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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy & Rau Rau
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verdunsten sie. Die Farmer verfluchen diesen Geisterregen!«
    Während wir weiter auf die gewaltige Wand zu fuhren, konnte man zusehen, wie sich an den Außenrändern laufend neue dunkelgraue Watteballen bildeten. Der ganze Horizont schien zu brodeln. Näher und näher kamen wir dem eindrucksvollen Schauspiel. Mit einem Mal verfärbte sich der ganze Himmel lilagrau und die Sonne verschwand. Dann machte es »Patsch« und noch mal »Patsch«. In der nächsten Sekunde platzte der Himmel, und ein gewaltiger Wolkenbruch krachte auf uns nieder!
    Colin klappte der Unterkiefer runter, während Nick und ich ihn auslachten. Hektisch versuchte er, den Scheibenwischer einzuschalten, fand ihn aber nicht sofort, weil er ihn während der letzten Jahre einfach nicht gebraucht hatte. Die Szenerie um uns herum hatte sich radikal verändert. Eben noch das gleißende Licht in den Augen, und jetzt lag ein dunkles Grau über dem Land, durchzuckt von Blitzen. Innerhalb von Sekunden verschwand das so vertraute Rot der Umgebung. Die Straße war nicht mehr auszumachen, und nach kurzer Zeit stand das Wasser zentimeterhoch, weil der rissige und knochentrockene Wüstenboden es nicht aufnehmen konnte. Colin trat hart auf die Bremse.
    »Raus!«, brüllte er. »Sofort raus mit euch!«
    Wir erstarrten vor Schreck. Während die Welt um uns herum unterging und der Wagen der einzig sichere Platz zu sein schien, brüllte Colin uns an, wir sollten aussteigen! War er völlig verrückt geworden? Schon öffnete er die Fahrertür, sprang aus dem Wagen und schrie uns weiter an.
    »Nun macht schon! Raus! Raus!«
    Unbehaglich gehorchten wir, krabbelten einer nach dem anderen aus dem Wagen und waren natürlich sofort völlig durchnässt. Eine unheimliche Szenerie umgab uns. Drohend hingen die Wolken über uns und entluden ihre Fracht. Es war, als würde jemand einen See aus dem Himmel kippen. Wir konnten nur wenige Meter weit sehen, und bei jedem Blitz fuhr ich erschrocken zusammen. Was zum Teufel war nur in Colin gefahren? Hatte er Angst, der Jeep könnte in dem sich blitzschnell bildenden Matsch stecken bleiben, wenn zu viel Gewicht auf ihm lastete?
    »Hey!«, brüllte er. »Regen! Regen! Regen! Kommt schon, tanzt!«
    Sprachlos schauten wir unserem verrückt gewordenen Reiseführer zu, der anfing, durch den Matsch zu hopsen, die Hände in den Himmel gereckt, und sich wie ein wilder Derwisch im Kreis drehte. Wie versteinert stand ich da und fragte mich, wie um alles in der Welt wir mit einem verrückt gewordenen tour guide wieder aus dem Outback finden sollten, da hüpfte Colin auf mich zu und packte mich am Arm.
    »Nun tanz doch schon, Sandy! Mensch, seit sechs Jahren hat es hier nicht mehr geregnet! Wir sind bestimmt die einzigen Menschen weit und breit, die nass werden! Jeder Australier muss in solch einem Moment tanzen!«
    Ohne meine Reaktion abzuwarten, bückte er sich, griff mit beiden Händen in den Matsch und schmiss ihn in die Höhe, dass ich einen Satz beiseite machen musste, um der herunterkommenden Pampe auszuweichen. Und das endlich löste unseren Bann. Er hatte ja recht! Wir waren im Outback, es war ein fast unfassbarer Zufall, dass es ausgerechnet jetzt regnete, wo wir diese Tour unternahmen, und da hatte ich im Wagen bleiben wollen!
    Im Handumdrehen erfasste uns Colins Euphorie, und schon hopste eine Horde von acht Leuten durch den Regen, beschwor in zwar weniger schönen, dafür aber sehr lauten Tönen den ihr unbekannten Regengott, der für all das hier verantwortlich war, und warf mit Erdpampe, bis die Klamotten vor Dreck nur so strotzten. Ich bekam das unbändige Verlangen, mir die Sachen vom Leib zu reißen und nackt durch das prasselnde Wasser zu tanzen, aber ich konnte mich gerade noch beherrschen. Als wir uns verausgabt hatten, standen wir schwer atmend um unseren Wagen herum und sahen uns glücklich in die Augen.
    Urplötzlich hörte es auf zu regnen. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, stoppte das gewaltige Rauschen von einem Moment auf den anderen. Wir standen bis zu den Knöcheln im Wasser. Das einzige Geräusch neben unseren keuchenden Atemzügen war ein leises Glucksen, mit dem sich das nasse Element seinen Weg durch oder besser über den Wüstenboden suchte. Als wir uns jetzt langsam umblickten, schien es, als ständen wir in einem riesigen flachen Meer. Die sonst übliche trockene Hitze war einer schweren Schwüle gewichen, und die Wasseroberfläche dampfte. Es würde nicht lange dauern, und die Kraft der wieder

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