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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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anderer, etwas kleinerer, hergestellt für einen Heranwachsenden, in den Farben Grün, Rot, Orange, Ocker und Braun, die harmonisch ineinander überflossen und mit seiner übrigen Kleidung gut zusammenstimmten. Am leicht abgewetzten Saum erkannte man, dass er schon gebraucht war. Gerade als sich Nymus gefragt hatte, wo seine Mutter den Umhang aufgetrieben hatte, sah er einen kleinen Zettel, auf den sie etwas gekritzelt hatte. Er erstarrte, als er ihre Schrift entzifferte, rieb sich die Augen und las mehrmals ungläubig, was auf dem Zettel stand.
    Aber die Worte blieben dieselben: „Das ist der ehemalige Umhang deines Vaters.“
    Sogar Herzelind traute ihren Augen nicht. Sie betrachtete den Umhang von allen Seiten, von innen und von außen und untersuchte ihn genau, ob sie einen Hinweis entdecken konnte, der sie und Nymus auf ihrer Suche nach dessen Vater weiterbrachte, aber vergeblich.
    Nymus hatte den Umhang über das Bett gelegt. Die ganze Nacht hatte er ihn immer wieder betastet und war fast nicht klargekommen mit dem Wirrwarr an Gefühlen der Freude, Verzweiflung, Trauer, Sehnsucht, die in ihm hochgekommen waren.
    Viel zu früh hatte ihn Herzelind am nächsten Tag geweckt. Er glaubte, erst kurz zuvor eingeschlafen zu sein. Aber sie und Rodubert gehörten dem Ältestenrat an und mussten deshalb eine Weile vor dem eigentlichen Beginn der Veranstaltung dort sein, um sich mit den anderen Ältesten abzusprechen und die Tagesordnung miteinander durchzugehen. So war Nymus bereits mit den Respektspersonen des Magierkreises, fünf älteren Männern und drei älteren Frauen, bekannt gemacht worden. Sie hatten ihn warmherzig begrüßt und sich gefreut, dass er bereit war, sich selbst mit ein paar Worten vorzustellen.
    Die hatte Nymus auf ein Blatt Papier geschrieben. Das zog er jetzt aus seiner Hosentasche und las die Sätze bestimmt schon zum hundertsten Mal durch, damit er ja nicht zu stottern begann. Aber er war nicht recht bei der Sache. Sein Blick fiel immer wieder auf die zehn Ältesten, die vorn im Saal auf dem Podium standen und miteinander sprachen. Er schnappte mehrmals den Namen „Poptlok“ auf, von einem Kampf war die Rede, von Rehabilitierung – was auch immer das sein sollte – und von einer Frau namens Lacrima, deren Auftreten der absolute Höhepunkt werden würde.
    Offenbar hatten sie die Tagesordnung nun vollständig geprüft und beredet, denn jetzt begannen die Ältesten, die Tische und Stühle, die bereits auf dem Podium standen, durch Zauberkraft so zurechtzurücken, dass ein Vierer-Tisch die Mitte bildete; die anderen beiden stellten sie schräg zu ihm auf, einen rechts, den anderen links, so dass sich ein offenes Trapez ergab.
    Den Vorsitz führte heute offenbar Herzelind, die ihre Unterlagen auf den mittleren Tisch legte.
    „ Nymus, hilfst du uns bitte mit dem Rednerpult?“, forderte ihn Rodubert auf.
    Nymus sprang von seinem Fensterbrett und sauste durch die Stuhlreihen nach vorn. Dort rutschte er das Pult, das Rodubert mit dem Hol- und Bringzauber herbeigeschafft hatte, auf dessen Anweisung ein Stück in das offene Trapez, nicht exakt in die Mitte, sondern etwas nach links.
    „Das ist also unser Versammlungsraum“, begann Rodubert zu erklären. „An der Bestuhlung siehst du, wie viele Magier wir heute erwarten.“
    Nymus musterte die vielen Holzstühle, die dieselbe rötlich-braune Farbe wie der Dielenboden und die Holzwände hatten, und schätzte ihre Anzahl auf 150 bis 200.
    „Komm! Ich führe dich noch schnell durch unser Zentrum, bevor die ersten Hexen und Zauberer kommen, damit du dich bei uns auskennst.“
    Rodubert schritt den Mittelgang entlang bis zur zweiflügligen Holztür am Saalende. Nymus folgte ihm.
    Den Eingangsbereich mit den Garderobenständern kannte er schon von vorhin. Auch den großen Holzschrank in der Ecke. Denn dort hatte er seine Reisetasche samt Rucksack und Schlafsack deponiert. Herzelind hatte nämlich erklärt, dass er nicht wieder zu ihnen zurückkehren könne. Er müsse an einem anderen, für die Schwarzmagier unbekannten Ort untergebracht werden. Aber er solle keinem verraten, dass er seinen Aufenthalt wechsle. Und er solle vorsorglich zu Poptlok und Zawarima Abstand halten, damit auch die beiden noch zu dem Kreis der Personen gehören könnten, bei denen er Unterschlupf finden könne.
    Nymus hatte nachgefragt, warum niemand wissen dürfe, wer ihn aufnehme, worauf sie geantwortet hatte: „Was man nicht weiß, kann man nicht ausplaudern. Außerdem könnte

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