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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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    – Werbespot der SpaceCraft Corp.

    Onkel Chu – einer von Chans zahlreichen Verwandten oder auch nicht. Was ich sehe, ist ein Badehaus in der Nähe der Shanghai-Plaza, eine saubere Wanne, Seife und echte Stoffhandtücher inklusive. Macht mich unsicher, dieser Luxus. Für jemanden, der ständig Pleite ist, lebt Chan nicht schlecht. »Geht aufs Haus«, sagt er. Welche Gefallen wollen sie dafür? »Entspann dich einfach, Donovan«, sagt er. Okay. Ich versuch’s.
    Es gibt sogar einen Reinigungsdienst, der meine verschwitzten Klamotten wäscht, während ich verschwenderisch die Seife verbrauche und mir sogar noch die Haare wasche.
    Mit nassen Haaren, barfuß und in eines dieser weichen Tücher gewickelt, gehe ich meinen Spürhund suchen. Der sitzt am Tisch vor den Resten eines üppigen Frühstücks, dazwischen mein zerlegtes SCom. Als er meinen entsetzten Blick sieht, baut er ihn zack, zack zusammen. Seine Finger huschen so flink über die Komponenten wie die eines Trickdiebs. Chan mit den vielen Talenten.
    »Hab deine Daten wieder«, grinst er selbstbewusst und schiebt mir den SC rüber. Stimmt. Er hat sie gefunden. Ich scanne die Files nach Potter, J.C.
    »Irgendwelche Hinweise, wer sich daran zu schaffen gemacht hat?«, frage ich, ohne aufzusehen.
    »Keine. War jedenfalls kein Profi. Schlechte Arbeit.«
    Gut für mich. Und da ist er schon. Im gleichen Moment, wo ich die Eintragungen abrufe, erinnere ich mich. Er wollte zu StarCom, in eines ihrer VR-Labore in der Developer-Sektion. Höchste Sicherheitsstufe, mitten in der Nacht, doch er kam rein. Sagte, er wolle eine Simulation laufen lassen. Aber wieso der Babysitterjob?
    »Kannst du rausfinden, wer diesen Auftrag an die CF gegeben hat?«
    Chan zuckt die Schultern. »Sicher. Wird aber ein paar Stunden dauern.«
    Scheiße, ich hätte gerne alle Mitspieler gekannt, ehe ich mit Brannigan spreche. Muss ich eben bluffen, wäre ja nicht das erste Mal.
    StarCom – was weiß ich über StarCom? Wollen im Raumfahrtgeschäft expandieren, sind dick in der Kommunikation, wollen in die Bemannte, ins Siedlungsgeschäft. Was war das in den News? Potter behauptet, einen FTL entwickelt zu haben. Nur eine gefakte Meldung von StarCom, um die Aktien hochzutreiben? In dem Fall ist ’ne Menge Potenzial. Kein Wunder, dass Karlson hektisch ist. Da steckt ein dicker, fetter Prämienfall drin, auch wenn ich noch nicht weiß wo. Ich wünschte, ich hätte noch Zeit, einen Blick in dieses Tagebuch zu werfen, aber Bezirksstaatsanwalt Brannigan wartet.
    Machen wir also ’n bisschen echte Polizeiarbeit. Ich schnapp mir ein paar Happen von Chans Frühstück – was immer es ist, schmeckt jedenfalls gut – und winke ihm ein »gehen wir«.
    Der City Jet steht im Hinterhof, bewacht von einem von Chans zahlreichen Verwandten. Klar, was sonst? Wir starten, und knapp dreißig Minuten später landen wir auf der Plattform des Schnellgerichts. Hier fällt es nicht weiter auf, wenn noch ’n Dienstwagen der CF dasteht und ein Agent mit ihrem Informanten durchs Gebäude geht. Bis zur nächsten Abzweigung.
    »Hab noch was bei der Sicherheit zu erledigen«, sagt er rätselhaft. Und schon gehe ich allein weiter.
    Auf dem Weg zu Brannigans Büro werde ich dreimal von der Sicherheit angehalten und überprüft. Glauben die, ich hab die Uniform geklaut und nichts Besseres zu tun, als mich im Gericht rumzutreiben? In den paar Wochen, in denen ich von den Straßen runter war, scheint die Stadt noch verrückter geworden zu sein. Hätte nie gedacht, dass noch ’ne Steigerung möglich ist.

    »Was können Sie mir noch über sich sagen?« Intensiv, neugierig sieht er mich an.
    So hatte ich mir mein Treffen mit Bezirksstaatsanwalt Brannigan nicht vorgestellt. Seit fast einer halben Stunden hat er mich im Kreuzverhör. Worum es geht? Um Stardust.
    »Sie müssen mich verstehen, CF-Agent«, sagt er beschwichtigend. »Sie sind der erste User, den wir zu Gesicht bekommen haben, der noch am Leben ist.«
    Wie schmeichelhaft. »Ich bin kein User«, pampe ich ihn an. »Und ich hatte auch keinen scheiß Unfall.«
    Er bleibt ganz cool. »Waren Sie schon immer so aggressiv?« Er dringt weiter in mich. »Und was macht Ihr Gedächtnis?«
    Jetzt hat er mich. »Das ist nicht fair«, murmle ich kindisch und bin wütend über meine Reaktion.
    »Nein«, sagt er, »das ist nicht fair.« Er zeigt auf seinen Screen. »Vor einer Stunde kam die neueste Statistik rein: Jetzt sind es schon

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