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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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Sterben? Jeden Tag stirbt etwas von uns, Zellen, Haare, Haut. Dafür entsteht wieder etwas Neues“, erwiderte Tarmak.
    „ Aber es gibt uns trotzdem immer noch!“
    „ Auch wenn du tot bist, gibt es dich noch. Sterben ist Verwandlung“, war sich Tarmak sicher.
    Nymus wurde wütend. „Da kann ich ja gleich 'Juchuh' schreien und mich umbringen mit der Vorfreude auf meine Verwandlung.“
    Tarmak blieb ruhig. „Nein. Du musst erst das erschaffen, wozu du hier bist, Erfahrungen sammeln und dich entwickeln.“
    „ Ach, und du bist schon fertig?“ Nymus merkte, wie es in ihm brodelte.
    „ Wenn ich gerufen werde, ja“, antwortete Tarmak.
    „ Aber du wirst nicht gerufen!“, schrie Nymus. „Was du tust, ist Selbsttötung!“ Nymus steigerte sich so in seine Wut hinein, dass er nun wirklich überkochte. „Du bist mein Vater. Und ein Vater ist ein Vorbild. Ich werde es dir selbstverständlich nachmachen!“
    „ Nymus!“, wurde jetzt auch Tarmak laut. „Verdammt nochmal, warum können wir nicht einfach offen sprechen! Du missverstehst mich!“
    „ Wie soll ich dich denn verstehen?“, heulte Nymus.
    „ Vielleicht musst du das selbst herausfinden“, entgegnete Tarmak leise. „Glaub mir, ich mache es mir nicht leicht. Meine Entscheidung ist wohlüberlegt. Vielleicht triffst du ja mal Poptlok, Wolfhards Sohn. Dann sprich mit ihm über den Weg, den sein Vater gegangen ist. Möglicherweise siehst du dann alles anders.“
    Nymus schwieg. Er hatte mit Poptlok noch nicht über dessen Vater gesprochen. Er wusste von Wolfhards Tod nur über andere.
    „Nymus, bist du noch da?“
    „ Ja. - Also gut. Ich rede mit Poptlok. Und was kann ich für deine Befreiung tun?“, fragte Nymus.
    „ Das Wichtigste ist, dass du nicht beginnst, mich zu hassen. Das wäre entsetzlich für mich“, flüsterte Tarmak.
    „ Wie kommst du denn darauf?“ Nymus erschrak über diese Furcht seines Vaters.
    „ Ich würde so gern wieder einmal spüren, wie es ist, wenn einen liebevolle Menschen umgeben. Hier regiert der Hass. Gelebte Freundschaften, warme Worte, zärtliche Gesten, ein herzliches Lachen, strahlende Augen suchst du hier vergeblich. Hier ist das Leben wie tot. Und im Kerker windet sich die Kälte mit eisigem schlangengleichem Leib von den Füßen bis zum Kopf hinauf, und undurchdringliche Finsternis entzieht dir wie ein schwarzes Loch den kleinsten Schimmer an Hoffnung; kein Licht, kein Sonnenstrahl schenkt dir ein Kleckschen Balsam für die Seele. Die Hölle kann nicht schlimmer sein. Wenn es nicht dich gäbe, der du wie eine wärmende Kerze in meine Dunkelheit hineinleuchtest, und noch einen alten Freund von früher, glaub mir, ich wäre schon verkümmert.“ Tarmak verstummte.
    Nymus schauderte. „Vater, ich will nicht, dass du stirbst. Was kann ich tun? So sag' doch was!“
    „Wenn du mir Gedanken schicken kannst, müsstest du mir auch Kraft schicken können. Das ist es, was ich jetzt brauche“, antwortete Tarmak.
     
    Nymus hockte auf der untersten Stufe der Treppe, die zur Wohnung im Burgfried hinaufführte. Er hielt den Kopf gesenkt und starrte auf den Kies. Zwischen den Steinchen zwängte sich eine Löwenzahnpflanze selbstbewusst durch. Auch einige Gräschen wagten es, durchzubrechen.
    Nymus dachte über die Worte seines Vaters nach. Dass das Leben bei den Schwarzmagiern nicht fröhlich war, war ihm klar gewesen, auch dass sein Vater darunter litt. So wie der es dargestellt hatte, erweckte er bei seinem Sohn den Eindruck, kurz vor der Verzweiflung zu stehen. Aber anstatt über das Sterben, fand Nymus, sollte der Vater besser über einen echten Kampf nachdenken und nicht über ein Duell, das der Gegner gewinnen würde! Warum hatte er sich nicht schon längst gewehrt und engagiert und mutig für seine Freiheit gefochten! Erneut drängte eine ungeheure Wut in Nymus hoch. Er hatte das Gefühl, eine Ladung Dynamit verschluckt zu haben. Er spürte, dass der Zeitpunkt der Explosion unmittelbar bevorstand. Er schalt seinen Vater „Waschlappen“ und verdrängte die Stimme in sich, die ihn mahnte, dem nicht unrecht zu tun, da er die Verhältnisse schließlich nicht kenne. Er, Nymus, wollte kämpfen. Wie war nochmal der Zauber, den er vorhin gelernt hatte? Er rezitierte ihn und schleuderte seine Angriffsblitze auf den mutigen Löwenzahn. Aber er hatte keinerlei Erfolg. Im Gegenteil: Es schien ihm, als hätte der Löwenzahn seine Bemühung als Streicheleinheit genossen und die noch geschlossene Blüte ein wenig entfaltet. Das

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