Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
zusammen den hinteren Raum.
„Haben dich die Schwarzmagier in Ruhe gelassen?“, erkundigte sich Bernward.
„ Sie haben mich nicht entdeckt“, antwortete Nymus.
„ Weißt du jetzt, warum sie dich entführen wollen?“
„ Ja. Das hat was mit meinem Vater zu tun.“
„ Ich denke, du hast keinen.“
„ Doch. Seit dieser Woche ist er mir endlich bekannt.“
Irmhild war auf die beiden zugetreten und hatte mitgehört. „Wie ist er?“, wollte sie sogleich wissen. „Steht er zu dir?“
Gerne hätte Nymus von seinem Vater erzählt und von der Beziehung, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte. Doch plötzlich hatte er das Gefühl, noch vorsichtig sein zu müssen. Er wich deshalb aus: „Ich weiß noch nicht recht. Ich sehe ihn immer in meinen Träumen. Seitdem ich etwas von ihm habe, träume ich von ihm, und ich glaube die Träume sind richtig, denn sie sind ganz anders als die anderen, viel klarer und logischer.“
„ Und was hat dein Vater mit den Schwarzmagiern zu tun?“ Bernward sah ihn aus seinen braunen Augen neugierig an.
„ Er sitzt bei ihnen im Kerker. Sie wollen mich vor seinen Augen umbringen, um ihn zu quälen“, erklärte Nymus. Dass sein Vater selbst Schwarzmagier war, wollte er auch noch nicht preisgeben.
„ Das ist ja schrecklich!“, rief Irmhild.
„ Und das weißt du alles über Träume?“ Bernward zog ungläubig die Stirn in Falten.
„ Erstaunlich nicht?“, gab Nymus zu. „Aber die Träume passen alle zusammen und ergänzen einander. Darum bin ich überzeugt, dass was dran ist.“
Zawarima betrat den Raum. Sie begrüßte die zwölf Jugendlichen, die sich eingefunden hatten, herzlich und hieß Nymus extra willkommen. Dann ging es sofort mit den Heilzaubern los. Zawarima begann bei kleinen Dingen, wie man eine Schnitt-, eine Schürfwunde heilen konnte, dann ging es weiter mit Risswunden und Quetschungen. Die Jugendlichen übten die Zauber sprüche, aber testen konnten sie das mögliche Ergebnis ihrer Bemühungen nicht, da niemand eine derartige Verletzung hatte. Deshalb ging Zawarima mit der Gruppe in den Garten. Sie schärfte den jungen Leuten ein, dass man auch vor Pflanzen Respekt haben müsse und sie nicht einfach ab- oder ausreißen dürfe, wenn man sie nicht gerade als Heilmittel oder Nahrung benötige.
„ Als ihr heute gekommen seid, seid ihr bestimmt über das Gras und die Kräuter gelaufen, ohne auf sie zu achten. Dabei habt ihr sie wahrscheinlich verletzt. Hier dieser Löwenzahn zum Beispiel ist gequetscht. An ihm und an anderen Pflanzen sollt ihr nun eure Heilkunst trainieren“, ordnete sie an. „Bernward, versuch, die Blätter wieder heil zu machen!“
Der rezitierte den Zauberspruch korrekt. Dennoch passierte nichts.
Nun sprach Zawarima über die richtige Haltung und die innere Sammlung, die man für die Heilzauber brauchte. Dann forderte sie alle auf, sich einige Kräuter zu suchen, an denen sie üben sollten, am besten allein.
Während alle mit ihren Pflanzen beschäftigt waren, ging sie von Jugendlichem zu Jugendlichem, gab hier Hinweise und korrigierte dort.
Als sie zu Nymus kam, stöhnte der: „Wie du das nur kannst, Zawarima! Ich finde das total schwer.“
„ Wie hast du denn den Schutzstein für deine Mutter besprochen? Genau so geht es auch hier“, brachte sie ihm nahe und ließ ihn wieder allein.
Nymus betrachtete das Gänseblümchen, vor dem er kniete. Auf einmal wurde ihm bewusst, was für eine Bedeutung es hatte. In Gedanken sprach er zu ihm: „Du bist so schön und erfüllst in dem großen Universum deine kleine, aber wichtige Aufgabe: Du gibst den Bienen und Hummeln deinen Nektar. Auch für mich bist du wertvoll: Danke, liebe Gänseblume, dass ich an dir üben darf und dass du mir, wenn ich dich esse, Kraft und Widerstandsfähigkeit schenkst.“ Er spürte eine große Zuneigung zu dieser Blume in sich wachsen, die sich wie ein Regenbogen zu ihr spannte. Er sprach den Heilzauber über ein verletztes Blatt – und es wurde heil.
Er war innerlich so bewegt, dass er sich über die Augen wischen musste.
Zawarima hatte ihn beobachtet. Sie kam zu ihm her und ging neben ihm in die Hocke. „Nymus, du bist ein großer Zauberer! Üb jetzt nicht weiter. Du weißt, was du beachten musst.“ Sie strich ihm sacht die Haare aus seinem geröteten Gesicht. „Wenn du willst, kannst du in die Bibliothek gehen und dich schon mal umschauen. Bis zur Mittagspause ist es noch eine knappe halbe Stunde.“
Nymus nickte. Er stand auf und schritt langsam
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