Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
zum Eingang zurück.
In der Bibliothek saßen zwei Magier an einem der Lesetische und waren ganz in ihre Lektüre vertieft. Nymus suchte sich einen vor Blicken geschützten Platz zwischen den Regalen und nahm Verbindung zu seinem Vater auf.
„Vater? Hörst du mich?“, rief Nymus Tarmak.
„ Ja, mein Sohn.“ Tarmaks Stimme klang ernst und gleichzeitig melancholisch. Wenn er „mein Sohn“ sagte, setzte er die Worte immer sehr bewusst, wobei ein Hauch von Sehnsucht mitschwang.
„ Wie geht es dir?“, fragte Nymus. „Ich habe letzte Nacht an dich gedacht und versucht, dir ganz viel Kraft zu schicken.“
„ Ich glaube, ich habe das gemerkt. Danke. Ich bin trotzdem ein bisschen nervös“, antwortete Tarmak.
„ Ich habe Poptlok gefragt, was für einen Weg sein Vater gegangen ist. Es war ein Zweikampf und Poptloks Vater hatte keine Chance. Warum willst du so einen Weg gehen? Ich verstehe das nicht.“ Nymus versuchte, ruhig zu bleiben.
„ So schlecht ist der Weg nicht. Ich glaube, ihr beurteilt ihn völlig falsch“, erwiderte Tarmak.
„ Ich habe heute mit Professor Rodubert gesprochen. Er selber weiß zwar nicht, wie sich ein Schwarzmagier befreien kann, aber er weiß, wer es wissen könnte. Er versucht die Adresse herauszufinden. Bitte, warte, bis wir diese Person befragt haben“, bat Nymus.
„ Wer sollte das sein?“
„ Im Augenblick ist er noch anonym. Er lebt in Südamerika“, gab Nymus Auskunft.
„ Ich kann nicht mehr warten. Mein Plan steht fest. Wenn ich aus dem Kerker entlassen werde, fällt die Entscheidung“, erklärte Tarmak. „Nymus, bitte, vertrau mir!“
„ Ich hab' so Angst.“
„ Leg sie ab! Und schick mir Kraft. So hilfst du mir. - Aber jetzt will ich wissen, was du heute gelernt hast. Bitte, erzähl!“, forderte Tarmak seinen Sohn auf.
Der ließ den Themenwechsel zu, denn er spürte, dass er seinen Vater nicht umstimmen konnte. Er berichtete von Zawarimas Heilkunde-Unterricht, wie die Gruppe draußen an Wildpflanzen geübt habe und dass ihm der Zauber gelungen sei.
Sein Vater bewunderte ihn: „Toll, dass du diese Zauber gleich kannst! Ich habe lange gebraucht, bis ich damals, als sie für mich auf dem Lehrplan standen, einen kleinen Erfolg verbuchen konnte. Ich war einfach zu ungeduldig. Richtig habe ich die Heilzauber nie beherrscht, denn ich habe sie viel zu wenig geübt, sicherlich auch deshalb, weil ich als Jugendlicher nie in die Situation kam, sie anwenden zu müssen. Und als Schwarzmagier kann man sie überhaupt nicht mehr. Ich habe großen Respekt vor denen, die damit umgehen können. Bleib dran, Nymus! Diese Zauber sind sehr wichtig.“
„ Ja, das sehe ich auch so“, pflichtete Nymus bei. „Ich telefoniere heute Abend mit Mutti. Sie hat ja auch furchtbar Angst um dich. Soll ich ihr was von dir ausrichten?“
„ Oh, ja!“, freute sich Tarmak. „Sag ihr, dass ich am Tag der Entscheidung an sie und an unseren Sohn denken werde. Und sag ihr, dass ich nie aufgehört habe, sie zu lieben.“
„ Und wann ist dieser Tag genau?“
„ Am Montag.“
Zawarima fand Nymus zwischen den Regalen, als sie ihn zum Essen abholen wollte. Sie sah sofort an seiner gebeugten Haltung, dass er keine guten Nachrichten erhalten hatte. Sie fragte ihn direkt nach seinem Vater, wobei sie sehr leise sprach. Nymus berichtete ihr von der Unterhaltung und dämpfte dabei ebenfalls seine Stimme, da Zawarima den Zeigefinger auf ihren Mund legte.
„ Dein Vater hat einen Plan. Lass ihn und misch dich erst ein, wenn er dich ruft“, riet Zawarima. „Ihr seid doch ständig in Gedankenverbindung oder?“
Nymus nickte.
„Es nützt niemandem, wenn du jetzt den Kopf hängen lässt. Komm nach oben zum Essen. Ich weiß, dass dir der Appetit vergangen ist. Trotzdem musst du jetzt essen. Gib dir selbst dieses Zeichen der Hoffnung!“, forderte ihn Zawarima auf. „Und sprich mit den anderen nicht über deinen Vater. Krähen kreisen über dem Anwesen. Ich weiß nicht, was sie mithören.“
Sie gingen nach draußen, wo Irmhild sie auf einer Bank erwartete. Die hatte für die beiden von der Essensausgabe auch je einen gefüllten Teller mitgenommen.
„Mensch Nymus“, rief sie ihm entgegen. „Du hast den Zauber als einziger geschafft! Wie hast du das nur gemacht?“
Bernward gesellte sich zu ihnen. „Ja, wie hast du das gemacht?“
Nymus zuckte mit den Schultern.
„ Ihr werdet euer Ziel schon auch noch erreichen!“ Zawarima strahlte Zuversicht aus. „Danke für das Essen, Irmhild.
Weitere Kostenlose Bücher