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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy & Rau Rau
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durchbrechenden Sonne würde das meiste der kostbaren Flüssigkeit verdunsten lassen.
    »Na, ist das ein Ding?«, fragte Colin in die Runde und haute Nick auf die Schulter, der sich daraufhin schmerzverzerrt krümmte, weil unser tour guide vor lauter Begeisterung den Zustand von Nicks Rippen vergessen hatte. »Wir werden wohl eine Weile warten müssen«, ergänzte Colin, jetzt wieder ernst werdend. »Es ist zu gefährlich weiterzufahren. Wir könnten stecken bleiben. Vor allem sieht man die Straße nicht mehr. Aber in zwei, drei Stunden müsste es gehen.«
    Mit einem Mal durchbrach die Sonne die Wolken, und mit ihr erschienen gleich mehrere fantastische Regenbögen. Im ebenen Land des Outbacks kann man sie von einem Ende zum anderen in ihrer ganzen Schönheit sehen. Bis dahin hatte ich gedacht, Regenbogen sei gleich Regenbogen, aber diese hier machten mich sprachlos. Durch den Kontrast der dunklen Wolken am Horizont mit der sofort wieder gleißenden Sonne erschienen die Farben in einer solchen Klarheit und Intensität, dass ich die blässlichen Dinger von zu Hause nur bedauern konnte. Man sagt, wenn man am Ende eines Regenbogens gräbt, findet man einen Schatz. Ich brauchte nur hier zu stehen und sah ihn vor mir.
    Colin behielt recht. Bereits zwei Stunden später konnten wir weiterfahren, wenn auch vorsichtig und langsam, denn die Piste war schlammig geworden und stellenweise mit großen Pfützen durchsetzt, denen man nicht ansah, wie tief sie waren. Dementsprechend verloren wir viel Zeit und verletzten die wichtigste Regel für Fahrten durch das Outback, nämlich niemals nachts zu fahren. Colin entschied sich trotzdem dafür weiterzufahren, denn viel mehr als eine Stunde würde es nicht dauern. Wären wir allerdings ausgerechnet dann in einem der Wasserlöcher stecken geblieben, hätten wir ein echtes Problem bekommen.
    Gott sei Dank erreichten wir den Campingplatz ohne Zwischenfälle. Im Licht der Scheinwerfer sahen wir die Silhouetten einiger Zelte anderer Camper, in denen sich jetzt der eine oder andere Kopf unwirsch reckte. Nichts ist schlimmer, als wenn man in freier Natur gerade am Einschlummern ist, und dann fährt so ein uralter Diesel rumpelnd auf den campsite und leuchtet mit seinen grellen Scheinwerfern dein Zelt bis in den letzten Winkel aus. Dann steigen ein halbes Dutzend Typen aus und fuhrwerken eine Stunde lang herum, und das alles immer noch im Licht ihrer Scheinwerfer, denn im Dunkeln geht es ja nicht. Nur wenn man viel Glück hat, sind sie nicht bereits besoffen, wenn sie eintreffen, und nur wenn man unglaublich viel Glück hat, öffnen sie keine zwanzig weiteren Bierdosen mehr, bevor sie endlich in die swags kriechen.
    Nun waren wir also solche Typen, und Colin instruierte uns, so wenig Lärm wie möglich zu machen.
    »Wir schlafen unter freiem Himmel«, flüsterte er. »Nehmt eure Isomatten und die Schlafsäcke und legt euch neben den Wagen. Das geht schon mal für eine Nacht.«
    Nachdem wir unsere Lager mit Hilfe des Standlichts des Jeeps so gut es ging zurechtgemacht hatten, fiel mir auf, dass Colin fehlte. Ich ging zur Fahrerseite und klopfte leise ans Fenster, das sich daraufhin einen Spaltbreit öffnete.
    »Was ist?«, grummelte Colin.
    »Du hast gesagt, wir schlafen alle draußen!«
    »Ich bleib im Auto. Wegen der Diebe«, grunzte unser tour guide , und das Fenster schloss sich wieder. So viel zu seiner Vorbildfunktion. Eigentlich hätten bis zu vier Leute in seinem Wagen schlafen können. Ein wenig sauer kroch ich in meinen swag und starrte in den Himmel. Ich sah nichts. Nicht ein einziger Stern funkelte am Firmament. Das ist äußerst ungewöhnlich im Outback. Der Himmel musste von Wolken bedeckt sein. Jetzt, nachdem Colin das Standlicht ausgeschaltet hatte, herrschte vollkommene Finsternis um uns herum. Ich glaubte, Regen riechen zu können und wurde etwas unruhig. Ich flüsterte Ginas Namen, aber sie war bereits eingeschlafen und auch niemand sonst regte sich. Ich schälte mich aus meinem swag , tastete mich am Jeep zur Fahrerseite durch und klopfte wieder an die Scheibe. Gleich darauf traf mich der Strahl einer Taschenlampe, und ich fuhr zusammen.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, schnauzte Colin mich an. »Gerade war ich eingedöst!«
    »Ich glaube, es regnet gleich«, sagte ich zaghaft. »Alle Sterne sind weg. Ich kann es riechen.«
    »So ein Quatsch! Es hat noch nie zweimal hintereinander geregnet. Und schon gar nicht nach sechs Jahren. Und jetzt lass mich endlich

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