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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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panischem Blick die Straße nach ihr absuchte.
    Sie hatte etwas Mitleid mit ihm. Der arme Dicky war einem Profi nicht gewachsen, und Vernon Pope würde toben. Sie wollte kein Risiko eingehen. Um jeden etwaigen Verfolger abschütteln, beschloß sie, später in ein Taxi umzusteigen, dann noch zwei oder dreimal den Bus zu nehmen und schließlich durch das West End zu bummeln, bevor sie in ihre Wohnung zurückkehrte.
    Sie machte es sich auf dem Sitz bequem und genoß die Fahrt.
    Im Schlafzimmer brannte kein Licht, als Vernon Pope eintrat und leise die Flügeltür schloß. Vivie erhob sich am Ende des Bettes auf die Knie. Vernon küßte sie leidenschaftlich. Er war stürmischer als sonst. Und Vivie glaubte zu wissen, warum. Sie strich mit der Hand vorn über seine Hose. »Mein Gott, Vernon, gilt das mir oder der Schlampe?«
    Er schob den seidenen Morgenmantel auseinander und streifte ihn von ihren Schultern. »Ein wenig euch beiden, fürchte ich«, sagte er und küßte sie wieder.
    »Am liebsten hättest du sie gleich im Büro vernascht. Ich habe es dir am Gesicht angesehen.«
    »Dir entgeht einfach nichts, mein Mädchen.«
    Sie erwiderte seinen Kuß. »Wann kommt sie wieder?«

    »Ende der Woche.«
    »Wie heißt sie?«
    »Catherine, behauptet sie jedenfalls.«
    »Catherine«, wiederholte Vivie. »Ein hübscher Name. Sie ist; schön.«
    »Ja«, sagte Pope kühl.
    »Welche Art von Geschäft betreibt sie?«
    Pope erzählte von ihrer Unterredung. Zwischen ihnen gab es keine Geheimnisse.
    »Mein Gott, das klingt ziemlich kitzlig. Ich glaube, damit könnten wir sie ganz schön unter Druck setzen.«
    »Du bist ein sehr kluges Mädchen.«
    »Nein, nur ein sehr böses.«
    »Vivie, ich merke es, wenn du eine Gemeinheit ausheckst.«
    Sie lachte boshaft. »Ich habe drei Tage Zeit. Da kann ich mir allerhand hübsche Dinge ausdenken, die wir mit der Frau anstellen können, wenn sie wiederkommt. Und jetzt zieh deine Hose aus, damit ich dich von deinem Kummer erlösen kann.«
    Vernon Pope gehorchte.
    Einen Augenblick später klopfte es an der Tür, und ohne eine Antwort abzuwarten, trat Robert Pope ein. Ein Lichtstrahl fiel von draußen ins Zimmer. Vivie sah schamlos auf und grinste.
    Vernon bekam einen Wutanfall.
    »Wie oft habe ich dir gesagt, daß du nicht reinkommen sollst, wenn die Tür zu ist!«
    »Es ist wichtig. Sie hat uns abgehängt.«
    »Abgehängt? Wie zum Teufel konnte das passieren?«
    »Dicky schwört, daß sie von einer Sekunde auf die andere verschwunden war. Wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Zum Donnerwetter!«

    »Normalerweise läßt sich Dicky nicht abhängen. Sie ist offensichtlich ein Profi. Wir sollten sie uns vom Leib halten.«
    Vivie empfand einen Anflug von Panik.
    »Raus jetzt, und mach die Tür zu, Robert.«
    Vivie leckte Vernon neckisch, als Robert fort war.
    »Du wirst doch nicht auf die kleine Schwuchtel hören, Vernon, oder?«
    »Natürlich nicht.«
    »Gut«, sagte sie. »Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Oh, mein Gott«, stöhnte Vernon.

19
    London

    Am nächsten Morgen gaben Robert Pope und Richard ›Dicky‹ Dobbs, ohne es zu wissen, mit einer hastig improvisierten Observation, die jeden Mitarbeiter des MI5 vor Neid hätte erblassen lassen, ihr Debüt in der Welt der Spionage.
    Es begann noch vor Morgengrauen, als das Pärchen in einem geschlossenen schwarzen Lieferwagen vor Commander Peter Jordans Jahrhundertwende-Villa in Kensington vorfuhr. An der Seite des Autos prangte der Name eines Lebensmittelhändlers im West End, und auf der Ladefläche stapelten sich Kartons mit Konserven. Die beiden warteten bis kurz vor acht Uhr. Pope döste, und Dicky kaute an einem aufgeweichten Brötchen und trank Kaffee aus einem Pappbecher. Vernon Pope hatte ihm wege n der Panne mit der Frau gestern abend Prügel angedroht.
    Wenn Dicky jetzt auch noch Peter Jordan aus den Augen verlor, war er bei Vernon unten durch. Dicky, der als der beste Fahrer in der Londoner Unterwelt galt, hatte sich insgeheim geschworen, Jordan, wenn nötig, bis auf den Rasen des Green Park zu verfolgen.
    Solche Fahrkünste sollten nicht erforderlich werden, denn um fünf vor acht hielt ein Wagen des amerikanischen Militärs vor Jordans Haus und hupte. Die Haustür ging auf, und heraus trat ein Mann mittlerer Größe und durchschnittlicher Statur. Er trug eine amerikanische Marineuniform, eine weiße Mütze und einen dunklen Mantel. In der Hand hielt er eine schmale Aktentasche aus Leder. Er verschwand im Fond des Wagens und schloß die

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