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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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Station nicht«, sagt Grünkittel.
    »Wieso …?« Ich breche ab, starre ihn an. »Welche Station ist das hier?«
    Er braucht mir nicht zu antworten, ich weiß es auch so. Im DWNTN-General gibt es nur eine Abteilung, in der die Patienten von der Außenwelt abgeschottet werden. Doch ich brauch endlich Gewissheit.
    »Was sind das für Tests?«
    »Neurologische«, lautet die knappe Antwort.
    »Hat das mit meinem Unfall zu tun?«
    »Welchem Unfall?«, fragt Grünkittel.
    Gelbkittel kommt mit dem Doktor zurück. Sie hat die letzten Worte gehört. Sie packt Grünkittel und zerrt ihn auf den Gang. Ich höre, wie sie ihn zusammenscheißt. Besser fühle ich mich dadurch nicht.
    »Welchem Unfall?«, wiederhole ich dumpf.
    »Irgendwann mussten Sie’s erfahren«, sagt der Arzt lapidar. »Irgendwer hat Ihnen einen Schuss verpasst.«
    »Was?!«
    »Stardust. Das ist das Ergebnis unserer toxikologischen Untersuchungen. Es ist so eine neue Designerdroge, ziemlich –«
    »Wann war das?«, unterbreche ich ihn. Meine Stimme klingt fremd und flach.
    Er tippt eine kurze Anfrage in seinen Diagnoster. »Vor sechzehn Tagen.«
    »Sechzehn Tage?« Mein erster Gedanke: Er lügt. Doch warum sollte er? Ich wende meine Atemtechnik an, um die aufsteigende Panik abzublocken.
    Er nickt. »Beinahe hätten Sie’s nicht geschafft. Wenn dieser Chinese …«, er befragt wieder seine Datenbank, »Chan – Sie nicht rechtzeitig gefunden hätte.«
    »Die Rote Pagode …«
    »Sie erinnern sich wieder? Das ist gut.« Er schafft es tatsächlich, erfreut auszusehen. »Wir machen heute noch ein paar Tests mit Ihnen. Abschließend sagen, ob Sie Folgeschäden durch die Droge erlitten haben, können wir erst in fünf oder sechs Wochen.«
    »Lassen Sie mich allein.« Ich fühle mich, als würde ich plötzlich schwerelos durch den Nichtraum treiben. Fühle, wie sich meine Identität an den Rändern zur Realität zerfasert. »Bitte«, presse ich noch heraus, dann – Schwärze.

    »Sie wissen, dass ich Sie eigentlich suspendieren müsste.« Fraser lässt sich die Worte auf der Zunge zergehen, ehe er sie mir ins Gesicht sagt.
    Eigentlich suspendieren? Worauf will er hinaus?
    »Stattdessen habe ich beschlossen, Sie erst mal im Innendienst einzusetzen.«
    Ein »schon wieder?« liegt mir auf der Zunge, doch ich spreche es nicht aus. Die Regeln der C-Force sind auf seiner Seite. Er kann mich so lange kaltstellen, wie er will. Ich ziehe mein SCom aus der Tasche.
    »Wann kann ich mich wieder einloggen?«
    »Sie können nachher für ein Update in die Wartung gehen, Donovan.« Er klingt ungeduldig.
    Will er mich los sein? Wo bleiben seine »In spätestens zwei Stunden will ich Ihren kompletten Bericht auf meinem Schreibtisch haben«-Sprüche? Seltsam.
    »Geht klar«, nuschel ich und stehe auf.
    Im DWNTN-General haben sie mich die vergangenen zwei Tage fit für die Realität gemacht. Tests, Spritzen und noch mehr Tests. Zwischendurch bohrende Fragen vom Klinik-Kopfdoktor. »Haben Sie Alpträume, Donovan?« Und: »Erzählen Sie mir was über Ihre Kindheit.« Sehr komisch! Die verlorene Zeit, die verlorenen Erinnerungen brachten die Fragen nicht zurück. »Sie müssen Geduld haben. Wir haben keine Erfahrungswerte, was die Auslösung einer partiellen Amnesie durch den Konsum der Droge betrifft. Vorläufig gehen wir jedoch davon aus, dass der Zustand reversibel ist.«
    Ich bin schon an der Tür, als Fraser mich zurückruft.
    »Glauben Sie nicht, Sie hätten freie Bahn, nur weil Sie Protektion von ganz oben haben.«
    »Freie Bahn, Sergeant?«
    »Ab morgen ist P.J. Morales Ihr neuer Vorgesetzter.« Er grinst zahnig. »P.J. Morales vom Siebenundachtzigsten.«
    Jetzt erst sehe ich, dass Fraser dabei ist, seinen Schreibtisch auszuräumen. Ist das gut oder schlecht für mich? Und wer zum Teufel ist P.J. Morales? Doch ich frage nicht das Offensichtliche. Den Gefallen tue ich ihm nicht.
    »Wo soll’s denn hingehen, Serge? New Frontier oder Rock Sands?«
    »Shapiro«, sagt er selbstzufrieden. »Nicht, dass Sie das was angehen würde.«
    Die Nachricht ist zu gut, als dass er sie für sich behalten könnte. Verdammt. Shapiro. Ein Stück heile Welt. Mit netten Einfamilienhäusern, Kunstrasen, sauberen Gehsteigen, sauberer Luft und sauberen Bewohnern. Der ganze Ort gehört SpaceCraft. Die haben da ihr Raum-und Bodenpersonal untergebracht – von der Wartung bis zu den Ingenieuren und Entwicklern. Bei so einem Job braucht Fraser seinen fetten Arsch bis zur Pensionierung, nie wieder aus seinem

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