauchte, als Neumann aus dem Zug kletterte.
    »Wie ist es gelaufen?« fragte Dogherty, als sie zu seinem Laster gingen.
    »Alles glattgegangen.«
    Dogherty fuhr beängstigend schnell auf der unübersichtlichen, einspurigen Straße. Der Laster war eine Klapperkiste, die, nach dem Motorgeräusch zu urteilen, dringend einer Überholung bedurfte. Die Scheinwerfer waren verhüllt, und der

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