Down Under - Reise durch Australien
Gletscherzungen durch die Landschaft und werden ständig vom meist kräftigen Wind zu neuen Formationen umgestaltet.
Yogi erzählte uns, dass es im Innern der Insel Süßwasserseen gibt, deren Wasser das Haar zum Glänzen und Schmuck zum Funkeln bringe.
»Wollt ihr baden?«
»Ja!«, rief der ganze Bus. Am Lake McKenzie hielten wir an und sprangen ins Wasser. Nachdem wir ausgiebig in dem seidenweichen Element geplanscht hatten, fasste jeder dem anderen ins Haar und begutachtete den jeweiligen Glanzfaktor. Und natürlich glitzerte unser Schmuck, als wäre er frisch aus dem Laden.
Irgendwann erreichte der Bus wieder das Meer, und kilometerlanger hellgelb leuchtender Sandstrand lag vor uns. Dann brachte uns Yogi zu einer weiteren Sehenswürdigkeit von Fraser Island. Die Champagne Pools! Diese natürlich entstandenen Pools aus Felsgestein sind wie Badewannen an der Küste, und wenn die Brandung heranbraust, drückt der Wasserdruck von unten Luftblasen durch viele unsichtbare Löcher und lässt sie in den Steinbecken nach oben sprudeln. Wie große Whirlpools – oder eben mit viel Fantasie und Poesie Champagne Pools!
Auf dem Rückweg entdeckten wir Dingos mit ihren Welpen. Fraser Island ist auch als Insel der Dingos bekannt, und Schilder weisen darauf hin, die Tiere keinesfalls zu füttern. Sie erscheinen einem nicht allzu wild oder gefährlich, sind sie doch nicht wesentlich größer als ein Fuchs. Dennoch beobachteten wir die Dingo-Familie aus gebührendem Abstand.
Der Tagesausflug ging viel zu schnell vorbei, doch an seinem Ende sollte uns noch ein Höhepunkt bevorstehen. Als die Fähre Fraser Island verließ und wir den Anblick der traumhaften Silhouette noch einmal mit allen Sinnen in uns aufnahmen, erscholl plötzlich ein Ruf: »Wale!«
Unsere Köpfe flogen herum, und mein Herz machte einen Satz. Gewaltige Fontänen sprühten aus dem Meer! Gleich darauf durchbrachen drei mit Muscheln übersäte, große braungraue Rücken die Wasseroberfläche. Dann tauchten die majestätischen Tiere wieder ab, ihre riesigen Fluken hoben sich aus dem Meer und verschwanden beinahe lautlos wieder im Wasser. Gebannt warteten wir, ob sich das Schauspiel wiederholen würde.
»Buckelwale«, sagte Yogi, der neben mich getreten war. »Sie kommen zwischen September und November hierher. Dann ziehen sie weiter nach Adelaide. Ihr habt Glück, das ist das erste Mal in diesem Jahr, dass wir sie sehen.«
Und was für ein Glück wir hatten. Die drei tauchten nicht ab in die Tiefe, sondern zeigten uns immer wieder ihre Rücken oder die Seiten, bliesen ihre Fontänen aus dem blowhole und tauchten mit langsamer Eleganz wieder in ihr Element. Kein Film der Welt kann einem den Eindruck vermitteln, wie es wirklich ist, einem dieser Tiere so nah zu sein. Ein tiefer Respekt erfasst den Betrachter. Mich durchströmte ein warmes Gefühl. Wer diese Tiere heute noch tötet, um Geld mit ihnen zu verdienen, der hat seine Seele bereits mit der ersten Harpune verkauft.
Es war merkwürdig, aber nachdem wir die Wale gesichtet hatten, verlief der Rückweg nach Rainbow Beach nahezu schweigend. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und verarbeitete das Gesehene. Während ich Fraser Island am Horizont verschwinden sah, dachte ich an Gregs Worte, dass man auf jeden Fall dort campen und etwas mehr Zeit mitbringen sollte. Recht hatte er, auch wenn bei ihm vielleicht der Gedanke mitspielte, seine Jeeps an den Mann zu bringen. Aber auf Fraser Island zu übernachten, muss einfach fantastisch sein.
Wie fantastisch es ist, am Strand zu übernachten, sollten wir zwei Tage später erfahren. Dan und Travis hatten sich nämlich während unserer Fahrt nach Fraser Island überlegt, uns mit zum Campen zu nehmen. Das Problem war nur, dass wir zur Frühstücksvorbereitung wieder bei Greg sein mussten. Egal, als wir erfuhren, was sie vorhatten, stimmten wir sofort begeistert zu. An wenig Schlaf waren wir sowieso gewöhnt, und wenigstens einmal im Leben sollte man am Strand übernachtet haben.
Die beiden holten uns am frühen Abend mit Travis’ Pick-up vom Rocks ab und fuhren mit uns höchstens eine halbe Stunde die Küste entlang. Plötzlich bog Travis ab und fuhr in den Wald.
»Hey«, sagte ich. »Zum Meer geht’s da lang!«
»Erst müssen wir Feuerholz sammeln«, erwiderte Travis stolz. »So wie richtige Schiffbrüchige!«
Wir stiegen aus und sammelten so viel trockenes Bruchholz ein, wie noch auf der Pritsche des Pick-ups Platz hatte.
»Nichts abbrechen«, rief Dan.
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