Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
Tage zu bitten, in denen er sich einen Pass und eine Flugkarte nach Südamerika besorgen wollte. Wolfhard würde ihn dort erwarten und bei sich aufnehmen.
Jetzt aktivierte Tarmak alle Schutzzauber für sich, um weder ausgeforscht noch so ohne weiteres bedrängt werden zu können. Auch sollten sie ihn vor Gefahren rechtzeitig warnen. Er zögerte, als er die Verbindung zu seinem Sohn kappte. Obwohl sie sich nie richtig begegnet waren, spürte er eine so große Zuneigung zu ihm, dass es ihn schmerzte, auf die Gedankenbotschaften verzichten zu müssen. Doch Nymus musste ihn für tot halten. Zu groß war sonst die Gefahr, dass sich der Schleier über seinem Geheimnis lüftete.
Er setzte sich auf den Boden, und während er auf den Wächter wartete, versuchte er still in sich zu werden und so Kraft und Zuversicht zu erhalten.
Als er endlich die Schritte des Wächters hörte, fühlte er sich bereit. Er richtete sich auf, verwandelte sich in eine Krähe und versteckte sich hinter dem Kloakeneimer in der Nähe der Gittertür.
Wie erwartet, sollte die Entlassung noch vor der Essensausgabe für die Gefangenen stattfinden, denn Tarmak sollte heute wieder im Speisesaal frühstücken.
Der Wächter klapperte mit seinen verzauberten Schlüsseln. Schon hatte er den richtigen gefunden und sperrte das Verlies auf. „Tarmak, aufstehen! Deine Strafe ist abgesessen.“
Da sich der Körper auf der Pritsche nicht rührte, trat der Wächter ein und wollte ihn wachrütteln. In dem Moment huschte Tarmak unbemerkt hinaus. Er hörte noch, wie der Wächter entsetzt ausrief: „Der ist ja tot!“ Er achtete nicht darauf, sondern erhob sich bis unter die Decke und wollte gerade Richtung Ausgang fliegen, als er abermals Schritte hörte, diesmal jedoch von mehreren Personen. Sie sprachen miteinander, und Tarmak glaubte, die Stimme des Obersten zu erkennen. Erschrocken kehrte er um und jagte in die entgegengesetzte Richtung, wieder an seiner Zelle vorbei bis zum Gangende, wo er sich abwartend zwischen dem Gerümpel niederlassen wollte. Zu seiner freudigen Überraschung entdeckte er bei dem Einsturz auf der rechten Seite zwischen Wand und Decke eine kleine Lücke, in die er sich sogleich zwängte. Hier würde ihn bestimmt niemand finden.
Er lauschte mit angehaltenem Atem. Der Oberste musste gerade bei Tarmaks Verlies angekommen sein. Der Wächter flüsterte etwas, was Tarmak nicht verstehen konnte. Den Obersten allerdings konnte er gut verstehen.
Denn der schrie den Wächter an: „Wie konntest du ihn nur verhungern lassen? Du hattest nicht die Anweisung, den Tod dieses Gefangenen zu bewirken oder zuzulassen.“
Der Wächter verteidigte sich: „Er hat sich krank gefühlt und gesagt, er wolle ein bisschen fasten, dann vergehe die Krankheit von selbst.“
„Idiot!“, donnerte der Oberste. „In solch einem Fall holt man den Arzt! Du musst doch gesehen haben, wie mager er ist!“
Der Wächter stöhnte auf. Offenbar hatte ihm der Oberste in seiner Wut einen Zauberschlag versetzt.
Ein Begleiter des Obersten meinte: „Das ist jetzt wirklich dumm. Es gibt einige Zaubermaßnahmen, die nicht mehr aufgeschoben werden dürfen. Tarmak hat diese Zauber beherrscht.“
„ Genau. Der Einnebelungszauber zum Beispiel“, sagte ein anderer Begleiter. „Krutun, der dazu beauftragt worden ist, sitzt zähneknirschend in der Bibliothek und kommt nicht dahinter, wie er den Zauber so effektiv ausführen könnte, dass nicht nur das Schloss, sondern auch das Umland verborgen ist.“
„ Ah! Ich könnte dich zerbröseln“, zischte der Oberste den Wächter an. „Tarmak war ein fähiger Schwarzmagier. Ich wollte ihn testen. Hätte er den Tod seines Sohnes gelassen wegstecken können, wäre er in die Führungsriege aufgenommen worden und hätte Xekons Position eingenommen. Jetzt hast du einen wertvollen Mitarbeiter verhungern lassen! Ich fasse es nicht!“
So war das also! Tarmak schnappte nach Luft. Er sollte gar nicht bestraft, sondern getestet werden! Was für ein schrecklicher Test! Aber der passte zu den Schwarzmagiern. Liebe, selbst die Liebe zu seinem eigenen Kind, war verboten, konnte, durfte, sollte nicht sein. Liebe gab es nicht, hatte es nicht zu geben. Ein Test also, ob er lieblos genug wäre. Tarmak schauderte.
Der Oberste gab nun Befehle: „Holt den Arzt! Der soll einen Totenschein ausstellen. Dann soll der Tote mit dem, was ihm gehörte, seiner Frau oder Freundin, oder wer sie auch immer ist, zur Beerdigung übergeben werden. Falls sein Geld
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