Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
den Gedankenbotschaftszauber Tarmak zu erreichen. Er blieb erfolglos. Nymus Brust verengte sich.
Langsam zog er sich an und stieg die Leiter hinunter in den Wohnraum. Poptlok und Zawarima saßen am Frühstückstisch.
„Guten Morgen, Nymus! Gut, dass du schon wach bist. Nimm Platz!“, begrüßte ihn Zawarima. „Hast du nochmal mit deinem Vater gesprochen?“
„ Guten Morgen! - Nein, er meldet sich nicht.“
„ Dann lass ihn“, riet Poptlok. „Er hat wahrscheinlich keine Zeit. Er muss sich voll auf das konzentrieren, was jetzt auf ihn zukommt. Warte, bis er sich bei dir meldet. - Hast du auch die Gedankenverbindung zu mir erneuert? Ruf mich bitte, wenn etwas geschieht oder getan werden soll! Ich würde gern hierbleiben, aber ich kann nicht so einfach Schule schwänzen. Zum Glück habe ich heute nur vier Unterrichtsstunden. Ich komme anschließend sofort nach Hause. Passiert vorher etwas, werde ich mich in der Schule eben doch wegen Krankheit, Notfalleinsatz oder sonst etwas entschuldigen.“
„ Auch ich versuche, den Nachmittag frei zu bekommen“, versprach Zawarima. „Steh den Vormittag gut durch, Nymus. Und nutz die Zeit. Wiederhol die Zauber, die du in den letzten Tagen gelernt hast, damit du sie gut kannst.“ Sie stand auf. „Ich muss los.“
Bevor sie den Wohnraum verließ, legte sie ihre Hände auf Nymus' Kopf; der Junge spürte, wie sich seine Brust weitete und sein flacher Atem wieder tief und ruhig ging.
„Danke, Zawarima“, flüsterte Nymus.
Poptlok musste ebenfalls aufbrechen. „Iss etwas! Selbst wenn dein Magen heute zusammengezogen ist. Dein Vater will, dass du lebst und dass es dir gut geht.“ Er fuhr ihm liebevoll durchs Haar. „Bis später!“
„Tschüs.“ Nymus schaute ihm nach. Dabei verloren sich seine Gedanken und er fühlte sich auf einmal leer und frei. Er verharrte lange in diesem Zustand, den er sehr angenehm fand. Endlich widmete er sich dem Frühstück, räumte anschließend ab und spülte ab. Dann beschloss er die Schilfmatten draußen auszuschütteln und den Boden zu kehren. Lernen wollte er jetzt nicht, sondern eine körperliche Arbeit verrichten. Die würde ihn eher ablenken. Als er mit dem Besen beim Regal über die Steine fegte, entdeckte er ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Die Besenborsten hatten es gerade unter dem Büchergestell hervorgeholt.
Er hob es auf und klappte es auseinander. Es enthielt einen Brief an Poptlok. Also ging es ihn nichts an. Gerade als er es auf dem Tisch ablegen wollte, fiel sein Blick auf eine abgesetzte Überschrift in der Mitte: „Lebens- bzw. Todesanzeigezauber“. Sie und der folgende Text waren nicht mit der sonst verwendeten königsblauen Tinte geschrieben, sondern mit einer seltsam graugrünen.
Nymus atmete aufgeregt. Was war das für ein Zauber? Durfte er ihn lesen? Er wollte ja nur den Zauber lesen und nicht den Brief! Vielleicht hatte Poptlok das Papier sogar für ihn auf den Tisch gelegt und es war durch einen Windzug unter das Regal geweht worden. Möglicherweise wollte Poptlok, dass er den Zauber lernte, weil er dann etwas über seinen Vater erfahren konnte, nämlich, ob der noch lebte. Ja, so musste es sein.
Nachdem er den Zauberspruch und die Erklärung dazu entziffert hatte, wusste er: Dieser Zauber funktionierte nur bei Menschen, die sich miteinander sehr verbunden fühlten, also Eltern, Kindern, Partnern. Man stellte eine frische Blume in eine mit Wasser gefüllte Vase und rezitierte den Spruch. Blieb die Blume frisch und aufrecht stehen, lebte die Person. Knickte sie dagegen um und wurde welk, war die Person gestorben. Wollte die Blume keine Aussage machen, schloss sie ihre Blüte.
Mit zitternden Händen legte Nymus das Papier zurück auf den Tisch.
„ Erst fertig kehren!“, gebot er sich selbst.
Er arbeitete schnell, aber dennoch so sorgfältig, wie er sich vorgenommen hatte. Dabei wanderte sein Blick immer wieder auf das Blatt. Er lernte bereits Zeile für Zeile des Spruchs. Als er die Kehrrichthäufchen aufnahm und in den Eimer mit dem Biomüll gleiten ließ, beherrschte er ihn schon fast. Er trug den Müll hinunter auf den Kompost. Auf dem Rückweg pflückte er mehrere Gänseblümchen. Wieder oben angekommen, räumte er den Besen sowie Schaufel und Kehrwisch auf, breitete die Schilfmatten auf dem Boden aus und holte endlich einige kleine Gläser, die er mit Wasser befüllte. Nochmal kontrollierte er, ob er den Zauber gut konnte. Dann begann er.
Er stellte eins der Gänseblümchen in ein
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