Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft
taste hinter meinem Rücken nach seiner Hand.
„Bin hier“, flüstert er an meinem Ohr.
„Richard, ein Glück“, höre ich auf der anderen Seite Takashis Stimme.
Wenn das so weitergeht, bin ich bald von einer Traube meiner Mitarbeiter umgeben, die sich ängstlich an mich drängt.
„Lore“, brülle ich über den Lärm hinweg, „machen Sie die Musik aus.“
Meine liebenswürdige Sprechstundenhilfe verzieht ihre Schlauchbootlippen unwillig, gehorcht aber. Gerade noch rechtzeitig, denn die ersten Gäste erscheinen.
„Ich bin die Darmspiegelung von gestern“, begrüßt mich ein glatzköpfiger Mittfünfziger und schüttelt meine Hand.
Nickend nehme ich alles hin, lehne mich dabei immer wieder unauffällig gegen Manuel, der wie ein Fels in der Brandung hinter mir steht. Die Anmeldung füllt sich, Lore reicht Sekt und der Auszubildende – Tim Henrik – geht mit einem Tablett Fingerfood herum.
Dieser Tim ist mir nicht geheuer. Abgebrochenes Medizinstudium. Okay, damit kann ich leben, aber jetzt diese Ausbildung bei mir – ehrlich gesagt sollte er als Mannequin arbeiten mit seinem Aussehen. Der Kleine - er ist nur knapp eins fünfundsiebzig groß - ist wahnsinnig attraktiv und dabei so was von abgebrüht. Allein schon, wie er sich Lores erwehrt, deren rote Krallen immer wieder über seinen Hintern gleiten.
Neugierig schaue ich herüber, als Lore gerade ihre feuerroten Fingernägel unmissverständlich über Tims Hosenstall kratzen lässt. Der Anblick reicht, um eine Welle der Übelkeit in mir auszulösen, aber Tim lächelt süffisant und sagt etwas zu Lore, woraufhin sie zurückzuckt und sich abwendet. Wow.
„Tim“, rufe ich laut und winke mit dem Zeigefinger.
Mein braver Azubi kommt angerannt und offeriert mir zuvorkommend das Tablett.
„Danke.“ Ich schnappe mir einen Käsewürfel, den ich Manuel in den Mund schiebe, der gerade sein Kinn auf meine Schulter gelegt hat. „Sag mal, Tim Henrik, was hast du Lore gerade gesagt?“
Der Kleine grinst und stellt sich auf die Zehenspitzen.
„Ich hab gedroht, einen ihrer Fingernägel abzubrechen, wenn sie mich noch einmal anpackt“, raunt er mir zu. „Glauben Sie mir, da sind Frauen sehr empfindlich. Nicht umsonst gibt es Nagelstudios.“
Sprachlos glotze ich den schlauen Kerl an. Er scheint sich mit Frauen auszukennen. Dass es diese Nageldesignbuden gibt – okay, habe ich am Rande mitbekommen – aber dass Frauen so sehr an ihren Hornkrallen hängen, ein Novum für mich. Manu kichert an meinem Ohr.
„Ich hab mir auch mal die Nägel machen lassen“, gesteht er und mein Weltbild, das heute ohnehin einen Kratzer bekommen hat, gerät ins Schwanken.
„Tim, alle Achtung.“ Ich klopfe meinem Azubi abwesend auf die Schulter, denn ich habe eben den armen Max entdeckt, der schutzlos Lores Charme ausgeliefert ist.
Dieses Miststück ignoriert so geflissentlich unser Schwulsein, wie wir ihre Unausstehlichkeit. Mit Manuel an der Hand drängle ich mich durch die Gästeschar, stelle mich neben Max und lege einen Arm um seine Schultern.
„Wo ist Takashi?“, frage ich fürsorglich.
Lore wirft mir einen bösen Blick zu, bevor sie davon stöckelt. Max atmet auf.
„Der unterhält sich dahinten mit einem Pharmareferenten.“ Er winkt in eine Ecke, wo ich Takashi im Gespräch mit einem attraktiven Blonden entdecke. Oh-oh, bahnt sich hier eine Krise an?
„Max, hier ist der Schlüssel für mein Büro. Greif dir Takashi“, flüstere ich dem Kleinen zu, wobei ich ihm den Schlüssel in die Hosentasche schiebe.
„Danke.“ Schon ist er zwischen den Gästen verschwunden.
„Schade“, murmelt Manuel in mein Ohr, „ich dachte, wir könnten mal wieder…“
***
Takashi ist so in die Unterhaltung versunken, dass es einen Moment dauert, bis er mich bemerkt. Wir sind erst seit einer Woche ein Paar, alles ist noch neu und frisch, die Unsicherheit schwelt.
Ich lege meine Hand auf seine Schulter und flüstere ihm zu: „Hast du mal ‘ne Minute für mich?“
„Klar.“ Er wirft dem Pharmatypen ein entschuldigendes Lächeln zu, umschlingt mit
einem Arm meine Taille und führt mich aus der Gästeschar fort, nach hinten, zu den Untersuchungsräumen.
Ich öffne die Tür zu Bottlenecks Büro, winke Takashi herein und schließe hinter ihm ab. Mein Liebster hebt erstaunt die Brauen, seine Miene wandelt sich. Das Aalglatte, das er in der Öffentlichkeit zur Schau stellt, fällt von ihm ab und er lächelt zärtlich.
„Mäxchen, ist es das, was ich
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