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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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aktivieren konnte, wenn der militärische Konflikt einen kritischen Punkt erreichte. Voraussetzung für ein solches Netz war, daß die Agenten mit größter Sorgfalt ins Land eingeschleust wurden. Dies hatte Vogel offensichtlich getan.
    Allein die Tatsache, daß in Großbritannien ein Age nt operierte, von dessen Existenz der MÍ5 bislang keine Kenntnis gehabt hatte, untermauerte diese Annahme. Vogel war wahrscheinlich davon ausgegangen, daß man die Unterlagen der Grenzbehörden zu Rate ziehen würde, um seine Agenten aufzuspüren.
    Jedenfalls wäre Vicary an seiner Stelle davon ausgegangen. Was aber, wenn die Person, die ins Land eingereist war, während ihres Aufenthalts starb? In dem Fall würde man nicht nach ihr suchen. Das war brillant. Allerdings gab es da ein Problem - man brauchte eine Leic he. War es möglich, daß sie eine Frau ermordet hatten, damit sie Christa Kunsts Stelle einnahm?

    Deutsche Spione waren in der Regel keine Killer. Die meisten waren geldgierig, von Abenteuerlust getrieben oder Faschisten, schlecht ausgebildet und mit wenig Geld ausgestattet. Was aber, wenn Vogel tatsächlich ein Netz mit Topagenten geknüpft hatte? Solche Leute waren besser motiviert, disziplinierter und mit ziemlicher Sicherheit auch skrupelloser. War es möglich, daß einer dieser Eliteagenten eine Frau war? Vicary hatte bislang nur einmal mit einer Frau zu tun gehabt, einer jungen Deutschen, die es geschafft hatte, eine Anstellung als Hausmädchen bei einem britischen Admiral zu bekommen. Sie stöberte in seinen Papieren und schickte aus ihrer Dachkammer Berichte nach Deutschland, bis der Ml5 sie entlarvte und verhaftete.
    »Halten Sie im nächsten Dorf«, sagte Vicary zu der Marinehelferin, die den Wagen fuhr. »Ich muß mal telefonieren.«
    Das nächste Dorf hieß Aston Magna - ein Weiler ohne Läden, der nur aus zwei Straßen und wenigen Cottages bestand. Ein alter Mann stand mit seinem Hund am Straßenrand.
    Vicary kurbelte die Scheibe herunter: »Guten Tag.«
    »Guten Tag.« Der Alte trug Gummistiefel und eine dicke Tweedjacke, die so aussah, als sei sie mindestens hundert Jahre alt. Der Hund hatte nur drei Beine.
    »Gibt es im Dorf ein Telefon?« fragte Vicary.
    Der Alte schüttelte den Kopf. Vicary hätte schwören können, daß auch der Hund den Kopf schüttelte.
    »Bisher hat sich noch keiner darum bemüht, eines zu bekommen.«
    Der Alte sprach mit einem so breiten Akzent, daß Vicary Mühe hatte, ihn zu verstehen.
    »Wo ist das nächste Telefon?«
    »In Moreton.«

    »Und wie kommen wir da hin?«
    »Sie folgen der Straße bis zu der Scheune. Bei dem Gutshof biegen Sie links ab und dann immer den Bäumen nach bis ins nächste Dorf. Das ist Moreton.«
    »Vielen Dank.«
    Der Hund bellte, als der Wagen anfuhr.
    Vicary benutzte das Telefon in der Bäckerei. Er knabberte an einem Käsesandwich, während er auf die Verbindung mit der MI5-Zentrale wartete. Er wollte andere an seinem neuen Wohlstand teilhaben lassen, und so kaufte er zwei große Tüten Teegebäck für die Mädchen aus dem Schreibbüro und der Registratur.
    Harry kam an den Apparat.
    »Ich glaube nicht, daß das Christa Kunst war, die man in Whitchurch ausgegraben hat«, sagte Vicary.
    »Wer dann?«
    »Das herauszufinden ist Ihre Sache, Harry. Setzen Sie sich mit Scotland Yard in Verbindung. Sehen Sie nach, ob in der fraglichen Zeit eine Frau als vermißt gemeldet wurde. Beginnen Sie im Umkreis von zwei Autostunden um Whitchurch und erweitern Sie den Radius, wenn nötig. Ich werde Boothby informieren, wenn ich zurück bin.«
    »Was wollen Sie ihm denn sagen?«
    »Daß wir nach einer toten Holländerin suchen. Er wird begeistert sein.«

18
    London, East End

    An Peter Jordan heranzukommen war nicht das Problem. Auf das Wie kam es an.
    Vogels Informationen waren gut. Berlin hatte in Erfahrung gebracht, daß Jordan im SHAEF, dem Oberkommando der alliierten Expeditionsstreitkräfte, am Grosvenor Square arbeitete. Unbefugte hatten keinen Zutritt, und überall auf dem Platz patrouillierten Militärpolizisten. Berlin hatte auch die Adresse von Jordans Haus in Kensington ermittelt und erstaunlich umfassende Informationen über seine Vergangenheit zusammengetragen. Was allerdings noch fehlte, war ein minutiöser Bericht über seinen Tagesablauf in London. Ohne einen solchen Bericht konnte Catherine Blake nur erraten, wie sie sich am besten an ihn heranmachte.
    Sie selbst konnte Jordan nicht beschatten, aus mehreren Gründen. Einmal aus Rücksicht auf ihre

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