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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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Den beherrschte Nymus noch nicht und war deshalb froh, dass das Mädchen ihn mitnahm.
    Als sie im Garten standen, schaute sie ihn von oben bis unten an. „Du lebst tatsächlich noch! Wir haben uns schon gefragt, ob dir was passiert ist, weil wir damit gerechnet haben, dass du ein oder zwei Tage bei uns bist.“
    „ An meinem letzten Ort war ich ziemlich sicher. Deshalb war es nicht nötig weiterzuziehen“, erklärte Nymus und lächelte scheu.
    „ Du siehst blass aus und bist dünn geworden“, stellte sie fest. „Geht es dir gut?“
    Nymus fühlte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Dass Irmhild ihn so genau anschaute, machte ihn verlegen. „Ich war ein bisschen krank, aber es ist schon wieder alles in Ordnung”, erwiderte er schnell.
    „Komm mit rein“, forderte sie ihn auf. „Ich bin gespannt, was heute auf dem Programm steht.“
    Als sie den Vorraum betraten, steuerte sie sofort auf die Pinnwand neben der Garderobe zu. „Hier schau! Jugend-1 – das sind wir –  hat heute bei Zawarima Heilkunde. Darauf freue ich mich. Ich glaube, die Zauber sind total wichtig.“ Dann schaute sie ihn von der Seite her an. „Oder darfst du wieder nicht bei uns mitmachen?“
    „Doch, ich glaube schon.“ Anstatt der Pinnwand starrte er Irmhild an, die sich wieder in die Lektüre der anderen Kurse vertieft hatte und ihre Kommentare dazu abgab. Ihre geröteten Wangen wurden diesmal nicht von ihrem langen, blonden Haar verdeckt, denn sie trug es heute in zwei geflochtenen Zöpfen. Und ihre leuchtenden, blaugrauen Augen fielen ihm erst jetzt richtig auf. Aber was ihn so faszinierte, war ihre helle Stimme. Die erinnerte ihn an das Glockengeläut aus einer kleinen Kapelle, zu der er vor vielen Jahren einmal mit seiner Großmutter gewandert war. Die Großmutter war eine fromme Frau und hatte ihn auf ihrer Wallfahrt mitgenommen. In der Kapelle war er dicht neben ihr gesessen; sie hatte still gebetet, während er dem Geläut zugehört hatte. Plötzlich hatten ihn die klaren Glockenklänge umschlossen, sie waren tief in ihn hineingesunken und hatten in ihm getönt, und er hatte sich auf einmal eins mit seiner Welt gefühlt. Das war ein wunderbarer Augenblick gewesen, voller Frieden.
    „ Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Irmhild plötzlich.
    „ Äh, ja...äh, nein. Ich ... habe dem Klang deiner Stimme zugehört“, stotterte er und senkte seinen Blick.
    Sie lachte und boxte ihn in den Arm. „He, Nymus, du bist überhaupt nicht bei der Sache. - Schau, meine Eltern kommen.“
    Gundekar und Adeltraud begrüßten Nymus herzlich. Auch sie fragten nach seinem Befinden und versicherten ihm, dass ihr Haus ihm offen stand. Dann trat Zawarima auf die Gruppe zu. Sie tat, als hätte sie Nymus schon lange nicht mehr gesehen und lud ihn ein, an ihrem Unterricht teilzunehmen, worauf der natürlich sofort zusagte.
    „ Habe ich auch noch Zeit, in die Bibliothek zu gehen?“, fragte er.
    „ In der Mittagspause“, sagte Zawarima. „Ich will dort ebenfalls etwas nachschauen. Du kannst mich begleiten, dann kann ich dir auch erklären, nach welchem System die Bücher geordnet sind. Oder möchtest du das tun, Irmhild? Ich glaube, du kennst dich in der Bibliothek recht gut aus. Schließlich bist du ein Bücherwurm.“
    „ Ja, gern“, rief Irmhild.
    Nun betraten Rodubert und Herzelind den Vorraum des langgezogenen Holzhauses.
    „Nymus“, rief Herzelind und schloss ihn in die Arme. „Was haben wir uns für Sorgen um dich gemacht!“
    „ Aber warum denn? Ich war doch gut aufgehoben.“
    Auch Rodubert umarmte ihn und schob ihn gleich in Richtung Küche. „Bis zum Unterrichtsbeginn dauert es noch eine halbe Stunde. Solange werden wir euch Nymus entführen“, erklärte er der Gruppe.
    Sie begaben sich zu dritt in die große Küche, in der heute noch niemand hantierte, und setzten sich an den Tisch vor dem Fenster.
    „ Poptlok hat mit uns ein paarmal Kontakt aufgenommen“, begann Rodubert. „Aber erzähl du uns, wie die Tage für dich waren.“
    Nymus zuckte mit den Schultern. „Was soll ich da sagen? Dass ich auf der Burg festgesessen bin, war auszuhalten. Poptlok hat mir ja immer Aufgaben gegeben. Und die Burg ist ja auch toll. Ein bisschen Heimweh habe ich schon. Aber mein Daheim gibt es ja nicht mehr. Großvater ist tot und Großmutter lebt wieder da, wo wir herkommen. Ich mag meine Mutter, aber ich fürchte mich, mit ihr allein zu sein. Ich weiß einfach zu viel. Sie will nicht, dass ich das weiß. Deshalb ist es sogar ganz gut,

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