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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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persönliche Sicherheit: Es wäre sehr gefährlich für sie, im Londoner West End einen amerikanischen Offizier zu verfolgen. Sie konnte einem Militärpolizisten oder Jordan selbst auffallen. Und wenn der Polizist besonders eifrig war, nahm er sie vielleicht sogar zum Verhör mit. Schon eine oberflächliche Überprüfung hätte wahrscheinlich ans Licht gebracht, daß die richtige Catherine Blake bereits vor dreißig Jahren im Alter von acht Monaten gestorben war und daß sie selbst eine deutsche Agentin war.
    Der zweite Grund, warum sie Jordans Beschattung nicht selbst übernehmen konnte, war rein praktischer Natur. Allein konnte sie die Aufgabe unmöglich korrekt durchführen, und selbst mit Neumanns Unterstützung wäre es schwierig. In dem Moment, wo Jordan in ein Militärfahrzeug stieg, wäre sie völlig aufgeschmissen. Sie konnte nicht in ein Taxi steigen und dem Fahrer sagen: »Folgen Sie dem amerikanischen Stabsfahrzeug.«
    Taxifahrer wußten sehr wohl um die Gefahr, die alliierten Offizieren von Spionen drohte. Womöglich wäre sie auf direktem Weg zum nächsten Polizeirevier gefahren worden. Sie brauchte unauffällige Fahrzeuge für die Beschattung auf den Straßen, unauffällige Männer, die ihm zu Fuß folgten, unauffällige Männer, die vor seinem Haus Posten bezogen.
    Sie brauchte Hilfe.
    Sie brauchte Vernon Pope.
    Vernon Pope war eine der wichtigsten und erfolgreichsten Figuren der Londoner Unterwelt. Zusammen mit seinem Bruder Robert betrieb er illegale Spielhöllen und einen blühenden Schwarzmarkthandel und war in der organisierten Schutzgelderpressung und Prostitution aktiv. In einer Bombennacht zu Beginn des Krieges hatte Vernon Pope seinen Bruder mit einer schweren Kopfverletzung in die Notaufnahme des St. Thomas Hospital gebracht. Catherine sah sich Robert sofort an, stellte fest, daß er eine schwere Gehirnerschütterung und womöglich sogar einen Schädelbruch hatte, und sorgte dafür, daß er unverzüglich in die Obhut eines Arztes gelangte.
    Aus Dankbarkeit hatte ihr Vernon Pope eine Nachricht hinterlassen. Sie lautete: Wenn ich irgend etwas für Sie tun kann, zögern Sie nicht, mich darum zu bitten.
    Catherine hatte den Zettel aufgehoben.
    Wie durch ein Wunder hatte Vernon Popes Lagerhaus die Bombenangriffe überstanden. Es war völlig unversehrt und ragte wie eine Insel aus einem Meer der Zerstörung. Catherine hatte sich seit vier Jahren nicht mehr ins East End gewagt. Das Ausmaß der Schäden war schockierend. Hier war es schwierig, etwaige Verfolger zu entdecken. Es gab nur noch wenige schützende Torwege, keine Telefonzellen für vorgetäuschte Anrufe, keine Läden für einen kleinen Einkauf. Nur Schuttberge, soweit das Auge reichte.

    Sie beobachtete das Lagerhaus von der gegenüberliegenden Straßenseite aus. Es war kalt und nieselte. Nach einer Weile schwang das Tor des Lagerhauses auf, und drei schwere Lastwagen rumpelten heraus auf die Straße. Zwei gutgekleidete große Männer schlossen es sofort wieder, doch Catherine konnte einen kurzen Blick ins Innere werfen. Im Lagerhaus herrschte emsiges Treiben.
    Ein paar Hafenarbeiter, die gerade ihre Schicht beendet hatten, gingen an ihr vorüber. Sie folgte ihnen in einigem Abstand und hielt auf das Lagerhaus der Popes zu.
    Sie entdeckte eine kleine Pforte mit einer elektrischen Klingel für Lieferanten. Sie drückte den Knopf, und als niemand kam, drückte sie noch einmal. Catherine fühlte sich beobachtet.
    Endlich ging die Tür auf.
    »Was kann ich für dich tun, Süße?« Die angenehme Stimme mit dem Cockney-Akzent paßte nicht zu der Gestalt, die vor ihr stand. Der Mann war annähernd 1,90 Meter groß, hatte kurzgeschorenes schwarzes Haar und eine kleine Brille auf der Nase. Er trug einen edlen grauen Anzug, dazu ein weißes Hemd und eine silberne Krawatte. Die Ärmel seines Jacketts spannten über den Muskeln an seinem Oberarm.
    »Ich möchte bitte mit Mr. Pope sprechen.« Catherine reichte dem Koloß den Zettel. Er las ihn kurz, als habe er schon viele solche Zettel gesehen.
    »Ich frage den Boss, ob er eine Minute für dich Zeit hat. Komm rein.«
    Catherine trat durch die Tür, und er schloß sie hinter ihr.
    »Hände über den Kopf, Puppe, sei ein braves Mädchen. Nur eine Formalität. Mr. Pope verlangt das bei jedem.« Popes Mann tastete sie ab. Er machte es schnell und nicht sehr professionell.
    Sie schauderte, als seine Hände über ihre Brüste glitten. Sie unterdrückte den Impuls, ihm mit dem Ellenbogen das Nasenbein zu

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