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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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Spürhund erkennt, worauf ich aus bin, und steigt mit den richtigen Stichworten ein.
    Ich schnippe mit meiner CF-Plakette vor seiner Nase. Gehetzt folgen seine Augen der Bewegung. Nur nicht den Druck vermindern.
    »Nicht mehr lange, und du hast ihn hypnotisiert, Donovan«, spottet mein Spürhund.
    »Also, was ist jetzt, Officer?«, pamp ich den DH an.
    Ich seh, wie sein Nacken rot anläuft. Kann mir richtig vorstellen, was jetzt in seinem Kopf abläuft. Klar, er will mich schikanieren. Doch er hat meine CF-Einstufung gesehen und überlegt, wie weit er gehen kann.
    »War ’ne Menge los letzte Nacht.« Das klingt kriecherisch und großspurig zugleich. Er hat resigniert. »Hab noch nicht die Daten von der neuen Schicht abgerufen, kann sein, dass euer Subjekt da drin ist.«
    Volltreffer. Dummer alter Mann, ist nicht mal drei Blocks weit gekommen, statt in die Geschichtsbücher kommt er unter einen 63er Caddy. Wirklich verdammtes Pech für den Oldtimer. Und Chan und ich standen fast daneben, als es passierte. Scheiß Spiel.
    »War’s das?« Er ist schon wieder unwillig.
    »Irrtum, Officer. Wo sind Reilley und Hig?«
    »Hä?«
    »Die Cops, die den Fall bearbeitet haben, Officer«, erkläre ich ganz langsam, ganz geduldig.
    Chan steht neben mir, geschmeidig, glatt wie Chinaseide, lächelt sanft. Eine neue Runde, diesmal ist er der nette Junge. Jetzt ist es Zeit für die Belohnung. Der DH weiß genau, wenn wir den offiziellen Weg gehen, verbringen wir den Vormittag mit Antragstellen – auch eine Art Spiel. Mit geschickten Fingern faltet Chan fünf Scheinchen und lässt das Origami-Vögelchen vor Schraders gierigen Augen flattern.
    »O’Reilley und Higueras. Versucht’s bei Manuel’s in der Neunzehnten.« Er schnappt sich die Scheinchen. Grinst. Will den beiden gern eins auswischen, hetzt ihnen die City Force auf den Hals. Sind fast so schlimm wie wir, diese Straßencops. »Hängen da alle nach Schichtende rum, die Außendienstler.« Fettarsch hasst alles, was sich auf gefährlichem Pflaster sicher bewegt.
    Zu Manuel’s also. Eigentlich bin ich nicht überrascht. Ist der beste Ort in der Downtown, um die Schicht zu beginnen oder zu beenden.
    In der Uptown sagen sie, du kannst die DWNTN schon riechen, eh du sie siehst. Kann sein. Ich weiß nur, das DWNTN-HQ ist in der miesesten Gegend im Zentrum. Mies zu jeder Tageszeit. Hitze, Dreck, Messerstecher in dunklen Seitenstraßen und schwitzende, sture Cops in der Einsatzzentrale, das macht einen fertig. Ich will da raus. Seh mich – und vielleicht auch Chan – in Uptown, auf Prämienjobs angesetzt. Ist viel zu holen auf diesem Gebiet, und Typen wie Karlson halten die Hand drauf. Fehlt nur noch ein Medienfall, und wir steigen auf, sind einfach zu gut. Karlson weiß das, und es macht ihn wild. Donovan und ihr Spürhund, die sicheren Aufsteiger bei der City Force. Kann nur den einen Grund geben, warum er mich auf der Liste hat.
    Wir lassen den Sega stehen und gehen die drei Blocks zu Manuel’s. Unten in den Straßenschluchten hängen immer noch die Hitze und der Gestank vom Vortag. Das wird so bleiben, den ganzen heißen Sommer lang. Der getrocknete Schweiß zwischen meinen Schulterblättern fängt an zu jucken. Was gäbe ich jetzt für eine Dusche! Chan schwitzt nicht. In der Hölle soll er schmoren. Er bemerkt meine giftigen Blicke und erwidert sie mit diesem frechen Grinsen.
    Bei einem der fliegenden Händler kauf ich mir ’n heißen Lappen, zieh die Uniformjacke aus und reibe mir Gesicht und Arme ab. Doch ich hör nicht auf zu schwitzen. Ist nicht nur die Hitze. Sind die Gedanken, die mir so im Kopf rumgehen.
    Netter, glatter Fall. Wäre nicht nötig, noch die beiden Cops zu treffen. Meldung an Zentrale, an Karlson, mehr nicht, nur ein kleiner Anruf. Freischicht, schon vergessen?
    Netter, glatter Fall – zu glatt, vielleicht. Die Interne hat mich immer noch auf der Abschussliste, und Karlson wäre denen nur zu gern dabei behilflich, mich kaltzustellen. Ich muss mich absichern. Muss auf das warnende Kribbeln hören: eine CF-Nummer für einen tagträumenden Spacehopper? Lass die Dinge nur ein wenig schleifen, Donovan, und schon tappst du in die nächste Falle.
    Jetzt hab ich’s: Potter, J.C., ein kleiner freundlicher Mann. Ängstlich und hartnäckig zugleich. Einer von diesen Babysitterjobs, nachdem Del verschwunden war. Ich versuche die Erinnerung zu greifen, doch ich schaffe es nicht. Verdammt, verdammt. Hört das denn nie auf?
    »Was ist los, Partner?« Chan sieht

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