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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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ihnen nach dem Essen folgte. Er beobachtete, wie sie die beiden Frauen in ein Taxi setzten und dann an der Themse entlangspazierten.
    »Du hättest wenigstens etwas höflich sein können.«
    »Tut mir leid, Shepherd. Aber ich wußte einfach nicht, worüber ich mit ihr reden sollte.«
    »Was gibt es da zu reden? Du trinkst ein paar Gläser, du lachst, und dann nimmst du sie mit zu dir und verbringst eine wundervolle Nacht, ohne Fragen.«
    »Es hat mich einfach gestört, daß sie ständig das Messer benutzt hat, um nachzusehen, ob ihr Lippenstift noch in Ordnung ist.«
    »Ist dir klar, was sie mit diesen Lippen für dich hätte tun können? Und hast du gesehen, was sie unter dem Kleid hatte?
    Mein Gott, Peter, das Mädchen hat mit den schlechtesten Ruf in London.«
    »Tut mir leid, daß ich dich enttäuscht habe, Shepherd. Ich war einfach nicht in Stimmung.«
    »So, und wann bist du in Stimmung?«
    »Wovon redest du?«
    »Vor sechs Monaten hast du mir versprochen, daß du wieder mal mit einer Frau ausgehst.«
    Jordan zündete sich eine Zigarette an und wedelte ärgerlich das Streichholz aus. »Ich würde gern mit einer intelligenten, interessanten Frau ausgehen, Shepherd. Es ist nicht nötig, daß du losziehst und ein Mädchen für mich suchst. Hör zu, Shep, es tut mir leid, wenn...«
    »Laß nur, du hast ja recht. Es geht mich wirklich nichts an. Es ist nur so, daß meine Mutter starb, als mein Vater vierzig war.
    Er heiratete nie wieder. Und am Ende starb er als einsamer und verbitterter alter Mann. Ich will nicht, daß es dir ebenso ergeht.«
    »Danke, Shepherd. Dazu wird es nicht kommen.«
    »Du wirst nie wieder eine Frau wie Margaret finden.«
    »Da sagst du mir nichts Neues.« Jordan hielt ein Taxi an und stieg ein. »Kann ich dich mitnehmen?«
    »Ich habe noch eine Verabredung.«
    »Shepherd!«
    »Sie kommt in einer halben Stunde auf mein Zimmer. Ich konnte nicht widerstehen. Vergib mir, aber das Fleisch ist schwach.«
    »Nicht nur das Fleisch. Viel Spaß, Shep.«
    Das Taxi fuhr davon. Dicky zog sich zurück und hielt nach dem Lieferwagen Ausschau. Ein paar Sekunden später hielt Pope am Bordstein, und Dicky stieg ein. Sie folgten dem Taxi nach Kensington und sahen, wie Peter Jordan in seiner Haustür verschwand. Sie blieben noch eine halbe Stunde und warteten auf ihre Ablösung.

20
    London

    Alfred Vicarys Unfähigkeit, ein Motorrad zu reparieren, war schuld daran gewesen, daß sein Knie zerschmettert wurde. Es geschah an einem strahlenden Herbsttag in Nordfrankreich, und ohne Zweifel war es der schlimmste Tag in seinem Leben.
    Vicary kam gerade von einem Treff mit einem Spion, der hinter den feindlichen Linien einen Frontabschnitt erkundet hatte, an dem die Briten tags darauf im Morgengrauen einen Angriff planten. Der Spion hatte ein großes Biwak mit deutschen Soldaten entdeckt. Sollte der Angriff wie geplant erfolgen, würde er auf heftigen Widerstand stoßen. Der Spion gab Vicary einen Zettel, auf dem er die Stärke der deutschen Truppen und die Zahl ihrer Geschütze notiert hatte, dazu eine Karte, auf der genau eingezeichnet war, wo die Deutschen lagen. Vicary steckte beides in seine lederne Satteltasche und machte sich auf den Weg zum Hauptquartier.
    Vicary wußte, daß er Informationen von enormer Wichtigkeit bei sich führte. Menschenleben standen auf dem Spiel. Er gab Vollgas und fuhr in halsbrecherischem Tempo über den schmalen Feldweg. Zu beiden Seiten ragten hohe Bäume auf und bildeten mit ihren Ästen ein Dach über ihm. Sonnenstrahlen brachen durch das herbstlich gefärbte Laub und verwandelten den Weg in einen flimmernden Feuertunnel. Es ging in stetem Rhythmus bergauf und bergab. Mehrmals durchlief Vicary ein freudiger Schauer, wenn seine Rudge für Sekunden vom Boden abhob.
    Er war noch zehn Meilen vom Hauptquartier entfernt, als der Motor zu rasseln begann. Vicary nahm Gas weg. Eine Meile später war aus dem Rasseln ein lautes Knattern geworden.
    Abermals eine Meile später hörte er ein kurzes Klirren, dann einen Knall. Die Maschine zog nicht mehr, der Motor ging aus.
    Die plötzliche Stille war bedrückend. Er bückte sich und sah sich den Motor an. Das heiße ölige Metall und die vielen Kabel sagten ihm nichts. Später erinnerte er sich, daß er der Maschine einen Tritt gab und sich fragte, ob er sie am Wegrand zurücklassen oder zum Hauptquartier schieben sollte. Er umfaßte den Lenker und schob.
    Das Licht des Nachmittags verblaßte und wich dem zarten Rosa der Dämmerung. Er war

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