Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
berichtete von dem Gespräch mit seinem Vater. „Ich mache mir große Sorgen um ihn, weil ich doch weiß, dass dein Vater tot ist, Poptlok. Und er will denselben Weg gehen wie der. Welchen Weg ist denn nun dein Vater gegangen?“ Er sah Poptlok mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung an.
Der rieb sich nachsinnend die Stirn. „Mein Vater hat sich mit Xekon, einem aus der Führungsriege, duelliert. Der war ihm haushoch überlegen. Schon nach wenigen Minuten war mein Vater tot. Das haben jedenfalls die Schwarzmagier erzählt, die mir seinen Leichnam gebracht haben. Ich habe nie daran gezweifelt, weil mir unser Rabe am Abend das Testament meines Vaters gebracht hat mit einem Brief meines Vaters an mich in Geheimtinte. Nur der Rabe wusste das und auch das Geheimrezept der Tinktur, mit der ich den Brief lesbar machen konnte. Darin stand, dass er, Wolfhard, bei dem Duell vermutlich keine Chance haben werde. Deshalb schreibe er das Testament und verstecke es an einem Ort, den nur der Rabe kenne. Es sei mit einem Zauber belegt, so dass die Schwarzmagier es anerkennen müssten. Er hat mir alles vermacht, mit dem Hinweis, dass ich das Anwesen unbedingt verkaufen und mir diese Burg kaufen solle. Er habe bereits diesbezügliche Gespräche mit dem Burgherrn, einem alten Adeligen, geführt. Dann solle ich einen sehr wirkungsvollen Zauber über das Anwesen sprechen, dass mich die Schwarzmagier nicht fänden, sondern es nur Personen zugänglich sei, die mir erwünscht seien. Den Zauber hat er mir aufgeschrieben und der war bis jetzt absolut wirksam. Er hat sich auch bei mir entschuldigt, dass er unsere Familie durch seine Schwarzmagier-Mitgliedschaft zerstört habe. Der Brief hat mich wieder mit ihm versöhnt, zumal es ihm so wichtig war, dass ich geschützt leben konnte.“
Nymus biss sich auf die Lippen. „Wenn sich mein Vater duelliert, könnte er ja auch gewinnen.“
„Stimmt. Er könnte auch gewinnen. Doch selbst wenn er siegte, käme er von den Schwarzmagiern immer noch nicht los“, gab Poptlok zu bedenken.
„ Aber er bekäme mehr Freiheiten und könnte bestimmte Forderungen stellen, zum Beispiel dass sie Nymus in Ruhe lassen“, meinte Zawarima.
„ Dann müsste er tatsächlich gegen den aus der Führungsriege kämpfen, der die Strafe angeordnet hat. Der ist in seinem Fall sogar der Oberste. Der ist in der Schwarzmagie am besten bewandert. Tarmak müsste schon sehr gut sein, um gegen ihn zu siegen“, sagte Poptlok.
Zawarima gab sich zuversichtlich. „Möglicherweise hofft er auf einen glücklichen Zufall oder die richtige Fügung. Der kleine David hat auch über den kampferprobten Goliath triumphiert.“
„Dann darf ich ja doch noch Mut haben?“, fragte Nymus. Seine Stirn kräuselte sich und er warf Zawarima einen so bittenden Blick zu, dass die voll Mitgefühl seine Hand ergriff.
„ Ich glaube, dein Vater überlegt sich die Sache sehr genau.“ Sie sah ihn eindringlich aus ihren großen schwarzen Augen an. „Wie es auch kommt, es wird bestimmt alles gut werden.“ Sie drückte fest seine Hand, ehe sie sie losließ.
Der Besuch des Kommissars bei Nymus und seinen Beschützern
Zawarima war vorausgeeilt. Als Nymus aus ihrem Brunnen stieg, hatte sie die Umgebung bereits ausgespäht und für sicher befunden. Jetzt empfing sie ihn aufatmend. Nymus hatte so große Angst davor gehabt, den Brunnenweg allein zu gehen, dass sie schon befürchtet hatte, der Brunnenzauber würde bei ihm nicht klappen.
„ Klasse“, begrüßte sie ihn deshalb freudig, „du hast es ganz allein geschafft!“
„ Wenn Poptlok mir nicht geschworen hätte, dass er mich notfalls aus dem dreckigsten Schlammloch herausholt – ich hätte es nicht gemacht“, versicherte Nymus und war immer noch recht blass.
Kurze Zeit später tauchte auch Poptlok auf.
Er schlug Nymus freundschaftlich auf die Schulter. „Es war gar nicht so schlimm, oder?“
„ Doch, eigentlich schon“, widersprach Nymus.
„ Es ist die Angst, die dir im Weg steht. Es geht schneller und leichter, wenn du dich einfach fallen lässt“, erklärte Poptlok. „Auf dem Rückweg kannst du das nachher nochmal probieren.“
„ Oh, nein!“, stieß Nymus hervor. Aber er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Stattdessen sah er sich um.
Zawarima wohnte in einem kleinen Holzhaus, vor dem der Brunnen errichtet war. Auf der linken Seite erkannte Nymus einen eingefassten Garten mit vielen Blumen, Kräutern und einigen Obstbäumen.
Zawarima sprach gerade mit ihrem Raben
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