Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
auf.
„Sei nicht so zimperlich!“, schnauzte ihn der Fänger an.
„ Lass ihn doch ein bisschen schreien!“, feixte der andere. „Nachher geht’s ja nicht mehr.“
Er zog ein wenig am Strick, so dass der sich eng um Nymus Hals legte und den Jungen würgte.
Nymus keuchte. Mit der linken Hand fasste er sich an den Hals, um den Strick zu lockern. Umsonst. Das krude Gelächter der zwei Männer begleitete seinen Versuch.
Bald trat der Oberste heraus, und plötzlich hatte sich der Platz mit Menschen gefüllt, die alle schwarzbemantelt waren und einen Kreis um Nymus bildeten. Ein Mann wurde in seine Richtung geschoben. Nymus erkannte den Berichterstatter.
„Ist er es oder ist er es nicht?“, fragte der Oberste den roh. Er stand massig und breit vor ihm, die Arme auf der Brust verschränkt und den Kopf hoch erhoben.
Der Berichterstatter warf einen Blick auf Nymus. Seine dunkelgrauen Augen unter den tief schwarzen Brauen waren angstvoll geweitet. Sein ohnehin blasses Gesicht wurde weiß wie Schnee. Er schwankte.
„ Na?“ Der Oberste wurde ungeduldig.
Der Berichterstatter rang nach Luft. Dann sagte er leise: „Was macht das für einen Sinn?!“
„Der Sinn ist, dass du zur Disziplin gerufen wirst“, entgegnete der Oberste hart, wobei sich seine großen Nasenflügel weiteten.
„ Ihr könnt nicht einen anderen für mich sterben lassen!“, schrie der Berichterstatter, und seine Stimme kippte. „Bringt mich um, aber nicht ihn!“
Mit unbewegter Miene sagte der Oberste: „Ich habe es beschlossen und so wird es auch ausge führt!“
Plötzlich stand ein Galgen in der Mitte. Der Berichterstatter, der sich auf Nymus' Wächter stürzen wollte, wurde rasch von zwei Männern gepackt und festgehalten. Die hatten Mühe, ihn unter ihre Kontrolle zu bringen.
„Führt den Jungen an den Galgen“, ordnete der Oberste ungerührt an und verharrte in seiner starren und aufrechten Haltung.
Nymus hatte keine Möglichkeit zu entkommen. Er schrie aus Leibeskräften, als man ihn im Polizeigriff mit dem Strick um den Hals an das Holzgestell führte.
„Stell dich nicht so an! Jetzt wird gestorben!“ Die Stimme des Henkers hörte sich rau und gnadenlos an.
Das Strickende wurde über den Querbalken geworfen, während man Nymus auf eine kleine Klappleiter darunter zwang. Noch einmal schrie er, was hinausging.
Da fühlte er auf einmal eine mächtige, starke Hand, die sich behutsam auf seinen Hals legte. Der Strick löste sich und Nymus fand sich irgendwo in einem leeren Raum schweben. Ein warmes ocker-orange-rosa Licht umhüllte ihn. War er schon tot? Es war ihm gleichgültig. Dieser Zustand war so angenehm, dass er darin bleiben wollte.
Nach einer Weile wanderte die Hand auf seine Stirn, und weil sie so groß war, überdeckte sie die Augen fast völlig.
Langsam kehrte Nymus in die Wirklichkeit zurück. Er lag in einem durchnässten Hemd auf einem Sofa, und dieses Sofa stand in der Burg seines Lehrers, der jetzt auch sein Pate war. Der musste es auch sein, der bei ihm saß und dessen Hand auf seiner Stirn ruhte. Poptlok sprach mit einer Frau. Jetzt erkannte Nymus Zawarimas Stimme, die vom Tisch her kam.
„ Seltsam, dass er aus diesem Zustand nicht herauszuholen ist!“
„ Es wird schon besser“, sagte Poptlok. „Er zieht diese Albträume und damit seine Krankheit selbst an. Anscheinend braucht er beides.“
„ Ich denke ja auch, dass Krankheiten uns Botschaften geben und manchmal sogar sehr wichtig sind. Doch das hier kommt einer Gratwanderung gleich“, erwiderte Zawarima.
„ Der Junge hält mehr aus, als du denkst“, war Poptlok sicher. „Aber beruhige dich: Der Heilzauber greift endlich.“
„ Dann ist es ja gut! Deine Mutter hat mir vorhin gesagt, dass sein Schlafanzug morgens durchgeschwitzt war. Er muss auch schon bei ihr schreckliche Träume gehabt haben“, stellte Zawarima fest.
„ Trotzdem darfst du ihn nicht in den Heilschlaf versetzen, sonst verschiebst du sein Problem nur in die Zukunft, und es dauert viel länger, bis er wieder gesund wird. Er muss da jetzt durch“, sagte Poptlok mit Nachdruck.
„ Das stimmt“, gab ihm Zawarima Recht. Sie schwieg eine Weile. Dann fragte sie: „Hast du eine Ahnung, wovon die Träume handeln?“
„ Ich denke, sie geben ihm Antwort auf seine quälenden Fragen“, meinte Poptlok.
„ Du glaubst auf die Frage nach seinem Vater?“
„ Genau“, bestätigte Poptlok. „Und er hat nicht den Mut zu akzeptieren, was er bereits erfahren hat.“
„ So
Weitere Kostenlose Bücher