Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
eingefräst waren. In jedem Loch steckte ein Gläschen, ähnlich denen, die man für Teelichter verwendet, nur größer und höher. Und jedes der Gläschen enthielt eine Farbe, von gelb über rot und grün bis dunkelblau und schwarz. Auch eins mit Weiß war dabei. In den Rillen rechts und links warteten verschieden dicke Pinsel gebraucht zu werden, alle ganz schwarz und glänzend.
„Der sieht ja echt geheimnisvoll aus!“, rief Jakob nach einer Weile des Schweigens.
Regine nickte nur. Sie war sprachlos. Sie wusste nicht, was sie von dem seltsamen Brief und diesem besonderen Farbkasten halten sollte. Er sah in der Tat sehr einladend aus. Schon jetzt verspürte sie das dringende Bedürfnis, sich ihr altes Wasserglas zu schnappen, es mit Wasser zu füllen und auf einem großen, weißen Blatt Papier loszupinseln.
„Du, mit dem würde ich auch mal gern malen“, hörte sie Jakob wie aus weiter Entfernung sagen.
In ihrer Phantasie sah sie eine Stadt mit vielen Geschäften. Die sah hübsch aus. Ja, die wollte sie aufs Papier bringen.
„Jetzt wissen wir immer noch nicht, von wem das Geschenk ist“, riss sie ihr Bruder endlich aus ihren Gedanken.
„Ich habe auch keine Idee“, gab Regine zu. „Ach übrigens: Kannst du dir vorstellen, wie dieser Karton hierhergekommen ist? Das Tor war abgesperrt, als wir ankamen.“
„Echt?“ Jakob starrte sie mit offenem Mund an. „Das hört sich ja wie Zauberei an!“ Aber dann meinte er: „Na ja, mit einem Dietrich kommt man so gut wie überall rein.“
„Gut. Wer könnte einen Dietrich haben?“
„Hm. Keine Ahnung. Die Polizei?“
„Ich kenne keinen Polizisten, der mir ein solches Geschenk machen würde“, sagte Regine.
„Vielleicht hat es ja jemand hierher gestellt, bevor Mutti heute Morgen weggefahren ist. Und Mutti hat es dann einfach stehen lassen.“
„Könnte sein. Ja, wenn es ihr pressiert hat, hat sie es nicht mehr hineingetragen. So könnte es gewesen sein. - Schau, sie kommt. Ich frag' sie gleich mal.“
Die Mutter schob ihr Fahrrad herein. Sie grüßte zu Frau Kux hinüber, wechselte ein paar Worte mit ihr und stellte das Rad schließlich in die Garage neben dem Eingang.
„Grüß euch, ihr zwei. Noch gar nicht im Haus?“
Der Fahrtwind hatte ihr halblanges, braunes Lockenhaar zerzaust und die Anstrengung ihre Wangen gerötet. Sie hatte sich sichtlich beeilt, um noch ein kleines Mittagessen anbieten zu können, bevor Regines Gäste kämen.
„Du Mutti“, begann Regine, „war der Karton hier schon heute früh auf der Treppenstufe, als du gegangen bist?“
„Was für ein Karton? - Nein. Da stand gar kein Karton,“ antwortete die Mutter.
Regine und Jakob sahen sich an.
„Zeig mal!“ Mutter warf einen Blick hinein auf den Farbkasten. „Der ist aber reizvoll! Da bekommt man sofort Lust, ein Bild zu malen. Und ihr sagt, dieser hübsche Karton stand auf der Treppe?“
Die Kinder nickten.
„Das ist komisch. Ich hab' doch abgesperrt, bevor ich zur Arbeit gefahren bin“, wunderte sich jetzt auch Mutter.
„Und das Tor war wirklich verschlossen, als wir gekommen sind“, bestätigte Regine. „Da kommen wir schon noch dahinter, wer es war und wie er oder sie ein verschlossenes, 1,80 Meter hohes Metalltor überwinden konnte,“ beendete sie das Gespräch. Sie wollte dem Geheimnis hinter dem Farbkasten selbst auf die Spur kommen. Deshalb sperrte sie rasch die Haustür auf. „Schau mal, Mutti, ich hab' von Frau Kux einen Blumenstrauß bekommen.“
Die Blumen lenkten die Mutter tatsächlich vom Karton ab.
„Das ist aber nett“, freute sie sich.
Sie hatte auch keine Zeit, weiter nach dem seltsamen Geschenk zu fragen. Sie hängte rasch ihre Jacke auf den Bügel, eilte ins Bad zum Händewaschen und dann sofort in die Küche, wo sie dem Schrank eine Glasvase entnahm, die sie mit Wasser füllte und auf den Tisch stellte. „Hier ist eine Vase für die Blumen“, rief sie hinaus und begann sofort mit der Essensvorbereitung.
Das Rätsel um den Farbkasten
Nach dem Mittagessen schickte die Mutter die Kinder hinaus. „Ich muss noch ein paar Sachen für die Schatzsuche nachher verstecken. Ihr braucht die geheimen Orte auch nicht zu kennen. Also raus mit euch! Und lasst euch auch nicht im Garten blicken!“
Regine schob ihr Fahrrad hinaus. Sie wollte es unbedingt ausprobieren. Langsam setzte sie sich auf der Straße vor dem Haus in Bewegung. Zum Glück gab es hier kaum Verkehr.
Jakob beobachtete seine Schwester eine Weile. Dann bat er sie:
Weitere Kostenlose Bücher