Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
Direktorat geholt worden. Unmittelbar vorher hat deine Mutter in der Schule angerufen mit der Bitte, mich umgehend sprechen zu können. Es gebe einen Todesfall. Ich habe sofort zurückgerufen.“ Er machte eine Pause, in der er einmal tief durchatmete.
Nymus ahnte, was jetzt kommen würde und wollte aufspringen; aber Poptlok hielt ihn fest.
Der sprach weiter: „Sie hat geweint, während sie mir erzählt hat, was sich am Morgen bei ihr ereignet hat: Kurz vor halb neun wollte sie, wie immer, mit ihrem Auto zur Arbeit fahren. Aber es ist nicht angesprungen. Als sie die Kühlerhaube öffnete, um die Verbindungskabel zu überprüfen, hockten plötzlich zwei Krähen auf ihrem Autodach. Da deine Mutter das Geheimnis um die Krähen kennt, verwandelten die sich nicht in Menschen, um mit ihr zu sprechen. Die eine erklärte ihr, dass sie erst wieder fahren könne, wenn sie die zwei Magier angehört habe, die gerade mit dem Auto unterwegs zu ihr seien. Sie brauche keine Sorge haben, man wolle weder ihr etwas zuleide tun noch nach ihrem Sohn forschen.
Es hat nicht lange gedauert, bis das Auto vorgefahren ist. Als die beiden Schwarzmagier ausge stiegen waren, haben sie ihr mitgeteilt, dass Tarmak gestorben sei. Sie haben sie auf ihre Beziehung zu ihm angesprochen und ihr erklärt, dass Schwarzmagier bei einem Todesfall den Leichnam normalerweise der Familie oder den Angehörigen übergeben. Im Falle Tarmaks könne man die Schwestern nicht ermitteln und bitte nun sie, den Leichnam anzunehmen und für die Bestattung zu sorgen. Finanziell kämen die Schwarzmagier dafür auf, so dass ihr keine Kosten entstünden.
Zuerst wollte deine Mutter ihnen nicht glauben, aber dann ist sie doch mit den beiden Männern zu deren schwarzem Kombi mitgegangen. Auf einer Bahre lag Tarmak. Er war tot.“
Nymus wollte abermals aufspringen, doch Poptlok hatte ihn fest im Griff.
„ Das kann nicht sein!“, rief Nymus und blickte zu seiner Vaterblume hinüber, die noch immer voll entfaltet neben der Mutterblume blühte.
„ Doch Nymus.“ Poptlok seufzte. „Die Schwarzmagier haben Tarmak auf der Bahre in eure Wohnung getragen und auf dem Sofa abgelegt. Ich bin gleich nach dem Telefonat zu deiner Mutter geradelt. Der Direktor hat mich widerspruchslos vom restlichen Unterricht befreit. Im Wohnzimmer habe ich den Verstorbenen gesehen. Es war wirklich Tarmak. Die Augen waren zwar geschlossen, aber der Wirbel am Hinterkopf war da. Und ich habe ihn ja auch erkannt, wenngleich ich sagen muss, dass er durchaus verändert ausgesehen hat. Er ist vollkommen abgemagert. Ein Arzt der Schwarzmagier hatte einen Totenschein ausgestellt. Als Todesursache steht darauf: 'Tod durch Mangelernährung wegen Schmerzen aufgrund unbehandelter Magengeschwüre'. Mit den 'Magengeschwüren' haben sie sich abgesichert, dass nicht noch etwas Unangenehmes auf sie zukommt.“
„ Das kann nicht sein“, rief Nymus abermals und wollte sich von Poptlok losreißen.
Der hielt ihn fest. „Ich habe Tarmak selbst gesehen. Er ist tot. - Zawarima ist jetzt bei deiner Mutter und hilft ihr, über den ersten Schmerz hinwegzufinden und die Beerdigung zu organisieren.“
„Aber Poptlok, das kann nicht sein“, wiederholte sich Nymus. „Hast du mir denn nicht heute Morgen diesen Zauberspruch hingelegt, damit ich ihn lerne und gleich anwende?“
„ Zauberspruch? Was für einen meinst du denn?“
„ Den Lebens- bzw. Todesanzeigezauber.“
„ Den was?“ Poptlok sah Nymus so verwundert an, dass dem sofort klar wurde, dass sein Pate von dem Zauber keine Ahnung hatte.
„ Den Lebens- bzw. Todesanzeigezauber! Der steht doch in dem Brief von deinem Vater. Den musst du doch kennen. Ich habe ihn beim Kehren unter dem Regal gefunden und habe gedacht, die Zugluft hätte ihn vom Tisch dahin geweht.“ Nymus zerrte ungeduldig an den Händen.
Trotzdem ließ Poptlok ihn nicht los. „Was soll dieser Zauber bewirken?“
„Er klärt darüber auf, ob ein Angehöriger lebt oder gestorben ist. Demnach lebt mein Vater“, erläuterte Nymus. „Bitte, lass mich den Brief holen, dann kannst du es selbst sehen.“
Poptlok schüttelte verwirrt den Kopf. „Also, bring ihn her. Was sollte das für ein Brief sein? Ich kenne doch alle, die mein Vater an mich gerichtet hat!“
Als Nymus ihm den Zettel überreichte, weiteten sich Poptloks Augen. „Was ist denn das? Dieser graugrüne Text stand damals nicht auf dieser Seite; damals war hier eine Lücke.“
Er erinnerte sich an den Brief, dessen Tinte er
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