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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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hinausgeworfen.»
    «Hinausgeworfen?»
    «Nachdem ich das Zeugnis meines zweiten Jahrgangs erhalten hatte, wurde ich binnen zehn Minuten ins Büro der Oberin zitiert, wo man mir höflich mitteilte, daß eine Fortsetzung meiner Ausbildung auf beiden Seiten Zeitvergeudung bedeute. Um meine Gefühle zu schonen, durfte ich wegschlüpfen, ohne daß etwas offiziell verlautbart wurde. Daher erschien wohl mein Abgang so mysteriös.»
    «Aber warum, um alles in der Welt, warf man dich hinaus, Sally? Du warst doch eine ausgezeichnete Krankenschwester.»
    «Natürlich war’s ein Unsinn. Aber du weißt doch, wie Oberinnen sind. Man behauptete, ich wäre zu freundlich zu den Patienten.»
    «Aber das ist doch blödsinnig! Wieso...» Plötzlich hielt ich inne. «Willst du am Ende andeuten, daß diese lächerliche Sache mit Hinxman und mir zu tun hatte?»
    «Irgendwie schon», gab sie zu. «Jedenfalls war sie der Oberin zu Ohren gekommen. Aber es war allein meine Schuld. Na also», fuhr sie mit krampfhafter Munterkeit fort, «wie steht’s mit meinem Posten bei dir?»
    Diese Frage versetzte mich in die heikelste Situation, der ein Mann seit Salomos Zeiten ausgesetzt war. Zweifellos, so erkannte ich unter Gewissensbissen, hatte mein Benehmen in Sallys Saal ihrer Laufbahn als Krankenschwester ein Ende bereitet. Doch: kann ein Bräutigam am Vorabend seiner Hochzeit seine alte Flamme bei sich aufnehmen, mag sie auch noch so sehr erloschen sein? Nun erfaßte ich erst den Sinn von Sallys Bemerkung, daß Rekonvaleszenten niemals ihre Pflegerinnen außerhalb des Spitals sehen sollten. Sie war ja eine recht nette Person, doch ohne die kleidsame Tracht und von einem anderen Niveau als dem der Horizontalen aus betrachtet, sah sie wie ein lustiges Schulmädel an einem freien Nachmittag aus.
    «Na ja», sagte ich zurückhaltend, da ich entschlossen war, im Augenblick von meinem eigenen Status zu schweigen. «Diese Art Posten könnte dir einige Schwierigkeiten bereiten.»
    «Aber das ist doch genau das, was ich will! Ich bin für eine Pflegerin ohne Uniform geradezu wie geschaffen.»
    «Ja, aber...»
    «Im Ernst, Richard, mir würde es ausgezeichnet passen, wenn du mich nehmen willst. Ich wohne in der Nähe, und ich habe die Abende frei, um mich meiner Mutter widmen zu können. Es wird für mich herrlich sein, mich wieder mit Patienten zu befassen, und du kannst dir nicht vorstellen, was es nach diesen scheußlichen Bühnenerfahrungen heißt, mit jemandem Zusammenarbeiten, den man kennt.»
    Was blieb mir da anderes übrig?
    «Schön», sagte ich. «Du kannst Montag beginnen.»
    «Richard! Du Engel! Ich möchte dir am liebsten um den Hals fallen und einen Kuß geben.»
    «Um Gottes willen, nein! Will sagen — nicht... nicht... Siehst du, Sally, ich muß dir erklären, daß seither vieles passiert ist —»
    «Ach, sei beruhigt, Richard», lachte sie. «Aber noch vor sechs Monaten liebtest du mich bis zur Raserei und erklärtest dem armen Roger, du würdest mich heiraten, nicht wahr?»
    «Schon möglich», gestand ich ein.
    «Ich hab dich wirklich auch recht gern gehabt. Doch schmerzliche Erfahrung hat mich gelehrt, daß dergleichen nur so lange anhält, als die Temperatur übernormal ist.»
    «Wäre es vielleicht möglich», fragte ich ängstlich, «daß du bezüglich dieser kleinen Affäre an Gedächtnisschwund leiden könntest?»
    «Das verspreche ich dir. Aber in der Rückschau war das Ganze doch recht reizvoll. Übrigens dachte man hier genau so. Als ich hierher kam, erklärte ich, ich kennte dich persönlich, und bevor ich noch wußte, wie mir geschah, hatte ich die ganze Geschichte mit dem Heiratsantrag und allen anderen Details ausgeplaudert.»
    «Doktor Farquarson gegenüber, willst du wohl sagen?»
    «Heißt die nette junge Ärztin so, mit der ich sprach?»

    «Ich glaube, du lerntest das Mädel kennen, das sich um den Posten der Sprechstundenhilfe bewarb?» fragte ich Nicki.
    Es war eine halbe Stunde später. ich hatte meine Schachteln im Auto verfrachtet, und wir starteten zu unserer letzten Fahrt nach London. Nickis Verhalten nach ihrer Rückkehr vom Häuschen war so distanziert wie die uns abgelegene Seite des Mondes und ebenso eisig.
    «Ja.»
    Ich gab Gas. «Sie heißt Florence Nightingale.»
    «Also wirklich, Richard, ich —»
    «Das ist tatsächlich ihr Name. Erzählte ich dir nicht, daß ich sie im St. Swithin kennenlernte?»
    «Das hast du übersehen.»
    «Wirklich? Komisch, wie vergeßlich man sein kann.»
    «Es ist deinem

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