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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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daß er ja nichts Unrechtes tat. Er ging einfach in seinem Land eine Straße entlang. Er entspannte sich wieder, und der Militärpolizist sah weg. Jordan hielt auf das Grosvenor House zu. Pope folgte ihm vorsichtig.
    Am Hyde Park Corner verlor er ihn.
    Jordan war in einer Menge von Soldaten und britischen Zivilisten verschwunden, die an einer roten Fußgängerampel wartete. Als die Ampel umschaltete, folgte Pope einem amerikanischen Marineoffizier, der Jordans Statur hatte. Dann senkte er den Blick und sah, daß der Mann keine Tasche trug. Er blieb stehen und drehte sich um. Vielleicht war Jordan ja hinter ihm. Doch er konnte ihn nirgends entdecken.
    Eine Hupe ertönte von der Straße her, und Pope sah hinüber.
    Es war Dicky.
    »Er ist in Knightsbridge«, sagte Dicky. »Steig ein.«
    Dicky vollführte trotz des dichten Abendverkehrs ein perfektes Wendemanöver. Eine Sekunde später entdeckten sie Jordan, und Pope stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Dicky fuhr an die Seite, und Pope sprang hinaus. Fest entschlossen, Jordan nicht noch einmal zu verlieren, heftete er sich dicht an seine Fersen.
    Der Vandyke Club in Kensington war ein amerikanischer Offiziersclub, zu dem britische Zivilisten keinen Zutritt hatten.
    Jordan ging hinein. Pope schlenderte am Eingang vorüber und machte nach ein paar Schritten kehrt. Dicky hatte auf der anderen Straßenseite geparkt. Pope, außer Atem und durchgefroren, kletterte in den Wagen und schloß die Tür. Er zündete sich eine Zigarette an und trank den letzten Schluck Tee aus der Thermoskanne. Dann sagte er: »Wenn der Commander das nächste Mal beschließt, durch halb London zu laufen, steigst du aus und folgst ihm, Dicky.«
    Nach einer Dreiviertelstunde kam Jordan wieder heraus.
    Pope dachte: Bitte, nicht noch eine n Gewaltmarsch.
    Jordan trat an den Bordstein und winkte einem Taxi.
    Dicky rollte an und fädelte sich in den Verkehr ein. Dem Taxi zu folgen war einfacher. Es fuhr nach Osten, über den Trafalgar Square und an der Themse entlang, und wenig später bog es rechts ab.
    »Das gefällt mir schon besser«, sagte Pope.
    Sie sahen, wie Jordan das Taxi bezahlte und das Hotel Savoy betrat.
    Die meisten britischen Zivilisten bekamen im Krieg kaum mehr, als sie zum Überleben brauchten - ein wenig Fleisch und Käse jede Woche, etwas Milch, ein Ei, wenn sie Glück hatten, und ganz selten Delikatessen wie eine Dose Pfirsiche oder Tomaten. Doch es gab auch ein anderes London - das London der feinen Restaurants und feudalen Hotels, die vom Schwarzmarkt regelmäßig Fleisch, Fisch, Gemüse, Wein und Kaffee bezogen und ihren Gästen für das Privileg, bei ihnen zu speisen, astronomische Preise abverlangten. Zu diesen Etablissements gehörte auch das Hotel Savoy.
    Der Portier trug einen grünen, silberbesetzten Uniformrock und einen Zylinder. Pope huschte an ihm vorüber, durchschritt die Empfangshalle und betrat den Salon. Es sah sich um: reiche Geschäftsleute, die in bequemen Sesseln ruhten, schöne Frauen in modischen Abendkleidern, Dutzende von amerikanischen und britischen Offizieren in Uniform, in Tweed gehüllte Adlige vom Land, die ein paar Tage in der Stadt verbrachten. Der Anblick der wohlhabenden Gesellschaft weckte bei Pope gemischte Gefühle. Die Reichen im West End lebten in Saus und Braus, während die Unterprivilegierten im East End hungerten und am meisten unter den deutschen Fliegerangriffen zu leiden hatten.
    Andererseits hatten er und sein Bruder auf dem Schwarzmarkt ein Vermögen gemacht. Er tat diese Ungleichheit als eine bedauerliche Folge des Krieges ab.
    Pope folgte Jordan in die Grill-Bar. Jordan stand allein in der Menge und versuchte vergeblich, den Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen und einen Drink zu bestellen. Pope hielt ein paar Meter Abstand. Er fing den Blick des Barkeepers auf und bestellte einen Whisky pur. Als er wieder nach Jordan sah, hatte sich ein großer amerikanischer Marineoffizier mit rotem Gesicht und gutgelauntem Lächeln zu ihm gesellt. Pope trat einen Schritt näher, damit er ihr Gespräch belauschen konnte.
    Der große Mann sagte gerade: »Hitler sollte hierherkommen und versuchen, an einem Freitagabend einen Drink zu bekommen. Ich bin sicher, er würde es sich noch einmal überlegen, ob er dieses Land besetzen will.«
    »Sollen wir unser Glück im Grosvenor House versuchen?«
    fragte Jordan.
    »Bist du noch bei Verstand? Der französische Küchenchef hat dort kürzlich gekündigt. Er sollte mit Feldrationen der Armee

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