Down Under - Reise durch Australien
gereinigt werden. Greg sieht unsere Miene und sagt großzügig: »Ruht euch ruhig mal ein bisschen aus, ich mach das heute.« Dann siehst du zu, wie er anfängt, das erste Auto oberflächlich abzuwischen, sodass lauter Streifen zurückbleiben. Er hält sich den Rücken, wischt sich wieder einmal den Schweiß vom Gesicht, und schon stehst du auf, nimmst ihm den Lappen aus der Hand und grummelst: »Okay, Greg, geh doch lieber rein und kümmer dich um die Buchhaltung.«
Und dann hat er noch seinen busy -Alarm. Stellt euch Greg vor, wie er in seinen engen Shorts und seinem bollerigen Hawaii-Shirt dasteht, und ihr fragt: »Na, wie geht’s, Greg?«, und er sagt: »Haach, ich war grad so busy …, ich geh mal shave and shower …«, dann habt ihr die Greg-Show live erlebt. Damit man ihn nicht bei seinen vielen busy -Tätigkeiten erwischt (zum Beispiel beim Fernsehen, dabei Rum-Cola schlabbern oder auch im Sessel schlafen), hat er sich ein Alarmsystem ausgedacht, das ihn aufschreckt. So hat er genügend Zeit, dem Ankömmling mit von furchtbar harter Arbeit gezeichnetem Gesicht entgegenzutreten und »Haach, ich war grad so busy …« zu sagen.
Die Tür zum Frontbereich besitzt einen Summer, der in Gregs Zimmer laut rumbrummt und ihm ankündigt, wenn jemand in sein Reich eindringt. So kann er in Ruhe entspannen. Als wir das rauskriegten, haben wir schallend gelacht. Böse sein kann man Greg nämlich nicht, denn er ist einfach ein liebenswerter Bär. Er hat uns immer wieder mit Sachen überrascht, die mehr als ein Ausgleich zu der harten Arbeit waren.
Das Rocks und Greg wuchsen uns mit der Zeit ans Herz. Die Arbeit mit den Gästen machte Spaß. Na gut, auch weil es sich meist um junge, gut bis sehr gut aussehende, meist lockere und lustige Gesellen handelte, bei denen es manchmal recht schwerfiel, sich nicht allzu sehr von der Arbeit ablenken zu lassen. Aber Greg sorgte emsig dafür, dass uns nicht irgendwelche Jungs von unseren Aufgaben wegholten. Wie ein Habicht stürzte er herbei, wenn jemand sich erlaubte, zu lange am Counter mit uns zu quatschen, und scheuchte ihn davon. Es war gar nicht so einfach, eine Greg-freie Zeit abzupassen, aber schließlich schafften es doch zwei Jungs, ein wenig länger mit uns zu plaudern und sich mit uns anzufreunden.
Dan und Travis stammten aus Rainbow Beach, waren beide sportliche und humorvolle Männer Mitte zwanzig und genau die, mit denen man das bisschen Freizeit gerne verbringen wollte. Die beiden waren ein wenig cleverer als andere, denn sie kamen einfach ins Rocks zum Essen und bestellten ständig irgendwelche Sachen, nur um dann immer ein paar Worte mit uns wechseln zu können. Wenn nicht viel los war, konnten wir uns im Restaurant länger unterhalten. Wenn Greg die Szene auch misstrauisch beäugte, so konnte er doch nichts sagen, denn wir kümmerten uns ja schließlich nur um seine Gäste. Als sie uns einmal fragten, ob wir mit ihnen an den Strand gehen wollten, sagten wir Ja. Von da an waren wir vier oft zusammen, gingen baden und bummeln, was in Rainbow Beach recht schnell gemacht ist, da es ja nur ein großes Dorf ist, oder wir machten kurze Ausflüge, wenn wir denn mal freikriegten. Schließlich akzeptierte sogar Greg seine neue Konkurrenz, denn wir ließen unsere Arbeit nie schleifen.
Eines Tages, ich schrubbte gerade hingebungsvoll die Fliesen im Eingangsbereich, stand auf einmal eine kleine Frau mit kurzen Haaren vor mir und sprach mich an.
»Hast du Lust zu modeln?«
Ich hockte auf dem Boden mit verschwitztem T-Shirt und strähnig herabhängenden Haaren, und da fragte mich eine, ob ich modeln wollte? Ich dachte, die hat ein Rad ab oder ist so eine von den Schweinchen, die ferkelige Fotos machen. Langsam kam ich hoch und entdeckte Greg im Hintergrund, der sich eins feixte.
»Nackt?«, entfuhr es mir.
Die Frau lachte schallend. »Nein, nicht nackt! Noch nicht einmal halb nackt! Nein, ganz im Ernst, das berühmteste Pferderennen Australiens, der Melbourne-Cup, findet demnächst statt, und unser Surfshop veranstaltet eine Modenschau für Sportbekleidung. Wir brauchen noch zwei Mädchen. Ich hab gehört, du und deine Schwester seid selbstbewusst.« Sie musterte mich von oben bis unten. »Und die richtige Figur habt ihr ja wohl.«
Ich fragte mich, woher sie von uns wusste? Ich blickte an der Frau vorbei und sah gerade noch, wie Greg sich um die Ecke verdrückte. Dann hörte ich ihn rufen: »Ihr kriegt zwei Tage frei!«
»Greg hat mich angerufen und mir von euch
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