Down Under - Reise durch Australien
Wintles Nummer, und schon nach dem zweiten Klingeln hob er ab.
»I’m sorry«, sagte ich zerknirscht. »The bus was too late.«
»Kleine, nun mach dir mal keine Sorgen«, kam es aus dem Hörer. »Hauptsache, ihr seid da. Wir warten auf euch.«
Beruhigt legte ich auf, wir beide schulterten unsere Backpacks und stiefelten die Straße runter. Es konnte nicht weit sein. Rainbow Beach ist ein kleiner Ort an der Küste, nicht weit von Fraser Island. Klein ist in Australien ein relativer Begriff, und solch ein Ort kann sich ganz schön in die Länge ziehen, weil jedes Grundstück ordentliche Ausmaße hat. Wir wanderten also an einem Haus nach dem anderen vorbei, aber ein Hostel namens The Rocks , so hieß Gregs Resort, entdeckten wir einfach nicht. Schließlich waren wir beinahe am Ortsausgang angelangt, als wir auf die Touristeninformation stießen.
»Fragen wir da«, sagte Sandy und stieß die Tür auf.
»Ah, The Rocks «, meinte die kleine bebrillte Angestellte. »Das ist am anderen Ende des Ortes. An der Tankstelle, gleich neben der Bushaltestelle.«
Wir blickten sie an wie einen Geist, sagten aber trotzdem Danke und liefen den ganzen Weg zurück. Inzwischen war eine geraume Zeit vergangen, seit wir in Rainbow Beach angekommen waren und Greg angerufen hatten. So viel zu dem Thema, wie gut und zuverlässig wir doch waren. Auf Reisen sollte man eben erst fragen und dann losgehen.
Endlich kam die Tankstelle wieder in Sicht, und an der Grenze des sich anschließenden Grundstücks stand ein Typ in Shorts mit Wampe, dünnen Beinchen und einem Grinsen im Gesicht.
»Ich hab schon bei Jen angerufen«, rief er uns entgegen. »Ob sie nicht noch zwei andere Mädchen hat!«
Das also war Greg, der Chef vom The Rocks. Er nahm uns mit der alles entwaffnenden Herzlichkeit eines typischen Australiers auf, und jetzt endlich sahen wir auch das Schild mit dem Namen des Resorts weit zurückversetzt von der Straße.
»Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht«, grinste Greg. »Wer aus Rainbow anruft und nach einer Stunde noch nicht aufgetaucht ist, muss eigentlich entführt worden sein. Jen meinte, dass ihr vielleicht besser reiten könnt als Bus fahren.«
Als Sandy aufbrausen wollte, lachte Greg und klopfte ihr auf die Schulter.
»War nicht so gemeint. Aber sie hat mir von eurem Viehtreiben mit Joanna erzählt. Und eins sag ich euch, hier können nicht viele Mädchen so reiten! Kommt, ich zeig euch mein Reich.«
Warum auch immer, Greg gab uns ein Zimmer in seinem eigenen kleinen Privatbereich, der eigentlich nicht für Angestellte zugänglich war. So hatten wir eine gewisse Privatsphäre und fühlten uns gleich zur Familie gehörend. Normalerweise mussten die Mitarbeiter des Resorts auch in Etagenbetten schlafen wie viele der nicht so zahlungskräftigen Gäste. Hinterher dachten wir, dass da vielleicht doch ein kleiner geschäftlicher Hintergedanke dabei war, denn es war recht busy zu der Zeit, als wir da waren und oft ausgebucht, obwohl die Saison noch gar nicht richtig begonnen hatte. Da lag der Gedanke nahe, dass Greg die Betten im Gästehaus vielleicht doch lieber vermietete, als sie nicht zahlenden Angestellten zu überlassen. Aber das können wir verstehen. Ehrlich, Greg.
Nachdem wir unser Gepäck abgeladen hatten, führte uns Greg mit sichtlichem Stolz durch sein Reich. Und als solches kann man die Anlage auch wirklich bezeichnen. Das Rocks ist eher untypisch als Unterkunft für Backpacker. Es ist auf einem sehr großzügigen Areal angelegt, besitzt zwei Gästehäuser mit insgesamt vierzig Betten, und es gibt neben den üblichen Mehrbettzimmern auch Doppelzimmer, die für verliebte Pärchen wie geschaffen sind, kann man doch endlich auch einmal ein wenig Privatsphäre genießen, was in einem Dorm unmöglich ist. Es sei denn, man besticht jeden Mitbewohner in nicht unerheblicher Größenordnung. Gleich hinter dem Eingang ist die Rezeption, an der jede Menge Infomaterial ausliegt. Neben der Rezeption ist die Bar mit der für Queensland üblichen 4X-Reklame (4X ist das Bier aus Queensland). Es gibt einen großen und trotz der überdimensionalen Holztische und -bänke gemütlichen Essraum, und daran anschließend den Durchgang nach draußen, wo man auch sitzen und futtern kann. Das Schönste am Rocks ist allerdings der Pool. Ein großes, nierenförmiges Becken, umstanden von Palmen und anderen tropischen Pflanzen, machte aus dem Hostel eben doch ein Resort.
»Was müssen wir denn alles machen?«, fragte ich Greg
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