Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
„Darf ich auch mal?“
„Für dich ist der Rahmen aber zu groß und der Sitz zu hoch“, erwiderte Regine.
„Da ist doch eine Flügelschraube. Die kann man ganz leicht aufmachen und den Sitz verstellen.“
„Bitte, dann probier mal.“
Jakob merkte, dass man weit mehr Kraft brauchte, um eine Flügelschraube zu öffnen, als er gedacht hatte. Aber, obwohl er ziemlich klein war, war er dennoch stark und schaffte es schließlich. Er fixierte den Sitz so niedrig, wie es ging und wackelte halb stehend, halb sitzend die Straße entlang. Die Schaltung knackste, die Kette krachte. Regine wandte ihren Blick ab. Aber da sauste Jakob auch schon an ihr vorbei.
„Mensch, klasse!“, rief er begeistert.
„Jetzt reicht's! Komm zurück!“ Regine wollte ihr neues Rad endlich wieder unter ihrer Obhut haben.
„Schade!“ Jakob bremste direkt vor ihr, wobei sich das Hinterrad gefährlich anhob.
„Irgendwann bekommst du auch so ein Rad“, tröstete Regine.
Nachdem Jakob wieder den Sitz für seine Schwester gerichtet hatte, fragte er unvermittelt: „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Geburtstag und Entstehungs tag?“
Ach ja, der Brief! Über diesen Satz hatte Regine beim Mittagessen auch schon gerätselt. Sie richtete ihre blauen Augen auf die rote Klingel am Lenker und strich mit den Fingerspitzen sinnierend darüber. „Ich weiß es nicht genau. Ich hab' den Farbkasten nur vom zehnten Geburtstag bis zum elften Entstehungstag. Ich vermute, das heißt das gleiche wie: von Geburtstag zu Geburtstag. Also ein Jahr lang.“
„Vielleicht. Wie kommt er dann zurück? Stellst du ihn an deinem nächsten Geburtstag wieder vor die Haustür?“
„So ähnlich habe ich mir das gedacht. Du, sag den Eltern nichts von dem Brief. Das Ganze ist unser Geheimnis!“
„In Ordnung!“ Jakob war stolz, dass Regine ihn in dieses Geheimnis miteinbezog.
„Schau, da kommt ein rotes Auto. Das gehört Karlis Mutter.“ Regine winkte. Ihren Klassen kamera den Karli kannte sie schon seit Kindergartenzeiten. Sie waren eher Freunde als Kameraden und unternahmen viel zusammen.
Frau Ling stoppte das Auto. Schwungvoll stieg sie aus, gratulierte Regine mit einem strahlenden Lächeln und schenkte dem neuen Fahrrad die gebührende Anerkennung. Doch dann wurde sie ernst. „Du Regine, wir haben ein kleines Problem. Ist deine Mutter da?“
„Klar!“ Regine öffnete das Gartentor.
Frau Ling eilte die Einfahrt entlang zur Haustür.
Karli war inzwischen auch ausgestiegen. „Das ist also das Fahrrad!“ Er begutachtete es von vorn bis hinten, betätigte die Bremsen, klingelte kurz und musterte eingehend die Schaltung. „Toll! Bei der nächsten Fahrradtour lässt du mich auch mal fahren, gel?“
„Logisch. Du, was für ein Problem gibt’s bei euch?“
Er grinste seine Freundin an, während sie zusammen zum Haus schlenderten.
„Papa macht wieder mal Stress“, erklärte er.
„Wieso?“
„Er ist doch auf Dienstreise. Gestern gab's am Flughafen von New York Probleme, und Papas Rückflug nach Deutschland wurde auf heute verschoben. D'rum konnte Mama ihn heute Vormittag nicht vom Flughafen abholen, wie sie geplant hatte, sondern muss es heute Nachmittag tun.“
„Und?“
„Sie kann mich nach der Geburtstagsfeier nicht rechtzeitig abholen.“
„Das macht doch nichts“, freute sich Regine. „Dann bleibst du eben ein bisschen länger!“
„Das ist doch überhaupt kein Problem!“, hörten sie Regines Mutter sagen.
„Danke. Ich hole ihn dann ab, wenn ich mit meinem Mann zurückfahre“, erklärte Frau Ling und sauste schon wieder zu ihrem kleinen, flotten Flitzer, wobei sie den Kindern freundlich zuwinkte.
Bald kamen auch Mia, Lene und Frank. Endlich konnte die Feier beginnen.
Zuerst überreichten die Gäste ihre Geschenke, die Regine vor aller Augen auspackte. Von Karli hatte sie einen Vergrößerungsbecher bekommen. Darin krabbelte eine Spinne, die in dem Behälter recht wuchtig aussah. Jakob schüttelte es angewidert, als seine braunen Augen auch einen Blick erhaschten und er an dem Tier jedes einzelne Härchen erkennen konnte.
Die Geschenke der anderen waren Abenteuerbücher und sogar ein selbst gehäkelter Schal.
Nachdem die Geburtstagsgesellschaft sich Mutters hübsch zubereitete, leckere Überraschungs kugeln hatte schmecken lassen, gab es die Schatzsuche, bei der jeder ein Gesellschaftsspiel entdeckte. Denen widmeten sich die Kinder den ganzen Nachmittag, bis Mia, Lene und Frank abgeholt wurden.
„Das hat echt
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