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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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haben?«
    Fraser seufzt. »Die Zeiten ändern sich, Donovan –«
    »Die Fälle bleiben die gleichen.« Scheiß Spiel. »Ich will Einblick in Dels Akte, sonst läuft gar nichts.«
    »Sie drohen mir, Donovan?« Fraser ist amüsiert. Er wippt gackernd mit seinem Stuhl vor und zurück.
    »Wie Sie sagten, die Zeiten ändern sich«, grins ich. Ein müdes Cop-Grinsen, so müde wie Montagmorgen. Was hab ich schon zu verlieren?
    »Irgendwann dreht ihr Typen alle ab.« Fraser seufzt wieder. Geht zum Fenster, sieht durch die matten Scheiben auf seine Stadt.
    »Typen wie DelMonico? Kommen Sie, Sergeant.« Ich steh auf und geh um seinen Schreibtisch herum, Dels Schatten über meiner Schulter. Ich lass mich auf seinen Stuhl fallen, kippe zurück bis zur Wand und wieder vor, spiele cooler Cop. Verdammt, die Zeiten haben sich wirklich geändert, haben mich geändert. »Wo steckt mein Partner?«
    Fraser seufzt wieder, beschränktes Repertoire. »Sie haben mir die VZR-Story nie abgekauft, was, Donovan?«
    »Vielleicht fünf Minuten«, räum ich ein. Was gelogen ist. Ich kann den Sergeant fast verstehen, ist schon beängstigend. Und nach diesem Zugeständnis schmeckt Dels Verrat noch bitterer.
    »Also?«
    »Die Akte ist Verschlusssache, hab keinen Zugriff mehr auf die Daten, Befehl von ganz oben.« Vertraulich senkt er die Stimme. »Ist untergetaucht, Ihre Partnerin, Donovan. Hat Protektion von höchster Stelle.« Ihm gefällt das nicht. Wenn einer hier Protektion haben sollte, dann er.
    Ich erkenne das Schema. Protektion, das Zauberwort, klappt den Deckel auf den Stardust-Fall. Doch diesmal schließt der Deckel nicht, kriechen ein paar irre Junkies über den Rand und durch die schönen sauberen Straßen der Uptown, wälzen sich im Müll der Downtown. Erkennt die City Force die Verbindungen nicht oder glauben die nur, Donovan merkt nicht, was da läuft?
    Ich kippe den Stuhl zurück, zähl die Risse in der Decke, bis die Stille greifbar ist. Protektion, so billig ist meine Diskretion nicht zu haben, diesmal nicht. Schweigen hat seinen Preis, soll es die Schreie zum Verstummen bringen. In meinem Kopf sind immer noch die gleichen Bilder. Shirette und all ihre nie gesehenen Schatten. Dies ist der Augenblick, an dem die Einlösung meines Schwurs beginnt. Ich kann es ganz deutlich fühlen.
    »Also, was wollen Sie, Prämie?«, fragt Fraser. Ungeduld in der Stimme, Vorsicht hinter den Augen.
    »Was wär denn für mich drin?«, feilsche ich, scheinbar interessiert an seinen krummen Uptown-Deals.
    Prämie. Die einzige Prämie, die ich aus dem Stardust-Fall kriege, ist ein Ticket zur VZR-Station. Ich muss plötzlich lachen. Fraser lacht mit. Mann, ist der Scheißkerl scharf drauf, mir den Fall aufzudrücken. Verdammt, und ich will ihn haben, will die Kerle aufmischen, die das Zeug in Umlauf bringen. Einmal Cop, immer Cop. Ich lach immer noch.
    »In Ordnung, Donovan.« Er resigniert. »Sie kriegen Sonderstatus«, Fraser schiebt mir widerwillig einen neuen Uptown-Pass rüber, »und suchen Sie sich bald einen neuen Partner.«
    »Werd dran denken, Serge.«
    Einen Scheiß werd ich. Diesmal läuft das Spiel nach meinen Regeln, keine kleinen Gefallen-gegen-Gefallen-Geschäfte mit den Capistranos, keine Nicht-die-Warrings-Abmachungen und keine Partner mit Ambitionen. Nur Donovan und ihre Erinnerungen.

    »Wieder dabei, Donovan?«
    Brubaker schiebt sich neben mich. Die Aufzugtüren schließen sich. Ich merke, wie meine Augen auf die Reise gehen, gibt ’ne Menge zu sehen – seinen Hintern in verwaschenen 501ern, zum Beispiel. Er spürt meine Blicke, dreht sich zu mir um. Seine Zähne blitzen, der gute alte Han-Solo-Charme.
    »Für dich, Donovan, jederzeit.«
    Ich erwidere sein Grinsen. Es fühlt sich fremd an auf meinem Gesicht. Ich heb die Hand, will es spüren, und zieh mir nur die Haare vor die Augen. Er macht mich verlegen, dieser CF-Agent, mit diesen Augen, die in mir lesen.
    Der Aufzug hält. Er steigt aus. Schade.
    Meine Gedanken folgen ihm: Er sieht sauber aus, riecht gut, und gesund ist er auch, sonst wäre er nicht durch die CF-Checks gekommen. »Für dich jederzeit«, wer weiß?
    Ich hab gehört, dass er einen neuen Partner sucht. Er und Reardon, seit Jahren waren sie ein Team. Seit ein paar Wochen ist Reardon Straßenwolf, auf Prämienjagd, auf eigene Rechnung. Verdammt hart für Bru. Doch ich brauch noch Zeit. Zeit für meinen Zorn und Zeit zum Nachdenken. Aber da draußen geben sie dir nicht mal Zeit zum Atemholen, da draußen auf den

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