Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
entdeckte, klein und unscheinbar.
„ Warum hast du nicht gesagt, dass dich eine Schlange erwischt hat?“, fragte er.
„ Ich habe es zunächst gar nicht recht bemerkt, weil der Unterschenkel sowieso wehgetan hat. Aber im Lauf der letzten Stunde ist mir klar geworden, dass es wirklich so ist. Die Kopfschmerzen, der Schwindel und die Übelkeit nehmen zu.“ Tarmak ging tiefer ins Wasser, ließ sich fallen und spülte den Lehm von seinem Körper und von seinem Haar. Nymus war es, als würden schwarze Schlieren wie Nattern seinen Leib verlassen. Oder bildete er sich das in dem Dämmerlicht des Abends nur ein?
Als Tarmak heraustorkelte, sagte er matt, aber glücklich: „Jetzt bin ich frei und kann ein neues Leben beginnen, auch wenn es vielleicht nur noch wenige Stunden dauert.“
Nymus war recht beunruhigt. Die Folgen des Schlangenbisses konnte man nicht mehr übersehen; außerdem gefiel ihm die Gänsehaut, die Tarmaks Körper überzog, gar nicht. „Wir haben kein Handtuch und die Sonne, die dich hätte trocknen können, ist auch schon lange weg.“ Er reichte ihm nochmal seinen Zauberumhang, in den Tarmak endlich schlüpfte. Poptlok legte ihm außerdem den lila Zaubermantel an, der die nackten Beine besser bedeckte, und führte ihn zu einer ausladenden Eiche, die nahe dem Ufer stand. Er half ihm, sich niederzusetzen.
„ Du hast recht, auch für ein kurzes Leben in Freiheit hat sich der ganze Aufwand gelohnt. Doch es ist noch nicht zu spät für einen Heilzauber. Bei Zawarima hat dein Sohn gestern den Schlangenbisszauber gelernt. Und weil er so begabt ist und ihn gleich begriffen hat, wird er ihn jetzt ausführen.“ Poptlok sah Nymus an und zog auffordernd die Brauen hoch.
Der war rot geworden. Angst und Zweifel stiegen in ihm auf. Hier ging es bereits um Leben und Tod! Und er sollte, obwohl er nur einmal geübt hatte, den Zauber ausführen? Poptlok konnte das mit Sicherheit viel besser.
Poptlok, der erkannte, was in seinem Schützling vorging, ergriff dessen Hand, und seine Augen suchten Nymus' Augen. „Lass mal gleich deine Angst los und den Zweifel auch! So wie du mich heute Mittag begleitet hast, so begleite ich dich jetzt. Leg los!“
Nymus presste die Lippen zusammen und senkte den Blick. Er ließ sich neben dem verletzten Bein seines Vaters auf die Knie nieder und legte seine Hände an die entsprechenden Stellen. Als er Poptloks Pranken auf seinen Schultern spürte, fühlte er, wie sich die Kraft zu diesem Zauber in ihm sammelte. Er atmete tief und führte den Zauber aus.
„Prima“, flüsterte Poptlok, als Nymus fertig war. „Lass deinen Vater noch ein wenig ruhen. Wenn du willst, kannst du auch gleich den Heilzauber bei Verstauchungen anschließen, den du am Samstag gelernt hast. Ich hole inzwischen Tarmaks frühere Kleidungsstücke. Nichts darf hier zurückbleiben.“ Er entfernte sich.
Nymus musterte Tarmaks Gesicht. Der hielt die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Seine Gesichtszüge jedenfalls wirkten entspannt. Nochmal konzentrierte sich Nymus auf einen Heil zauber. Nachdem er den gegen Verstauchungen gesprochen hatte, konnte er zuschauen, wie die Schwellung an Tarmaks rechtem Fuß zurückging. Das versetzte ihn in so große Freude, dass er aufspringen und zu Poptlok rennen musste, um ihm den Erfolg mitzuteilen.
„ Na siehst du“, lachte Poptlok, von Nymus' guter Laune angesteckt, „wie vortrefflich bei dir alles schon klappt! Dann wollen wir Tarmak jetzt wecken.“
Poptlok hatte sämtliche Kleider von Tarmak in den Umhang gepackt, den er zusammengebunden mit sich trug.
Als sie bei der Eiche ankamen, erhob sich Tarmak gerade. „Es geht wieder“, rief der frohgemut. „Ich kann aufstehen und habe weder Kopfschmerzen noch Übelkeit mehr. Und mein Bein ist auch wieder in Ordnung. - Ihr habt mir in kürzester Zeit mehrmals das Leben gerettet. Wie kann ich euch dafür danken?“
„ Mach dir keine Gedanken“, sagte Poptlok. „Das Leben ist ein Geben und ein Nehmen. Wenn wir geben, erhalten wir auch wieder, aber meist von anderer Seite; und die, die von uns bekommen haben, geben an andere weiter. Und so ist es gut. Jetzt, da du frei bist, hast du dazu viele Möglichkeiten.“
„ Danke“, flüsterte Tarmak und sah nachdenklich zu Boden. „Ja. Diese Möglichkeiten habt ihr mir gegeben. Ich will sie nutzen.“ Er lächelte, als er Nymus ansah. „Dazu brauche ich schon wieder Hilfe: Kannst du mir die Heilzauber beibringen?“
„ Na klar“, strahlte Nymus, in dem die
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