Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
Vom Netzwerk:
mich irritiert an. Ist sogar eine Spur Besorgnis in seinen Augen.
    Erst jetzt merke ich, dass ich mitten auf der Straße stehe, fluche und mir an den Kopf schlage.
    »Alles okay«, lüge ich.
    Natürlich glaubt er mir nicht. Wie sollte er auch. Doch Chan ist ganz asiatische Höflichkeit und schweigt. Und dabei wünsche ich, er würde fragen.
    Und dann stehen wir schon vor Manuel’s. Ich stoß die Tür auf – Stimmengewirr, Essensgerüche und laute Musik. Das ist die Wirklichkeit, wie ich sie jetzt brauche. Wir erkämpfen uns einen freien Tisch und bestellen Burger, Rühreier und Kaffee. Was nun?
    Da sehe ich Ranson, meinen DWNTN-Kontakt. Er sucht das Lokal nach einem freien Platz ab und landet an unserem Tisch. Gut. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass er Reilley und Hig kennt. Knapp fünftausend Cops tun im DWNTN-HQ Dienst. Fette Chance, Donovan.
    Unsere Sobugs, Eierpaste und E-Caffs kommen. Chan isst mit Leidensmiene, während ich reinhaue und noch kauend auf Ranson einrede. Der ist abgelenkt, lässt seine Blicke durchs Lokal wandern, renkt sich den Hals aus, versucht in dem Gewühl seinen Partner zu finden.
    »O’Reilley und Higueras«, wiederhole ich.
    Ja, er kennt die beiden. Sein Daumen zeigt lapidar zum Tresen. Dann winkt er seinen Partner ran. Eine hohlwangige Frau mit blondem Afro. »Detective Uhura Krantz« steht auf ihrem Abzeichen. Ich stehe auf und Krantz lässt sich mit einem knappen Dankesnicken auf meinen Platz fallen.
    »Ich hasse diese Endspielnächte«, sagt sie statt einer Begrüßung.
    Ich zucke die Schultern, grinse ein »wer nicht?« und schiebe mich zu den beiden Cops durch. Chan folgt mir.
    »He, Donovan!« Ransons Stimme dringt durch den Lärm. »Soll ich dich einführen?«
    Ich winke ab. »Schon gut, danke.« Ranson ist in Ordnung – für einen DWNTN-Cop. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Krantz auf ihren Partner einredet.
    O’Reilley und Higueras, auch ein Team. Graugesichtige Blicke an einem grauheißen Morgen. Schichtende. War ’ne lange, blutige Nacht. Knappe Wortfetzen zwischen frischem Kaffee vorgestoßen, letzte Lageberichte von der letzten Schicht. Und irgendwann, zwischen dem ersten Kaffee und dem ersten Bier, lässt die Spannung nach.
    Higueras springt auf. »Señorita –?« Blitzendes Lächeln, seine Hand fährt durchs dichte, schwarze Haar. Macho-Reflex.
    »Spar dir die Caballeromasche«, knurrt sein Partner. »Sie ist ’n Cop.«
    »Meinst du, das weiß ich nicht, Amigo?« Er strahlt mich immer noch an. Kann einfach nicht anders.
    »Donovan, City Force.« Ich rutsche auf die durchgesessene Bank. Eine Handbewegung, zwei Tassen Kaffee.
    »Also, Donovan, City Force, was willst du?« O’Reilley kommt gleich zur Sache, ist der hart gesottene Pflastertreter. Macht nur seinen Ein-Mann-tut-was-ein-Mann tun-muss-Job.
    »Erzählt mir was über die Sache Siebte und Westside, Unfall mit Fahrerflucht.« Ich spar mir das Drumherum, weiß, wenn die beiden Cops Infos für mich haben, muss ich zahlen. So läuft das eben zwischen der DWNTN und der Force. Nennt sich Kooperation.
    »Seit wann interessiert ihr euch für Routinefälle?« Er dehnt das »Routinefälle«. Einfach wird es mir dieser O’Reilley nicht machen.
    »Ist kein Routinefall, wenn Donovan dran ist«, behauptet mein Spürhund und fletscht die Zähne zu einem Grinsen.
    Angelegentlich beugt sich Higueras zu mir, flüstert in mein Ohr: »Schon bemerkt, dein Partner grinst wie dieser Cookie-Stürmer.«
    O’Reilley lacht. »Hat letzte Nacht dreißig Scheine auf die Burritos gesetzt. Hätte sie besser mit seinem alten Partner versaufen sollen.« Jetzt ist er locker, lehnt sich bequem zurück, sind große Erzähler, diese Iren. »Erinner mich noch gut an die Siebte-Westside-Sache, war unser erster Outsider nach Schichtbeginn.«
    »Wann wart ihr am Tatort?«
    Mächtig heller Bursche, dieser Chan, stellt meine Fragen. Wird wohl mal wieder Zeit für eine kleine Belehrung. Andererseits macht er seine Sache nicht schlecht. Und für kleine Egospielchen ist auch nicht der richtige Zeitpunkt.
    O’ Reilley lässt die Ereignisse einer Nacht über das Display seines SComs laufen. Fasst zusammen: »Wir trafen 23:10 ein, die Ambulanz und der Reinigungswagen knapp fünf Minuten später, ist nicht ungewöhnlich.«
    »Wie lange braucht ihr im Schnitt vom HQ zur Ecke Siebte und Westside?« Ich kenn die Gegend nicht besonders gut.
    »Schätze zwölf bis dreizehn Minuten. Gestern war’n wir schneller, war’n noch alle im Stadionbereich, die

Weitere Kostenlose Bücher