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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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perfekt geplant und ausgeführt worden. Die Mörderin überläßt auf ihrer Flucht nichts dem Zufall.«
    »Ob sie möglicherweise ein Motorrad hinten im Lieferwagen hatte?«
    »Gute Idee. Gehen Sie der Sache nach, finden Sie heraus, ob in der fraglichen Zeit Motorräder gestohlen wurden.«
    »Sie fährt nach London zurück und läßt das Motorrad irgendwo stehen.«
    »Richtig«, sagte Vicary. »Und als der Krieg ausbricht, suchen wir nicht nach einer Holländerin namens Christa Kunst, weil wir sie fälschlicherweise für tot halten.«
    »Verdammt clever.«
    »Eher skrupellos als clever. Eine unschuldige britische Zivilistin zu ermorden, nur um eine Spionin besser zu tarnen!
    Das ist keine gewöhnliche Agentin, und Kurt Vogel ist kein gewöhnlicher Führungsoffizier. Davon bin ich überzeugt.«
    Vicary hielt inne und zündete sich eine Zigarette an. »Bietet das Foto irgendwelche Anhaltspunkte?«
    »Nein.«
    »Damit sind wir wohl an einem toten Punkt angelangt.«
    »Ich furchte, Sie haben recht. Ich werde heute abend noch ein paar Telefonate führen.«

    Vicary schüttelte den Kopf. »Nehmen Sie sich den Rest des Abends frei. Gehen Sie runter zur Party.« Dann fügte er hinzu:
    »Kümmern Sie sich ein wenig um Grace.«
    Harry schaute auf. »Woher wissen Sie davon?«
    »Hier wimmelt es von Geheimdienstoffizieren, falls Sie das noch nicht bemerkt haben. Alles macht die Runde, die Leute reden. Außerdem waren Sie nicht gerade sehr umsichtig. Sie haben bei der Nachttelefonistin die Nummer von Graces Wohnung hinterlassen, für den Fall, daß ich Sie suchen sollte.«
    Harry errötete.
    »Gehen Sie zu ihr, Harry. Sie fehlen ihr, jeder Narr kann das sehen.«
    »Sie fehlt mir auch. Aber sie ist verheiratet. Ich habe Schluß gemacht, weil ich mir wie ein Schuft vorkam.«
    »Sie machen sie glücklich, und sie macht Sie glücklich. Wenn ihr Mann nach Hause kommt, ich sage, wenn, dann nehmen die Dinge wieder ihren normalen Gang.«
    »Und was wird dann aus mir?«
    »Das liegt ganz bei Ihnen, Harry.«
    »Es wird mir das Herz brechen. Ich bin verrückt nach Grace.«
    »Dann gehen Sie zu ihr, und genießen Sie es, daß Sie mit ihr Zusammensein können.«
    »Ja, aber da ist noch etwas anderes...« Und Harry erzählte ihm von seinen Gewissensbissen, die er hatte, weil er in London Spione jagte, während Graces Mann und andere bei der Armee ihr Leben riskierten. »Ich weiß einfach nicht, was ich im Gefecht tun würde: Würde ich kämpfen, oder würde ich mich wie ein Feigling verkriechen? Außerdem zweifle ich, ob ich hier etwas Sinnvolles tue. Es wäre ein leichtes, Ihnen hundert Polizisten zu nennen, die meinen Platz einnehmen könnten.
    Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, bei Boothby meinen Rücktritt einzureichen und Soldat zu werden.«

    »Seien Sie nicht albern, Harry. Wenn Sie hier gute Arbeit leisten, retten Sie auf dem Schlachtfeld Menschenleben. Das Schicksal der Invasion in Frankreich wird entschieden sein, noch bevor der erste Soldat seinen Fuß auf französischen Boden setzt. Tausende von Menschenleben können davon abhängen, was Sie tun. Daran müssen Sie denken, wenn Sie glauben, daß es zu wenig ist. Außerdem brauche ich Sie jetzt, Harry. Sie sind hier der einzige, dem ich vertrauen kann.«
    Einen Moment lang saßen sie da und schwiegen verlegen, wie es Engländer häufig tun, wenn sie private Gedanken ausgetauscht haben. Harry stand auf und ging zur Tür, blieb dann stehen und drehte sich um. »Und was ist mit Ihnen, Alfred?« fragte Harry. »Gibt es niemanden in Ihrem Leben? Warum kommen Sie nicht mit runter und suchen sich eine nette Frau für ein paar angenehme Stunden?«
    Vicary klopfte seine Brusttaschen nach der Lesebrille ab und setzte sie sich auf die Nase. »Gute Nacht, Harry«, sagte er ein wenig zu bestimmt, während er in einem Stapel Papier auf dem Schreibtisch blätterte. »Viel Spaß bei der Party. Wir sehen uns dann morgen früh.«
    Kaum war Harry fort, griff Vicary zum Telefon und wählte Boothbys Nummer. Er war überrascht, als Boothby selbst den Hörer abnahm. Er bat ihn um eine Unterredung. Boothby fragte, ob die Sache nicht bis Montag warten könne, doch als Vicary erwiderte, es sei dringend, gewährte er ihm eine Audienz von fünf Minuten. Er forderte ihn auf, sofort nach oben zu kommen.
    »Ich habe diesen Bericht an Eisenhower, General Betts und den Premierminister aufgesetzt«, sagte Vicary, als er Boothby über die Ergebnisse von Harrys Ermittlungen an diesem Tag informiert hatte. Er

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