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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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mit dem Geheimrezept sichtbar gemacht und dann enttäuscht zur Seite gelegt hatte, weil das meiste gefehlt hatte. Er hatte ihn, wie alle anderen Schriftstücke auch, in der Testamentenmappe aufbewahrt. Die hatte er gestern hervorgezogen, um sie Zawarima zu zeigen. Dabei konnte es passiert sein, dass dieser Brief unbemerkt herausgefallen war.
    Poptlok begann zu lesen. Ja, es handelte sich um diesen unvollständigen Brief. Der begann mit der Anrede in königsblauer Tinte und in der geschwungenen Schrift, die so markant für Wolfhard gewesen war. Auch der graugrüne Text stammte eindeutig aus der Hand seines Vaters.
    „ Lieber Poptlok, mein Sohn,
    ich weiß nicht, ob du diesen Zauber kennst. Ich habe ihn in einem alten Buch in der Bibliothek entdeckt. Er gelingt aber nur bei Menschen, die sich sehr nahestehen.“
    Hier hatte jahrelang eine Lücke geklafft. Nun prangte da die Überschrift „ Lebens- bzw. Todesanzeigezauber“, und es folgte ein Text, in dem Wolfhard erklärte, wie der Zauber zu bewerkstelligen sei. Schließlich zitierte er den Zauberspruch.
    Der graugrüne Abschnitt endete mit den Worten: „Verzeih, dass dieser Zauber erst jetzt, nach sieben Jahren sichtbar wird. Aber aus Sicherheitsgründen musste ich ihn so lange zurückhalten.“
    Dann erschienen die Worte seines Vaters wieder in der königsblauen Tinte, die Poptlok vor zwölf Jahren schon gelesen hatte:
    „ Vielleicht ist der Zauber ganz nützlich für dich.
    Herzliche Grüße – Dein Vater Wolfhard“
    Poptlok hatte sich jahrelang mit dem Testament nicht mehr beschäftigt. Wozu auch. Für ihn war das Kapitel „Vater“ weitgehend abgeschlossen gewesen. Erst als er vor drei Wochen seine Mutter wieder gefunden hatte, war auch der Vater erneut in seine Gedanken getreten. Und ausgelöst durch Nymus' Frage nach dessen Tod, hatte er gestern Zawarima das Testament gezeigt, vor allem weil es sehr persönlich gehalten war. Wenn er geahnt hätte, dass dieser Brief ein Geheimnis barg, hätte er ihn selbstverständlich viel früher nochmal zur Hand genommen. Schon vor fünf Jahren hatte der sich vervollständigt, und Poptlok hatte es nicht gewusst!
    Plötzlich erkannte er die Bedeutung dieses Zaubers, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht.
    „Nymus“, flüsterte er, „hast du den Zauber richtig ausgeführt? Hast du auch getestet?“
    „ Ja! Schau doch!“ Nymus beschrieb, wie er vorgegangen war.
    Poptlok warf einen Blick auf den Tisch. Er schwankte. Er schloss die Augen und ließ den Kopf auf die Brust sinken.
    „Poptlok“, rief Nymus erschrocken. „Was ist los mit dir?“
    Da wurde ihm erst bewusst, dass dieser Zauber wohl etwas über Poptloks Vater aussagen sollte.
    Und darüber musste Poptlok so schockiert sein. Schockiert? Nymus hatte doch erst am Samstag bei Zawarima einen Zauber gegen Schock gelernt.
    „ Poptlok? Hörst du mich?“ Nymus packte ihn an den Schultern.
    Poptlok reagierte nicht.
    Nymus versuchte sich zu sammeln. Dann führte er den Zauber aus.
    Langsam kam Poptlok zu sich. Er starrte Nymus an, der dicht vor ihm stand, noch immer die  Hände auf seinen Schultern.
    „Nymus“, stammelte der. „Ich komme mit mir gerade nicht ganz zurecht. In meinem Kopf kämpfen extrem widersprüchliche Gedanken miteinander. Sie hätten mich fast überwältigt, wenn du mich da nicht rausgeholt hättest.“ Poptloks Stimme wankte.
    Nymus sah ihm fest in die Augen. „Wenn du meinen Vater tot gesehen hast, er in Wirklichkeit aber lebt, dann könnte dein Vater, den du ebenfalls tot gesehen hast, ja auch noch leben.“
    Poptlok stieß seinen Atem hörbar aus. „Ja, so ist es.“
    „ Ich glaube, dein Vater möchte, dass du den Zauber vollführst, und zwar mit einer Blume, die du für ihn ins Wasserglas stellst“, sagte Nymus eindringlich. „Bitte, tu das! Ich renn' schnell runter und pflück' noch ein paar Gänseblümchen.“
    Nymus nahm seine Hände von Poptloks Schultern und flitzte hinaus. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Nymus mit zehn Gänseblumen zurückkehrte.
    Poptlok hockte noch immer auf dem Sofa. Er hatte die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt und sein Gesicht in den Händen vergraben. 
    Nymus legte sacht seinen Arm um Poptloks Nacken: „Poptlok, bitte, komm an den Tisch.“
    „Ich versteh' das nicht.“ Poptloks Stirn lag in Falten. „Ich habe sie beide tot gesehen.“ Er erhob sich schwerfällig und schlurfte zum Tisch.
    Nymus leerte die Gläschen bis auf das mit seiner Vater- und Mutterblume und füllte sie neu mit

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