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Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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Haustür zu und legte einen in regenbogenfarbenes Geschenkpapier eingefassten Karton davor ab. Dann verschwand sie, nicht ohne vorher wieder das Gartentor zu verschließen, wobei sie ganz ohne Schlüssel auskam.
    Regine und Jakob waren die ersten, die mittags nach Hause zurückkehrten. Regine hatte einen Schlüssel, mit dem sie jetzt das Gartentor aufsperrte. Am Zaun im Nachbargarten arbeitete die alte Frau Kux an ihren Blumen. Sie zog gerade sorgsam eine Brennnessel mit bloßer Hand aus der Erde, als die beiden Kinder sie höflich grüßten. Die Frau wirkte noch recht beweglich, ja geradezu jugendlich mit ihrer schlanken, elastischen Figur. Nur an ihrem grauen, langen Zopf und ihrem faltigen Gesicht konnte man erkennen, dass sie schon alt war. Sie lebte ganz allein auf dem großen Grundstück, das ihr seit etwa 18 Jahren gehörte. Die Gartenarbeit schien ihr Freude zu machen, denn sie sah immer recht zufrieden aus. Allerdings glaubte Regine, ab und zu einen traurigen Schatten auf ihrem Gesicht zu bemerken. Kam der vielleicht daher, dass Frau Kux nie Besuch bekam? Fühlte sie sich einsam? Aber sie schien sich auch nicht um Bekanntschaften oder gar Freundschaften zu bemühen. Sie besuchte keinen Verein und auch sonst keine Treffen der Frauen oder der Gemeindemitglieder.
    Frau Kux winkte ihnen lächelnd zu. „Schon zurück aus der Schule?“
    „Ja, zum Glück!“, sagte Regine freundlich.
    Und Jakob fügte hinzu: „Jetzt kann endlich was Tolles losgehen.“
    „Aha?“ Die Alte sah ihn neugierig an. Sie wusste sehr wohl, dass Jakob gern etwas erzählte.
    „Regine feiert heute Nachmittag ihren Geburtstag“, verriet Jakob.
    „Eine Geburtstagsfeier! Das ist aber was Schönes!“, freute sich die Nachbarin mit. „Herzlichen Glückwunsch, Regine! Wie alt bist du denn geworden? Zehn? Elf?“
    Regine schaute ihren Bruder ärgerlich an. Dass der doch immer alles ausplaudern musste! Aber zu ihrer Nachbarin gewandt, sagte sie artig: „Danke. Ich bin jetzt zehn.“
    „Warte, ich habe ein kleines Geschenk für dich.“ Rasch pflückte Frau Kux fünf Osterglocken, die wahrscheinlich erst heute im warmen Sonnenlicht erblüht waren, und fügte ein paar grüne Zweige vom Buchs und einige Mirabellenzweige bei. „Schau, die Mirabellenzweige tragen schon Blüten und Blätter.“ Sie reichte Regine den Strauß herüber.
    „Das ist aber wirklich nett von Ihnen! Vielen Dank!“ Das Mädchen strahlte sie an. Noch nie hatte sie einen Blumenstrauß geschenkt bekommen. So etwas erhielten normalerweise nur Erwachsene oder Fast-Erwachsene. Daher sah sie dieses Geschenk als ein Zeichen dafür, dass sie schon zu den Großen gezählt wurde.
    „Ich wünsche Euch viel Spaß heute Nachmittag!“ Die Nachbarin nickte den beiden zu und widmete sich wieder ihrem Beet.
    Die Geschwister strebten Richtung Haustür.
    „He, da liegt ja was auf der obersten Treppenstufe!“, rief Jakob überrascht. Er flitzte die letzten Meter. „Ein Karton. Und obendrauf ein Brief. 'Für Regine' steht auf dem Umschlag.“
    Er gab Regine beides. Die betrachtete erst mal wohlgefällig das regenbogenfarbene Papier, in den der Karton und gesondert der Kartondeckel eingeschlagen waren. Dann setzte sie sich auf die Treppenstufe und öffnete den Brief. Jakob ließ sich neugierig neben sie auf seinen Po plumpsen.
    „Wer hat dir denn das Geschenk hierhergelegt?“ Er schielte auf den Briefbogen und suchte unge duldig den Namen am Ende des Brieftextes.
    Regine wirkte ein bisschen durcheinander. Ihre Stirn war gekräuselt. „Ich weiß nicht. Da steht kein Name.“
    „Was steht denn da?“, bohrte Jakob weiter.
    Regine las vor: „'Ich gratulierte Dir herzlich zu Deinem zehnten Geburtstag und wünsche Dir alles Gute und viel Freude in Deinem Leben. Vielleicht hast Du Lust, Dir ein Bild zu malen. Das ist ein  besonderer Wasserfarbkasten, den Du nur in der Zeit zwischen Deinem zehnten Geburtstag und Deinem elften Entstehungstag verwenden kannst. Danach wird er verschwinden. Beachte das Wort im Deckel des Kastens! Herzliche Grüße' –  und sonst steht nichts da, kein Name, nichts.“
    „Komisch“, wunderte sich auch Jakob. „Mach mal die Schachtel auf. Vielleicht wird es dann klar, von wem das Geschenk kommt.“
    Regine hob vorsichtig den Deckel hoch. Die Geschwister blickten auf ein Holzkästchen, eingebettet in ein weißrosa geblümtes Tuch. Regine nahm den Holzdeckel ab. Zum Vorschein kam ein dickes Holzbrett, in das zwölf gleichmäßige kreisrunde Löcher

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