Down Under - Reise durch Australien
erzählt. Er meinte, ihr wärt genau die, die ich brauche. Also, was sagt ihr? Am Samstag ist die Show, und einen Tag vorher kommt ihr zur Probe. Es ist wirklich nicht schwer. Ihr braucht nur auf dem Laufsteg hin- und herzulaufen und ein bisschen zu lächeln.«
Im Moment sah ich aus wie Aschenputtel. Aber ich dachte, warum nicht? Nur ein bisschen hin- und herlaufen.
»Warten Sie hier einen Moment«, sagte ich, warf den Putzlappen in den Eimer und lief zu Sandy. Sie quatschte gerade mit Travis.
»Mann!«, entfuhr es ihm. »Ihr werdet Models? So richtig mit Presse und Fernsehen und so? Ich komm mit und nehm meine eigene Kamera mit! Vielleicht werdet ihr ja noch berühmt!«
Sandy sagte Ja, ich lief zurück zu der Frau, deren Namen ich noch nicht einmal kannte, und sagte zu. Jetzt waren wir Models im weltberühmten Rainbow Beach beim Melbourne-Cup-Pferderennen in Australien. Oh Mann, war ich aufgeregt.
Am Freitagvormittag gingen wir zur Probe. Der Surfshop lag am Ende von Rainbow Beach, nahe am Strand, und war in einen Surf-Klub integriert, der die Modenschau veranstaltete. Marie, so hieß die Frau, die mich angesprochen hatte, und ihr Mann John begrüßten uns herzlich und zeigten uns den Umkleideraum.
»Wir haben eine genaue Reihenfolge, in der ihr die Klamotten vorführt«, sagte Marie. »Wir hängen die Sachen von links nach rechts, und genauso müsst ihr sie dann auch anziehen. Macht das bloß nicht andersrum, sonst stimmt meine Ansage nicht. Also, dann wollen wir mal. Zieht erst mal das hier an und zeigt mir, wie ihr laufen könnt.«
Gott sei Dank mussten wir nicht so stolzieren wie die Profi-Models. Es reichte, wenn man die Füße einigermaßen dezent schwingend voreinander setzte. Marie war zufrieden mit unseren Gehversuchen. Es fiel uns nicht sonderlich schwer, die Korrekturen, die sie sich wünschte, umzusetzen. Dann ließ sie uns im Umkleideraum allein.
»Probiert das alles durch, und wenn etwas nicht passt, hängt es an den Ständer, und ich such euch nachher die passende Größe raus. Und wenn ihr damit fertig seid, kombinieren wir das Outfit mit den Accessoires. Schuhe, Hüte und so weiter. Mit euren Boots könnt ihr ja wohl kaum auf den Laufsteg.«
Gerade als ich das dritte Oberteil auszog und mir ein hautenges Top aussuchte, ging die Tür auf, und zwei Jungs stürmten herein. Ich ließ vor Schreck das Top fallen und stand im BH da. Den Jungs klappte vor Überraschung der Kiefer runter. Das hielt den einen aber nicht davon ab, trotzdem einzutreten.
»Hey!«, rief Sandy. »Raus mit euch! Das ist die Damenumkleide!«
»Äh, tut uns wirklich ehrlich leid, aber wir müssen uns auch hier umziehen. Ihr seid bestimmt Sandy und Gina, oder?«
Ich raffte mein Top vom Boden auf und zog es hastig über. »Stimmt schon, aber was meint ihr mit ›wir müssen uns auch hier umziehen‹?«
»Na, wir sind auch Models! Wir machen die Show morgen mit euch zusammen. Hat euch Marie das nicht gesagt? Ich bin übrigens Josh, und das ist Adam.«
»Tach, Adam«, sagte ich wenig begeistert. Aber als ich sein schelmisches Grinsen sah, musste ich doch einstimmen. Sandy war weitaus cooler, zog sich ihre Shorts aus und die nächsten an.
»Na los, dann mal runter mit den Hosen!«, grinste sie. »Und das muss fix gehen, hat Marie gesagt!«
Als wir am späten Nachmittag so an die hundert verschiedene Klamotten anprobiert hatten, tat uns allen der Hals weh vom vielen Lachen, und Sandy und ich hatten zwei neue Freunde gefunden. Ob wir vier allerdings tatsächlich auch als Models taugen würden, musste sich ja erst noch zeigen.
Samstagnachmittag, vier Uhr. Showdown. Sandy und ich waren viel zu früh da und mussten dauernd pinkeln. Marie wuselte in ihrem Klub hin und her, und hinter dem Vorhang, der den Umkleideraum vom Laufsteg trennte, hörten wir, dass der Geräuschpegel langsam stieg. Es wurde voll. Vorsichtig zog Sandy den Vorhang ein wenig beiseite und lugte hindurch. Wie von der Tarantel gestochen fuhr sie zurück.
»Was ist?«, fragte ich erschrocken.
»Nur alte Leute!«, rief sie entsetzt. »Da drin ist keiner unter sechzig!«
»Lass mich mal.«
Ich konnte es nicht glauben. Sandy hatte recht. Weißköpfe, wohin man blickte! Ich drehte mich um und sah Sandys Hand am Türknopf.
»Lass uns abhauen!«
»Nein, Mensch! Das können wir nicht machen. Wir können doch Josh und Adam nicht im Stich lassen!«
»Die sind doch noch nicht mal hier! Die wissen wahrscheinlich, wer da draußen sitzt.«
In dem Moment ging die
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