Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
durch kleine Öffnungen in der Decke schimmerte an mehreren Stellen Tageslicht. Genau darunter wuchsen in Pflanzkübeln oder aufgeschütteter und mit Steinen umrandeter Erde Büsche und Gräser. Ansonsten lagen über dem Boden der Kammer viele Felsbrocken verstreut, und weiteres Gestein türmte sich an den Seiten. Die vergleichsweise hohe Temperatur erstaunte Nymus. Normalerweise herrschten in unterirdischen Systemen konstante acht bis elf Grad Celsius vor, je nachdem wie tief unter der Erde sie lagen; doch hier hatte es bestimmt über zwanzig Grad. Nymus Blick wanderte über einige weitere Otternleiber am Boden bis zur gegen überliegenden Seite. Dort kämpfte eine dunkle Gestalt in einem weiten Umhang gegen mehrere angriffslustige Tiere, die sich bedrohlich aufgerichtet hatten und wie ein großes „S“ vor ihr standen. Im Zauberlicht dieser Gestalt sah er, wie eine Schlange aufgeregt züngelte und dann blitzartig zustieß. Die Person dort vorn versuchte, sie von ihrem Bein abzuschütteln, während sie gleichzeitig eine andere mit dem Angriffszauber tötete. Sie keuchte, als eine weitere ihren Umhang erfasste.
Poptlok schmetterte einige Zauberblitze auf die Ottern. Tödlich getroffen blieben sie liegen.
„Achtung Tarmak! Hinter dir! Ein Riesenexemplar. Ich kann es nicht angreifen, ohne dich zu treffen!“, alarmierte Poptlok den Kämpfer.
Doch bevor sich Tarmak umdrehen konnte, schlang sich ein kräftiger, langer Leib in hoher Geschwindigkeit um seinen Körper, von den Oberschenkeln bis zum Hals. Die Würgeschlange presste langsam den umwundenen Körper zusammen. Mit jedem Atemzug, den Tarmak tat, wurde die Umklammerung enger. Denn jedesmal, wenn er ausatmete, zog die Schlange ihren Körper ein Stück weiter zusammen. Tarmak brachte nur noch ein Röcheln hervor. Da er sein Zauberlicht unter diesen Gegebenheiten nicht aufrecht erhalten konnte, wurde es duster um ihn. Nun hatte Poptlok überhaupt keine Möglichkeit mehr, dem mörderischen Tier Einhalt zu gebieten.
„Halt mir den Rücken frei!“, rief Poptlok Nymus zu. Dann schleuderte er Zauberblitz um Zauberblitz vor sich auf den Boden, um möglichen Angreifern den Mut zu nehmen und sich einen Weg zu Tarmak zu bahnen. Nymus folgte ihm, wobei er Zauberblitze nach rechts und links warf. Die Schlangen, die noch nicht das Weite gesucht hatten, taten das jetzt, so dass Poptlok bald bei Tarmak ankam. Nymus lief, immer wieder Zauberblitze abfeuernd, in einem weiten Kreis um die beiden herum. Tarmak hatte nicht mehr standhalten können und war zu Boden gesunken. Der Kopf der Würgeschlange richtete sich erschreckt auf Poptlok, als der sich näherte. Poptlok zögerte. Dann strich er ihr mit der einen Hand über die Innenseite ihres Leibes, soweit er die erfassen konnte, hob die andere Hand und beschrieb damit Drehbewegungen.
Nymus stoppte seine Abwehrtätigkeit, um die Aufmerksamkeit des Tieres nicht zu stören. Er hielt den Atem an, als er beobachtete, wie die Schlange seinem Paten gehorchte: Im Rhythmus von dessen Hand wickelte die Schlange ihren Leib von Tarmaks Körper ab. Was würde sie nun tun? Brachte sich Poptlok nicht selbst in Gefahr, wenn er sie verschonte?
Der stand nun groß und gebietend vor ihr, und die Schlange wand sich ihm zu Füßen. Er zeigte mit der Hand in eine Ecke des Raumes. Folgsam schlich das Tier dorthin.
Poptlok wartete, bis auch der Schwanz hinter den Steinen verschwunden war. Dann widmete er sich der dunklen Gestalt am Boden, die sich langsam aufsetzte. Die beiden sprachen leise miteinander. Schließlich verwandelte sich Tarmak in eine Krähe und setzte sich Poptlok auf die Schulter. Rasch traten sie den Rückweg an. Nymus eilte voraus und obwohl sich keine Schlangen mehr zeigten, schoss er dennoch vorsorglich Zauberblitze nach rechts und links.
Als sie die Schwelle zur Schlangenkammer überschritten hatten, stieß Poptlok aufatmend die Tür zu. „Nymus, dein Vater bleibt noch eine Krähe, bis wir den Berg verlassen haben. Der Schwarzmagier vor der Zugangshöhle soll ihn nicht sehen. Nimm die Krähe deshalb unter den Umhang!“
Nymus tat wie geheißen. Der Vogel schmiegte sich vertrauensvoll in seine Hände, als Nymus ihn vorsichtig von Poptloks Schulter holte. Es wollte ihm gar nicht eingehen, dass er seinen Vater in den Händen hielt. Dieser Gedanke schien ihm so absurd, dass er beschloss, nicht darüber nachzu denken.
Sie schritten den Gang zurück, durchquerten die Zugangshöhle und erreichten endlich das Freie. Poptlok
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