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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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fassen kriege. Potter – irgendetwas an dem Namen hat den Gedanken ausgelöst. Ich versuche die Assoziationen zurückzuverfolgen. Fast habe ich es, da reißt mich eine Bemerkung von Chan aus der Konzentration. Ich will ihn anfahren, doch was er sagt, bringt mich zum Schweigen.
    »Unten im Barrio haben sie einen Preis auf deinen Kopf ausgesetzt.«
    Ich starre ihn nur an, immer noch sprachlos. Dann stottere ich: »Wowoher, warum …?«
    »Hab’s auch erst vor ein paar Stunden gehört. Wollte dir nur nicht den Abend verderben.«
    Ach ja? Was glaubt er eigentlich, wer er ist? »Du wirst dafür bezahlt, Informationen zu liefen, nicht Informationen zuzuteilen, ist das klar?«
    Seltsam, wie ruhig ich bin. Jemand hat einen Preis auf meinen Kopf ausgesetzt, na und? Scheiße, nein, ich bin überhaupt nicht ruhig! Ich werfe einen Blick zu Chan. Der beobachtet mich, wartet wohl auf die Explosion. Großes boom bada boom von Donovan.
    »Also wer ist es«, sag ich. »Spuck’s aus.«
    »Der Pachuco der Hornissen.«
    »Ja und, sollte ich ihn kennen?«
    »Nicht ihn, seinen kleinen Bruder Jorge. Aber wahrscheinlich kennst du ihn nur unter dem Namen Space Cat.«
    »Dels Informant?« Jetzt bin ich wirklich verblüfft. »Was habe ich damit zu tun?«
    »Der Pachuco ist der Meinung, dass du für seinen Tod verantwortlich bist. Immerhin hat er in dieser Stardust-Sache für dich gearbeitet.«
    »Für seinen Tod verantwortlich?«, echoe ich dumm. »Nur weil er verschwunden ist, muss er doch nicht tot sein.«
    »Vor ein paar Wochen wurde seine Leiche unten in Rock Sands angespült. Direkt bei der Promenade. Der Pachuco meint, jemand wollte eine Warnung aussprechen, und weil er nicht weiß wer, ist er noch viel wütender.«
    »Ich kapier immer noch nicht, was das Ganze mit mir zu tun hat.«
    »Sieh’s mal so: Jorge hat für DelMonico gearbeitet, aber DelMonico ist verschwunden, du warst DelMonicos Partner, also bist du verantwortlich. Ist doch ganz einfach.«
    »Vor einiger Zeit haben ein paar Hornissen in der Avenida Daniel Ortega ein kleines Feuerwerk abgefackelt. Dachte, ich sei zufällig zwischen die Fronten geraten. Hatte das mit diesem Kopfgeld zu tun?«
    Chan zuckt die Achseln. »Würde ich nicht ausschließen.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn«, denke ich laut. »Die hatten mich, warum haben sie dann nicht gezielt geschossen?«
    Chan zuckt wieder nur die Achseln. Was soll er auch dazu sagen. War vor seiner Zeit. Und was bedeuten diese Neuigkeiten für mich? Nicht viel. Wer bei der C-Force ist, lebt gefährlich, und das ist nun wirklich keine Neuigkeit.
    Wir landen auf der Plattform der DWNTN-Zentrale. Das nenne ich einen stilvollen Auftritt.

    Die Einsatzzentrale der Downtown-Cops am Morgen danach. Sieht aus wie nach ’ner heißen Party, doch die Party war draußen in den Straßen. Schätzungsweise zwanzigtausend aufgeputschte Barrio-Schläger haben vergangene Nacht die Stadt aufgemischt. Und wie jedes Jahr war die JaiAlai-Meisterschaft die Nacht der Buchmacher, Diebe und Dealer.
    Ein CleanBot umfährt weiträumig meine Stiefel, hinterlässt eine Spur aus Desinfektionslösung und verschwindet durch eine Wandklappe. Chan rümpft die Nase und tritt unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Ich stehe nur da und warte – noch bin ich ganz ruhig. Gib den dummen Cops ’ne Chance. Kleine Übung in Geduld. Wahrscheinlich hocken sie alle im Aufenthaltsraum bei Donuts und Ersatzkaffee, beobachten mich und meinen Spürhund über die Indooranlage, reißen Witze auf meine Kosten.
    Zehn Minuten später: Ich bin immer noch ruhig, doch meine Muskeln sind in Bereitschaft. Warten nur darauf, einen breitärschigen Cop über den Empfangstresen zu ziehen.
    Chan mault: »Wenn ich geahnt hätte, dass ich hier nur rumstehe, hätte ich auch nach China gehen können, duschen und was Frisches anziehen.« Er misst mich mit einem langen Blick. »’ne Dusche würde dir auch nicht schaden.«
    Ich lasse mich nicht provozieren. »Keiner hat dich gezwungen, deinen Rausch auf meinem Fußboden auszuschlafen«, sage ich nur. Chan mault weiter. Ich ignorier ihn.
    Die Klimaanlage springt mit einem lauten Rattern an – abgestandene Luft wirbelt durch den hohen Eingangsbereich –, bläst Zitronenaroma durch die Ventilation, das sich mit der stinkenden Desinfektionslösung vermischt.
    Endlich geht die Tür zum Aufenthaltsraum auf. Ich renke mir den Hals aus, kann Ranson aber nirgends entdecken. Ohne meinen einzigen Kontakt in diesem Laden wird es mühselig werden,

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