Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
braucht ihn von dir. Du weißt, dass der Liebesspruch der Mutter bereits auf dem Stein liegt. Da er aber kein Zauber ist und Cordelia beim Sprechen nicht gerade ausgeglichen war, sollte der Junge unbedingt auch den Zauber des Vaters bekommen.“
Tarmak schaute bedrückt zu Boden. „Ich habe ihn gelernt. Aber für einen, der bis gestern ein Schwarzmagier war, ist er nicht einfach auszuführen.“
Doch Poptlok ermunterte ihn: „Trau dich einfach! Der Zauber muss noch nicht perfekt sein. Du kannst ihn später wiederholen oder ihm neue Kraft geben, wenn du heute mit dem Ergebnis nicht zufrieden bist. Also, probier es aus! Niemand wird dich tadeln.“
Tarmak griff zaudernd nach Nymus' Stein. „Ich brauche noch einen Moment Zeit.“
„Kein Problem. Wir setzen uns schon mal ans Feuer. Vielleicht hilft dir die Musik ein wenig.“
Poptlok hielt plötzlich eine Gitarre in der Hand und drehte an den Wirbelköpfen, um die Saiten in der rechten Weise zu spannen. Dann summte er eine leise, zarte Melodie, zu der er sich begleitete. Zawarima ließ sich neben ihm nieder und sang ebenso leise mit. Es waren nur wenige Takte und wenige Worte. Danach wiederholte sich alles wieder. Nach einer Weile konnte Nymus mitein stimmen. Er hatte sich die Worte in der fremden, alten Sprache gemerkt. Poptlok ließ die Melodie vorsichtig anschwellen, hielt sie eine Zeitlang auf der Woge, um sie dann in einem Decrescendo auslaufen zu lassen, bevor er von Neuem begann. Zawarima löste sich von der Grundmelodie und ließ eine weiche zweite Stimme erklingen.
Nymus fand es wunderbar, welche Ruhe auf einmal seinen ganzen Körper durchflutete, welche Gelassenheit, welcher Friede.
Da trat Tarmak langsam ans Feuer und begann, den Turmalin mit dem Liebeszauber zu besprechen. Seine Stimme hörte sich rau und heiser an.
Poptlok führte den Gesang leicht ins Crescendo, und sie begleiteten zu dritt Tarmaks Zauber. Dessen Stimme wurde zunehmend klar, und je klarer sie wurde, desto fester und kraftvoller ertönte sie. Doch als er zu dem Wort „Liebe“ kam, begann sie zu zittern. Poptlok ging ins Forte über. Tarmak musste zweimal tief ein- und ausatmen, bevor er fortfahren konnte. Seine Stimme wurde wieder fest, bis er entschlossen den Schlusssatz rezitierte. Sacht ließ Poptlok die Melodie ausklin gen, spielte noch ein paar verhaltene Akkorde und ließ dann auch die Gitarre verstummen.
Tarmak streckte seine flache Hand mit dem Turmalin Nymus entgegen. Der stand langsam auf und formte seine Hände zu einer Schale, in die sein Vater den Stein gleiten ließ.
Nymus war gerührt, und helle Freude sprudelte in ihm. „Danke, Vater“, rief er und umarmte ihn stürmisch. „Dein Zauber war total gut!“
Tarmak lächelte und hielt seinen Sohn ganz fest.
„Mit diesem kraftvollen Liebeszauber hast du dich endgültig von den Schwarzmagiern verabschiedet“, würdigte Poptlok schließlich Tarmaks gelungenen Zauber.
„ Ja. Aber diese Zeit wird mich noch lange nicht loslassen“, befürchtete Tarmak und setzte sich mit Nymus ans Feuer.
„ Es ist umgekehrt: du musst sie loslassen. Aber erzähl doch mal!“, forderte ihn Zawarima auf. „Was hast du eigentlich als Schwarzmagier gemacht? Was für Aufgaben hast du gehabt?“
Tarmak spürte, dass Nymus, der sich an ihn gelehnt hatte, unruhig zu atmen begann. Zweifellos fürchtete der sich vor der Antwort. Zurecht. Wer Schwarzmagier gewesen war, hatte auch viel Schuld auf sich geladen. Aber Tarmak sah auch an Nymus' großen Augen, die der nun auf ihn richtete, dass der es ebenfalls wissen wollte.
Er kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe, bevor er begann: „Vor dem Schlimmsten hat mich das Schicksal oder die Fügung oder wie ihr es immer nennen mögt, bewahrt. Ich kam nie in die Lage, einen Menschen umbringen zu müssen. Zuerst hat alles völlig harmlos angefangen: Ich habe bei der Firma gearbeitet, die mir das Studium finanziert hatte. Inzwischen war mir klar, dass sie eine schwarzmagische Firma war. Aber wir haben dort normal gearbeitet, denn es wurden und werden ganz gewöhnliche Dinge hergestellt, die auf dem Markt nachgefragt werden. Ich war in dem Bereich 'Informationstechnische Lösungen' tätig und habe nach den speziellen Bedürfnissen unserer Kunden Anwendungen für ihre Computersysteme programmiert. Mir hat mein Beruf viel Spaß gemacht, zumal ich auch immer wieder Kontakt mit den Kunden hatte. Anfangs konnte ich abends noch nach Hause gehen, nämlich in meine Wohngemeinschaft, die noch aus der
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