Down Under - Reise durch Australien
»Sonst kriegen wir Ärger. Nur die Äste, die so herumliegen.«
Wir mussten uns beeilen, denn es wurde bereits dunkel. Aber Holz zu finden war kein Problem, und zehn Minuten später fuhr Travis wieder auf die Küstenstraße, und nach etwa einer Viertelstunde bog er schließlich in einen Sandweg ein und schaukelte uns langsam durch die Dünen. Inzwischen war es ganz dunkel geworden, und der Strahl der Scheinwerfer traf auf Sand, Gebüsch und Grasbüschel. Dann stach das Lichtbündel durch eine Lücke in den Dünen und verlor sich in der Ferne.
»Das Meer!«, rief ich aufgeregt.
»Ist am Strand oft dabei!« Dan grinste gutmütig. Travis rangierte seinen Wagen rückwärts an ein Gebüsch und stellte den Motor ab.
»Endstation«, sagte er und öffnete die Fahrertür. »Weiter runter komm ich mit meinem Auto nicht. Den Rest müssen wir laufen. Ach ja, und tragen. Ich lass erst mal die Scheinwerfer an, aber ich hab auch zwei Taschenlampen mit. Gina, nimm du mal die eine und schlag hinten die Plane hoch, damit wir ausräumen können.«
Ich nahm die Taschenlampe, stieg aus und ging um den Wagen herum. Travis hatte ein wenig zu dicht am Gebüsch geparkt, sodass ich mich zwischen den Wagen und das Blattwerk zwängen musste. Als ich die Plane hochschob, merkte ich, wie ich mit den Haaren an irgendetwas hängen blieb. Ich versuchte, mich zu befreien, aber mein Schopf klebte fest. Auf einmal begann es, in meinem Nacken unerträglich zu kitzeln. Da würde doch nicht etwa …? Panisch entsann ich mich meiner Taschenlampe, schwang sie herum und blickte in ein gigantisches Spinnennetz! Und mittendrin saß ein Viech in Tarantulagröße und winkte mit seinen acht Beinen!
»Iiiihhhhh!«, schrie oder besser kreischte ich und sprang hinter dem Wagen hervor, wobei ich das halbe Netz mit mir riss und hektisch wedelnd versuchte, es von mir zu entfernen. Lachend kamen mir die anderen zu Hilfe, und Dan leuchtete mit seiner Lampe ins Gebüsch.
»Ach, so eine«, meinte er lässig. »Die ist ja noch ganz klein und harmlos.«
»Ganz klein und harmlos?«, rief ich empört. »Die hatte mich schon halb eingewickelt, und ehe ihr es gemerkt hättet, hätte sie mich ausgesaugt!«
Während wir unsere Ausrüstung auspackten und in den Sand warfen, lachten die drei in einer Tour, und ich lachte mit, schaute aber doch unauffällig ins Gebüsch, ob sich das Tierchen nicht doch noch abseilte, um mich zu kriegen. Ich hatte ja schließlich sein Netz zerstört. Als alle Sachen auf einem Haufen im Sand lagen, stöhnte Travis auf.
»Das ist viel zu viel Zeug zum Schleppen. Ich hab eine Idee. Ich werfe euch die Sachen über die Düne, dann kullert das meiste zum Strand, und wir brauchen uns nicht so im Sand abzumühen.«
Das war an sich eine gute Idee. Travis fing an, das erste Teil mit Schwung über die Düne zu werfen, registrierte befriedigt, dass es funktionierte und machte weiter. Dann wandte er sich an Dan.
»Komm, hilf mir! Sandy und Gina, ihr geht auf die andere Seite und bringt die leichten Sachen runter zum Strand.«
Gesagt, getan. Ich nahm meine Taschenlampe und Sandy die zweite. Wir stapften im Sand die kleine Düne empor und auf der anderen Seite wieder hinunter. Während neben mir ein Boogieboard in den Sand klatschte und gleich darauf eine Decke, sah ich im Strahl unserer Taschenlampen eine Bewegung und etwas aufblinken. Ich blieb stehen und griff Sandy am Arm.
»Siehst du das auch?«
»Was denn?«
Ich zog sie mit mir in die Hocke, und dann leuchteten wir den Sand vor uns ab.
Mich traf der Schlag.
»Travis! Dan! Hiiilfe!«
Vor uns, hinter uns, rund um uns herum Tausende von Krabben! Unzählige Stielaugen glotzten uns an und sandten blitzende Reflexionen des Lichts unserer Taschenlampen zurück. Travis und Dan kamen wie der Blitz über die Düne gestürmt und blickten gehetzt um sich.
»Was ist? Was habt ihr?«
»Da, da, da!«, stotterte Sandy und zeigte in die Runde.
»Mann!«, entfuhr es Dan. »Unser Abendessen!«
»Unglaublich«, flüsterte Travis. »Einfach unglaublich!«
»Du hast sie auch noch nie gesehen?«, fragte ich ungläubig.
Travis schüttelte den Kopf. »Ich war noch nie nachts am Meer. Warum auch?«
Vorsichtig machte er ein paar Schritte, und die Tierchen in seiner Nähe flitzten seitwärts laufend davon. Aber mehr als zwei bis drei Meter Abstand hielten sie nicht, und viele verschwanden einfach in ihren Löchern im Sand. Wenn man ein paar Sekunden stillhielt, erschienen zuerst wieder ihre Stielaugen und
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