Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
nochmal raus. Ich komme gleich wieder.“
„Wer sollte mir gefährlich werden?“, fragte Herr Wagemut.
„ Ich denke, Frau Marza hat Ihnen bereits von einer Gruppe erzählt, die noch schlimmer als die Mafia ist. Die Mitglieder nennen sich 'Schwarzmagier'. Die vermuten wohl, dass Sie nach Nymus forschen, und da die das auch tun, heften sie sich an Ihre Fersen“, teilte Poptlok mit.
„ Aha. Na gut. Über die will ich nachher noch mehr von Ihnen wissen. Aber zuerst möchte ich mit dir, Nymus, sprechen“, begann der Kommissar. „Kannst du mir ein paar Fragen beantworten?“
Nymus nickte, obgleich seine Hände vor Nervosität schwitzten. Hoffentlich wollte der Kommissar nicht zu viel von ihm wissen, und hoffentlich trieb er ihn nicht in die Enge!
„Warum bist du hier?“
„ Damit Sie mich sehen und beruhigt sind“, antwortete Nymus.
„ Nein“, lächelte der Kommissar, „das meine ich nicht. Warum bist du nicht zu Hause und gehst wie sonst in die Schule?“
„ Weil die Schwarzmagier mich fangen und töten würden.“
„ Sie haben dich einmal schon fast entführt. Erzählst du mir, was du dabei erlebt hast?“
Nymus berichtete kurz von den Ereignissen des vorletzten Donnerstags, wobei er seine verwen deten Zauber umdeutete zu Ablenkungsmanöver.
„ Weißt du, warum die Schwarzmagier dich entführen möchten?“
Nymus rückte enger an Poptlok heran und flüsterte: „Soll ich ihm das sagen?“
„Ich denke, es schadet dir nicht. Aber du musst das selbst entscheiden“, meinte Poptlok.
Der Kommissar betrachtete die beiden aufmerksam.
Nymus rang mit sich. Er fuhr sich fahrig mit der Hand über die Stirn, biss sich auf die Unterlippe und atmete vernehmbar.
Der Kommissar ergriff betroffen das Wort: „Ist es so schwer, darüber zu sprechen?“
Nymus nickte. Und dann sagte er es doch: „Sie wollen meinen Vater bestrafen, indem sie mich vor seinen Augen umbringen.“
„ Gehört dein Vater zu ihnen?“
Nymus presste die Lippen zusammen und schwieg.
Der Kommissar merkte, dass er bei Nymus eine Grenze erreicht hatte: „Ich will nicht weiter in dich dringen. Nur noch eine letzte Frage zu diesem Thema: Ich habe mich natürlich beim Jugendamt über dich schlau gemacht und weiß, dass deine Mutter keinen Vater angegeben hat. Woher kennst du ihn?“
„ Zufall. Und Träume. Mein Vater hat gesagt, dass meine Träume mit der Wirklichkeit zusammenpassen“, gab Nymus Auskunft und rückte noch näher zu Poptlok, als könnte er sich damit gegen die Fragen des neugierigen Kommissars verbarrikadieren.
Poptlok legte seinen Arm um Nymus' Schulter.
Herr Wagemut seufzte. „Ich habe nur noch ein paar Fragen zu dir persönlich, Nymus. Was machst du normalerweise in deiner Freizeit?“
„ Fahrrad fahren.“
„ Und dein Computer?“
„ Ich habe keinen eigenen.“
„ Spielst du manchmal am PC?“
„ Nein.“
„ Warum nicht? Andere Jugendliche machen das gern.“
„ Aber ich nicht.“
„ Was machst du sonst noch?“
„ Lesen, Klettern, im Wald sein, die Umgebung auskundschaften.“
„ Mit wem bist du meistens zusammen?“
„ Ich mache das allein.“
„ Hast du da nicht manchmal Angst?“
„ Angst? Wovor?“
„ Na, zum Beispiel vor Wölfen. In der Nähe des Totholzer Forstes wurde vor kurzem ein Wolfspaar gesichtet.“
„ Nein, vor Wölfen habe ich keine Angst. Im Moment haben sie genug Nahrung. Da brauchen sie mich nicht.“
„ Danke, Nymus. Das reicht einstweilen.“
Nymus atmete hörbar auf.
Zawarima war zurückgekommen und hatte Tee gemacht. Nun schenkte sie allen ein.
„ Helfen Sie mir, Herr Wagemut. Wo ist nochmal der Totholzer Forst?“, erkundigte sie sich. „Ich habe in der Schule mal was darüber gelernt, aber total vergessen.“
„ Der Totholzer Forst? Der liegt etwa 40 Kilometer von hier im Nordwesten. Vor einigen hundert Jahren hat man in dem Berg dort Eisenerz abgebaut. Jetzt liegt die Gegend brach, da weder der Boden gut ist, noch das Klima angenehm. Es gibt viele feuchte, moorige Stellen, dazwischen wachsen Birken und Erlen, unterbrochen von alten, dürren oder fauligen, vermodernden Baumstämmen. Es ist immer irgendwie neblig dort. Das erklärt die Interesselosigkeit an diesem Gebiet“, beschrieb der Kommissar den Ort. „Aber warum fragen Sie?“
„ Ich vermisse meinen Wolf. Ich habe ihn aufgezogen wie einen Hund. Könnte sein, dass er sich gepaart hat und jetzt da lebt.“
„ Ach, dann wäre einer der beiden Wölfe der Ihre?“
„ Ich vermute es.“
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