Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
Zawarima trank einen Schluck aus ihrer Teetasse. „Ich hoffe, Sie lassen die beiden am Leben. In dieser Umgebung, wie Sie sie geschildert haben, schaden sie ja niemandem.“
Der Kommissar beruhigte sie: „Bis jetzt ist noch niemand auf die Idee gekommen, sie zu schießen.“ Sein Blick wanderte durch den Raum. „Sie experimentieren viel, Frau Marza? Das sieht ja aus wie in einem Labor. Was machen Sie mit den Tinkturen, die Sie herstellen?“
Zawarima berichtete: „Viele gebe ich meinen Pflanzen zur Stärkung und Widerstandsfähigkeit gegen Läuse und Schnecken und zur Heilung, zum Beispiel bei Pilzbefall. Manche setze ich auch in der Heilkunde bei den menschlichen Patienten ein, wobei ich da selbstverständlich nichts Giftiges, wie etwa Kreuzkraut, verwende. Zuerst probiere ich die Mittel an mir selbst und beobachte, wie sie wirken. Dann setze ich sie eventuell bei bestimmten Krankheiten zur Heilunterstützung ein.“
„ Wie geht Ihre Praxis? Sind Sie zufrieden?“
„ Das ist eine Gemeinschaftspraxis. Wir haben genug zu tun.“
„ Sie könnten mit Ihrem Kräuterwissen auch Menschen töten?“, hakte Herr Wagemut nach.
Zawarima lachte. „Selbstverständlich. So gut wie jeder, der in der Heilkunde tätig ist, könnte, wenn er wollte, töten. Aber damit würden wir gegen unsere Prinzipien verstoßen.“
Herr Wagemut nickte. Dann wandte er sich an Poptlok. „Was erzählt man sich über die Schwarzmagier?“
Poptlok betrachtete einen Moment lang seine Teetasse, bevor er begann: „Sie sind schlimmer als die Mafia. Sie sabotieren, bedrohen, zerstören Familien und morden, wenn ihnen jemand zu gefährlich wird. Dabei gehen sie so geschickt vor, dass der Mord nicht als solcher erkannt wird. Bei einer Obduktion kommt dann zum Beispiel Herzinfarkt heraus. Manche Opfer haben auch einen Verkehrsunfall oder stürzen sich als vermeintliche Suizidenten von einer Brücke. Das Ziel der Schwarzmagier ist, möglichst reich zu werden und Macht in der Wirtschaft sowie in der Politik zu erlangen.“
„Kennen Sie jemanden, der dabei ist?“, wollte der Kommissar wissen.
„ Kennen? Nein.“
„ Frau Marza?“
„ Nein. - Ich möchte Sie warnen, Herr Kommissar“, sagte Zawarima eindringlich. „Lassen Sie die Finger von den Schwarzmagiern! Selbst wenn Sie einen fangen, nützt Ihnen das nichts. Der entkommt Ihnen nach spätestens zehn Minuten.“
Der Kommissar lachte. „Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass Sie an magische Fähigkeiten glauben, die diese Schwarzmagier einsetzen!“
„Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als Sie ahnen“, gab Zawarima zurück.
Der Kommissar zog irritiert die buschigen Augenbrauen zusammen. „Sehen Sie das auch so, Herr Luktor?“
„Ja.“
„ Wie könnte sich so einer dann Ihrer Meinung nach befreien?“
„ Zum Beispiel indem er den Wächter lähmt und mit seiner Willenskraft die Türen öffnet“, erwiderte Poptlok.
„ Das glauben Sie doch nicht im Ernst!“
Poptlok meinte, ihn überzeugen zu müssen. „Reißen Sie doch mal ein Blatt Papier aus Ihrem Notizbuch und legen Sie es auf den Tisch!“
„Wozu?“
„ Sie werden es gleich sehen.“
Der Kommissar tat wie geheißen. Er legte das Papier, das so groß wie ein Blatt aus einem kleinen Schulheft war, in die Tischmitte.
Poptlok fuhr fort: „Wenn ich daraus ein Gutachten machen möchte, sollte es saubere Ränder haben und keine so eingerissenen. Außerdem verwendet man dafür DIN-A4-Papier mit Wasserzeichen.“ Er sprach einen Zauber und schon hatte sich das Papier so verändert, wie er es haben wollte. „So, jetzt müssen wir uns überlegen, was drauf muss: das Institut oder die Praxis, das oder die das Gutachten erstellt, also zum Beispiel 'Kinderkrankenhaus Augustinum, Kinder- und Jugendpsychatrie, Professor Dr. Dr. Zacharias Zinkel'.“ Er zauberte einen Briefkopf mit Namen und Adresse, der als vorgefertigter Aufdruck in Blau erschien. „Nun das Wort 'Gutachten'.“ Auch das tauchte wie aus dem Nichts auf dem Papier auf. „Und jetzt der Sachverhalt. Was schreiben wir, dass die Schulleitung Nymus die nächsten drei Wochen nicht erwartet?“
„ Vielleicht: 'Schwere asthmatische Anfälle aufgrund traumatischer Einflüsse'?“, schlug Zawarima vor.
„ Das dürfte glaubhaft klingen“, stimmte Poptlok zu. „Und jetzt der Text!“
Während alle vier an der Formulierung des Gutachtens arbeiteten, starrte der Kommissar wie gebannt auf das Blatt. Die Schriftzeichen schienen aus dem Papier herauszuwachsen,
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